Lotus' neuer Investor Infinity Racing, der 35 Prozent des Teams erwarb, offenbarte nun, dass es Gespräche mit drei anderen Teams gab, ehe man sich für die Schwarz-Goldenen entschied. "Wir sehen uns die Formel 1 bereits seit etwa zwei Jahren an", meinte der Vorsitzende von Infinity Racing, Mansoor Ijaz. "Wir haben uns drei andere Teams angesehen, ehe wir uns für Lotus entschieden haben. Ich werde nicht verraten, welche, aber wir hatten grundsätzliche und in einigen Fällen auch sehr spezifische Gespräche."

Was den Investoren bei den anderen Teams fehlte, waren zwei Dinge: Zum einen der Teamgeist sowie mangelnde Vernetzung - sowohl vertikal als auch horizontal. Die Fähigkeiten der Teams ließen in der Breite und Tiefe zu wünschen übrig, erklärte Ijaz gegenüber Sports Pro Media. "Das zweite Element sind die klugen Wirtschaftsköpfe, die Genii Capital betreiben und diejenigen, die die Art und Weise, wie Lotus als Unternehmen gemanagt wird, beeinflussen. Das sind Menschen vom gleichen Schlag, wie ich es über meine gesamte Karriere hinweg gewesen bin", erläuterte er weiter. "Es gab eine Übereinstimmung darüber, wie das Unternehmen geführt werden sollte. Sie haben unglaubliche Arbeit dabei geleistet, in ein Team, das von früheren Problemen zerrüttet war, wieder Harmonie zu bringen."

Auf der Entwicklungsseite involviert

Ziel von Infinity Racing sei es nun, sicherzugehen, dass Lotus den Titel gewinnt. Die Unternehmensgruppe wird, da 2014 mit den neuen Motoren das Thema Technologie in den Vordergrund tritt, auf der Entwicklungsseite voll involviert sein. Eine wichtige Rolle wird dabei der jüngste Bruder von Ijaz, Mujeeb, spielen, der den Großteil seiner Karriere als Senior Design Engineer bei Ford arbeitete. "Er ist ein wichtiger Teil von dem, was wir tun, denn er bringt eine gewisse Fähigkeit als System-Integrator mit und ist ein Experte auf dem Gebiet der Batterie-Technologie. Er wird das, was wir für nächste Saison auf der technologischen Seite machen, dramatisch verbessern", so Ijaz.

Im Bereich Management will er sich dagegen kaum einmischen. "Eric [Lux] und Gerard [Lopez] haben hervorragende Arbeit geleistet und ein altes Sprichwort lautet: 'Wenn etwas nicht kaputt ist, dann reparier es nicht'. In diesem Sinne werde ich teilhaben, aber nicht sehr aktiv sein", gab Ijaz Einblicke in seine Pläne. "Wir werden dagegen stark darin involviert sein, die Sponsoreneinnahmen zu steigern, indem wir Titelsponsoren zum Team führen - das wird ziemlich schnell passieren - und wir werden einige wichtige Leute ins Spiel bringen. Ich werde im Grunde genommen mein globales Netzwerk dafür nutzen, um das Formel-1-Team zu unterstützen, und werde es einfach zum besten Team in der Formel 1 machen." Dieses Ziel will Ijaz bereits in einem Jahr erreicht haben. "Ich sage es einfach, pauschal, geradeheraus - wir werden in zwölf Monaten die Nummer eins sein."

Redaktionskommentar:

Motorsport-Magazin.com meint: Ijaz' Pläne klingen für mich zu phantastisch und zu wenig realistisch. Lotus ist ohne Frage ein starkes Team und hielt sich dank Kimi Räikkönen im vergangenen Jahr lange im Titelkampf. Allerdings bezweifle ich, dass sich die Schwäche des Teams im Bereich der Entwicklung innerhalb eines Jahres beheben lässt. Und dass ausgerechnet Ijaz' Bruder auf der technischen Seite eine Rolle spielen wird, lässt das Thema Vetternwirtschaft aufkommen. Darüber hinaus stellt sich die Frage, wie Ijaz etwas schaffen will, dass Eric Lux und Gerard Lopez, die seiner Meinung nach sehr fähige Menschen sind, nicht geschafft haben, nämlich große Sponsoren ins Boot zu holen. Ijaz hat sich mit seinen hochfliegenden Ankündigungen selbst stark in Zugzwang gebracht. Die Suppe muss er jetzt auslöffeln. (Annika Kläsener)