McLaren in der Formel-1-Saison 2023
McLaren erlebte 2023 den zweiten Katastrophen-Saisonstart in Folge. Obwohl Neu-Teamchef Andrea Stella bereits bei der Präsentation des MCL60 zur Geduld appellierte und von einer fehlgeschlagenen Entwicklung sprach, hoffte das Team weiterhin an die Leistung der Saison 2022 anknüpfen zu können. Doch die Form in den ersten Rennen war erschreckend.
Erst in Australien schafften es beide McLaren-Piloten aufgrund des Chaos in die Punkte. Schon früh hatte der britische Rennstall ein großes Update angekündigt, in Österreich stand dann eine komplett neue B-Version am Start. Das Blatt wendete sich. Von nun an kämpfte McLaren mit Aston Martin und Mercedes um den Titel der zweiten Kraft im Fahrerfeld.
Es folgten die ersten Podiumsplätze durch Lando Norris in Großbritannien und Ungarn. Nach einem kurzen Formtief und weiteren Updates schlug McLaren in Singapur zurück und wurde auch in den folgenden Rennen zum regelmäßigen Podiumskandidaten. Mit dem Sprintsieg von Oscar Piastri in Katar fand der Erfolg des Teams seinen Höhepunkt. Der außergewöhnliche Performance-Sprung beförderte McLaren vom Hinterbänkler auf den vierten WM-Platz.
Die Geschichte von McLaren in der Formel 1
McLaren blickt auf eine lange und bewegte Historie in der Königsklasse zurück, die mit Gründer Bruce McLaren im Jahr 1966 ihren Anfang nahm. Der Neuseeländer etablierte sein eigenes Rennteam innerhalb kurzer Zeit in der Formel 1 und feierte zwei Jahre später in Spa-Francorchamps höchstpersönlich den ersten Sieg für McLaren Racing. Sein tragischer Tod bei Sportwagen-Testfahrten im Jahr 1970 versetzte der Organisation einen schweren Schlag, doch die Erfolgsgeschichte ging weiter.
Unter Führung von Teamchef Teddy Mayer feierte McLaren in den Jahren 1974 und 1976 mit Emerson Fittipaldi beziehungsweise James Hunt seine ersten beiden WM-Titel. Die große McLaren-Ära brach allerdings erst im darauffolgenden Jahrzehnt an, als Ron Dennis sein Formel-2-Team Project Four Racing mit McLaren fusionierte. Der ehrgeizige Brite übernahm ab 1980 die Leitung des F1-Rennstalls.
Ab 1983 etablierte McLaren eine erfolgreiche Partnerschaft mit Porsche, die mit der Finanzierung des Luxemburger Konzerns Techniques d’Avant Garde (TAG) einen neuen Turbomotor entwickelten. Zwischen 1984 und 1987 führte diese Ehe zu drei Fahrer- sowie zwei Konstrukteurstiteln, für die Niki Lauda und Alain Prost verantwortlich zeichneten. Der Österreicher gewann 1984 seine zweite Weltmeisterschaft knapp vor dem Franzosen, der in den beiden darauffolgenden Jahren erfolgreich war.
Die erste McLaren-Honda-Ära
Der Wechsel auf Turbomotoren von Honda mitsamt Verpflichtung von Ausnahmetalent Ayrton Senna sorgte dafür, dass McLaren ab 1988 nahtlos an die Erfolge anknüpfte. Der Brasilianer wurde auf Anhieb Weltmeister und lieferte sich in der Folge eine erbitterte Rivalität mit Prost, die Letzteren Ende 1989 dazu veranlasste, den Rennstall zu verlassen - allerdings nicht ohne seinen Herausforderer im WM-Kampf besiegt zu haben. Senna feierte 1990 und 1991 zwei weitere WM-Titel, doch Honda verabschiedete sich im Jahr darauf und zwang McLaren zu einem Neuanfang.
Von McLaren-Mercedes zum zweiten McLaren-Honda-Versuch
Nach einem Übergangsjahr mit Ford und einem gescheiterten Experiment mit Peugeot schloss sich das Team ab 1995 mit Mercedes-Benz zusammen, um eine weitere glorreiche Ära einzuleiten. Mit dem Automobilhersteller als Anteilseigner schaffte Dennis eine schlagkräftige Kombination, die Mika Häkkinen 1998 und 1999 zum WM-Titel führte. Mit Lewis Hamilton feierte man im Jahr 2007 eine weitere Weltmeisterschaft. Bis Ende 2014 feierte die Allianz insgesamt 78 Siege. Der Trennung von Mercedes folgte eine zweite Ehe mit Honda, die jedoch nicht an die glorreichen Zeiten anknüpfen konnte.
Obwohl McLaren mit Fernando Alonso abermals auf einen der besten Fahrer im Geschäft setzte, wurde das Projekt eine Enttäuschung. Ständiges Kompetenzgerangel und Machtkämpfe zwischen McLaren und Honda sorgten für eine schlechte Zusammenarbeit und eine noch schlechtere Atmosphäre. Hinzu kam eine Instabilität im Management von McLaren, das nach dem Ausstieg von Dennis eine Führungspersönlichkeit vermisste.
Zak Brown leitet neue McLaren-Ära ein
Die Partnerschaft mit Honda verpasste sämtliche Zielsetzungen und wurde Ende 2018 aufgelöst. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Organisation mit Zak bereits wieder einen neuen Mann an ihrer Spitze. Der US-Amerikaner war Ende 2016 zum Team hinzugestoßen und knapp anderthalb Jahre später in die Rolle des CEO geschlüpft. Unter seiner Führung fand McLaren ab 2019 den Weg aus der Krise und wurde von einer Chaostruppe zu einem geachteten Mittelfeld-Team.
McLaren gelang 2021 der erste Grand-Prix-Sieg seit neun Jahren, und das britische Traditionsteam galt auch 2022 als heißer Anwärter darauf, die Top-Teams aufzumischen. Doch der Traum platzte schnell. Bremsprobleme erschwerten den Saisonstart. Das Team aus Woking musste sich am Ende im Kampf um Platz 4 geschlagen geben. Grund hierfür war nicht nur die Performance des MCL36, auch Daniel Ricciardos Ergebnisse trugen zu der schwierigen Saison bei. Lando Norris hingegen sorgte im Team für die nötige Stabilität.
Zur Sommerpause verkündete McLaren Oscar Piastri als neuen Stammfahrer. Daniel Ricciardo musste sich damit vorerst aus der Formel 1 verabschieden, bis er 2023 zu seiner alten Heimat AlphaTauri zurückkehrte. Auch Teamchef Andreas Seidl verließ McLaren zum Ende des Jahres und führt 2023 seine Dienste bei Alfa Sauber fort. Andrea Stella wurde daraufhin teamintern befördert und übernahm ab 2023 die Teamchef-Rolle bei den Briten.