Red Bull in der Formel-1-Saison 2023
Aus der Feder Adrian Neweys hatte man bei der Entwicklung des 2023er-Autos dafür gesorgt, das überflüssige Gewicht des RB18 zu entfernen. 20 Kilo Übergewicht fielen zwischen dem 2022er-Boliden und dem RB19. Laut Teamchef Christian Horner war das der Schlüssel zum Erfolg. Schon beim Saisonauftakt in Bahrain ließ Max Verstappen die anderen Teams mit Leichtigkeit hinter sich, als er komfortabel den ersten Rennsieg der Saison holte - den ersten von vielen im Jahr 2023.
Fast wäre es die perfekte Saison geworden: Mit 21 von 22 Rennsiegen waren die Bullen 2023 eine Klasse für sich. Erst beim 15. Rennen in Singapur verdarb Carlos Sainz im Ferrari die Party. Zusammen mit dem Triumph in Abu Dhabi 2022 waren es aber 15 Siege in Folge - ein Rekord. Neben dem Konstrukteurstitel gewann das Team mit Max Verstappen zum zweiten Mal in Folge auch den Fahrertitel. Der RB19 wurde zum dominantesten Auto der Teamgeschichte, allerdings nur mit Max Verstappen am Steuer.
Teamkollege Sergio Perez war weit davon entfernt, ein Konkurrent für Verstappen zu sein. Zwei Rennsiege in Saudi-Arabien und Aserbaidschan schürten zu Saisonbeginn noch Hoffnung. Doch je länger die Saison dauerte, desto mehr wurde der Mexikaner zum Wackelkandidat. Perez steckte in einem Formtief fest, aus dem er sich nur selten befreien konnte. 2023 stand eine Trennung von Red Bull zwar nicht zur Debatte, doch 2024 wird ihm das Team aus Milton Keynes keine Schonfrist gewähren.
Red Bulls Formel-1-Geschichte
Red Bull engagierte sich ab 1995 zunächst als Partner von Sauber in der Formel 1, wo der Energydrink-Hersteller bis 2001 als Titelsponsor auftrat. Zur Saison 2005 kaufte Dietrich Mateschitz den ehemaligen Jaguar-Rennstall, der im Jahr 2000 aus Stewart Grand Prix hervorgegangen war. Christian Horner wurde aus der Formel 3000 als Teamchef engagiert. Nach einem durchwachsenen ersten Jahr auf Rang sieben in der Konstrukteurs-WM erhöhte Red Bull sein Investment. Eine klare technische Richtung sollte den Fahrern David Coulthard, Christian Klien und Vitantonio Liuzzi zum Erfolg verhelfen.
Zur Saison 2006 wurde mit Adrian Newey der erfolgreichste Formel-1-Ingenieur des vorangegangenen Jahrzehnts verpflichtet. In Monaco konnte David Coulthard dann schon mit dem RB2 das erste Podest des Teams feiern. Der Schotte erhielt im darauffolgenden Jahr mit Mark Webber einen neuen Teamkollegen von Williams.
Nachdem das Team in den ersten beiden Jahren mit Motoren von Cosworth und Ferrari am Start war, wurde ab 2007 eine Partnerschaft mit Renault etabliert. Coulthard und Webber gelangten allerdings nicht über vereinzelte Podien hinaus. Der Durchbruch von Red Bull wurde mit einem neuen technischen Reglement ab der Saison 2009 eingeleitet, wo Aerodynamik-Guru Adrian Newey der große Wurf gelang. Zusätzlich setzte Red Bull mit Sebastian Vettel auf das deutsche Wunderkind aus dem Juniorteam Toro Rosso.
Sebastian Vettel und Red Bull dominieren die Formel 1
Sebastian Vettel feierte beim Grand Prix von China 2008 mit dem RB5 den ersten Sieg für Red Bull. Der Heppenheimer und Teamkollege Mark Webber kamen im weiteren Saisonverlauf immer besser in Fahrt und machten Red Bull hinter Weltmeister Brawn GP zur zweiten Kraft in der Formel 1. Der Aufschwung setzte sich 2010 nahtlos fort. Sebastian Vettels gute fahrerische Leistungen wurden von technischen Problemen immer wieder dezimiert. Trotzdem gelang es ihm in einem Herzschlagfinale in Abu Dhabi sich vier Punkte vor Fernando Alonso mit 23 Jahren und 134 Tagen zum jüngsten Weltmeister der Formel 1 zu krönen.
Die erste Weltmeisterschaft des Heppenheimers war der Startschuss einer beeindruckenden Siegesserie, welche die letzten Jahre der Saugmotor-Ära in der F1 bestimmten. Vettel und Red Bull gewannen vier Mal in Folge die Fahrer- sowie die Konstrukteursweltmeisterschaft. Zusammen mit den Erfolgen von Webber kam der Rennstall in dieser Zeit auf 49 Siege, 57 Pole Positions und 41 schnellste Rennrunden.
Der Wechsel auf Hybrid-Motoren setzte der Herrschaft Red Bulls 2014 ein Ende. Daniel Ricciardo ersetzte Marc Webber und besiegte in seiner ersten Saison beim Rennstall gleich seinen Weltmeister-Teamkollegen. 2015 erfüllte sich Sebastian Vettel mit dem Wechsel zu Ferrari seinen Kindheitstraum und statt ihm wurde Daniil Kvyat vom Schwesterteam Toro Rosso hochgezogen. Der Russe musste Anfang 2016 nach einigen Torpedo-Aktionen allerdings für das nächste Supertalent aus der hauseigenen Förderung Platz machen.
Max Verstappen läutet neue Ära bei Red Bull ein
Max Verstappens feierte beim Grand Prix von Spanien bei seinem ersten Auftritt mit Red Bull einen sensationellen Sieg und läutete damit eine neue Ära innerhalb des Teams ein. Der jüngste F1-Sieger der Geschichte lief Ricciardo bald den Rang ab und avancierte zur unangefochtenen Nummer eins im Team. Auf ein WM-fähiges Auto musste er allerdings länger warten, zu stark war Mercedes' Überlegenheit und deren Motor aus Brixworth. Ende 2018 trennte sich Red Bull schließlich von Renault, nachdem es aufgrund der Performance und Zuverlässigkeit der Motoren immer Streit zwischen Christian Horner und Cyril Abiteboul gab.
Nicht nur von Renault, auch von Daniel Ricciardo trennte sich Red Bull. Auf Wunsch des Australiers: Er suchte sein Glück bei Renault und McLaren, bevor er 2023 wieder als dritter Fahrer zum Team zurückkehrte. Die Suche nach seinem Nachfolger gestaltete sich 2019 etwas schwierig: Pierre Gasly startete die Saison, musste nach 12 Rennen mit mäßigem Erfolg (Highlight war ein vierter Platz in Silverstone) aber mit Alex Albon Plätze tauschen. Der Thailänder wurde in seiner Rookie-Saison von Toro Rosso zu Red Bull befördert und blieb bis 2020 im Team. Ausbeute: Zwei dritte Plätze.
Neue Red-Bull-Dominanz
Ab 2019 ging das Team mit Power Units von Honda an den Start. Die Kooperation mit den Japanern war mit drei Siegen im ersten Jahr von Beginn an erfolgreich. 2020 gewann Max Verstappen zwei Rennen, bevor 2021 der große Durchbruch folgte. Mit Sergio Perez holte Red Bull einen Routinier und Grand-Prix-Sieger von Racing Point. Der Honda-Motor konnte mit Mercedes mithalten und eine geringfügige aerodynamische Regeländerung am Unterboden machte Red Bull zum Titelanwärter.
2021 wurde von vielen als die beste Saison der Formel 1 bezeichnet und die Protagonisten Max Verstappen und Lewis Hamilton schenkten sich in Duellen keinen Meter. In Silverstone und Monza gipfelte bei Kollisionen die Rivalität zwischen den Teams. Punktemäßig immer knapp beisammen, reisten Verstappen und Hamilton zum letzten Rennen mit Punktegleichstand an. Es folgte ein kontroverser Showdown in Abu Dhabi, bei dem in der letzten Runde der neue Weltmeister Max Verstappen gekrönt wurde. Nach Sebastian Vettels Triumpf 2010-2013 hatte das Team wieder einen Weltmeister.
2022 dominierte Red Bull mit 17 Siegen, 28 Podien und 8 Pole Positionen die erste Saison der neuen Formel-1-Ära. Erstmals seit 2013 konnte das Team beide WM-Titel einfahren. Zu Beginn kämpfte der österreichische Rennstall noch mit Zuverlässigkeitsproblemen. Im Laufe der Saison wandelte sich der RB18 aber immer mehr zum dominantesten Auto des Feldes. Die Mission Titelverteidigung ist Red Bull geglückt, obwohl 2021 bis spät in die Saison gleichzeitig der RB16B RB18 entwickelt wurde.
Ohne Kontroversen ging es nach Abu Dhabi 2021 aber auch 2022 nicht: Einerseits beim Teamorder-Drama in Brasilien, als Max Verstappen sich aufgrund ominöser Gründe weigerte, Sergio Perez trotz klaren Anweisungen vom Team vorbeifahren zu lassen. Gerüchte ranken sich um einen absichtlichen Crash von Perez beim Qualifying in Monaco. Laut Red Bull wäre das Thema aber intern geklärt und abgehakt.
Andererseits Red Bulls Überschreitung des Budget-Caps. Neben dem angekratzten Ruf setzte es eine Strafe von sieben Millionen Dollar und eine Reduktion der Aerodynamik-Testzeiten um zehn Prozent. Als Konstrukteursmeister hat das Team aus Milton Keynes sowieso am wenigsten CFD-Versuche und Windkanalzeit, für die 2023er Saison wurden die Karten also wieder neu gemischt.