Portrait:
Kimi Räikkönen begann im Alter von neun Jahren mit dem Kartsport und blieb diesem zehn Jahre lang treu. In seinem dritten Jahr gewann er in seiner Heimat Finnland die Meisterschaft der Minis, ein Jahr später den Titel in der Klasse Raket Junior. Mit 14 Jahren erzielte er seinen ersten Achtungserfolg, als er im Raket-Kart-Cup Rang zwei eroberte. Ab 1995 ging Räikkönen in der höchsten finnischen Klasse A an den Start, die er 1997 und 1998 mit dem Titelgewinn abschloss.
Als relativ später Einsteiger wechselte Räikkönen 1999 mit 19 Jahren in den Formelsport. Nach Teilnahme an vier Rennen der britischen Formelt Renault startete er ebenfalls bei der dazugehörigen Winterserie, welche er auf Anhieb für sich entschied. Im Jahr 2000 krönte er sich mit sieben Siegen aus zehn Rennen überlegen zum Meister der britischen Formel Renault der Saison 2001. Nachdem Räikkönen mit zwei Siegen in nur zwei Rennen auch im Formel Renault 2.0 Eurocup großen Eindruck hinterlassen hatte, lud ihn Formel-1-Teamchef Peter Sauber, der noch eines seiner beiden Cockpits für die Saison 2001 zu besetzen hatte, im Winter 2000/01 zu Testfahrten nach Mugello ein.
Entgegen dem Willen des Sponsors holte Teamchef Peter Sauber Räikkönen nach überzeugenden Testfahrten in sein Team, obwohl Kimi zu diesem Zeitpunkt gerade erst 23 Autorennen bestritten hatte. Sauber wurde für seine Risikobereitschaft heftig kritisiert und die FIA gestand dem jungen Finnen die Superlizenz zunächst nur für vier Rennen auf Probe zu.
Räikkönens Formel-1-Karriere begann damit beim Großen Preis von Australien am 4. März 2001 auf dem Albert Park Circuit in Melbourne. Erneut beeindruckte der Finne und sicherte sich gleich in seinem ersten Rennen als Sechster eine Platzierung in den Punkterängen. Auch in den nächsten Rennen zeigte er jeweils respektable Leistungen, sodass die Erteilung der Superlizenz über die ersten vier Rennen hinaus keiner Erörterung mehr bedurfte. Räikkönen beendete seine erste Formel-1-Saison mit insgesamt neun Punkten als Zehnter der Gesamtwertung und trug zum besten Teamergebnis in der Geschichte des Sauber-Teams bei, das mit 21 Punkten auf Platz vier der Konstrukteure landete.
Räikkönens Leistungen blieben nicht unverborgen und nach nur einer Saison kaufte McLaren-Teamchef den jungen Finnen auch auf Anraten von Doppelweltmeister und Landsmann Mika Häkkinen aus seinem laufenden Vertrag heraus, um ihn als Stammfahrer für die Silberpfeile einzusetzen. Bereits in seinem ersten Rennen fuhr Räikkönen die schnellste Rennrunde und als Dritter aufs Podium. In einer wahren Seuchensaison musste er nicht weniger als elf Mal vorzeitig die Rennen beenden - meistens aufgrund technischer Defekte. In den sechs Grand Prix, in denen Räikkönen die Zielflagge sah, lag er nie schlechter als Position vier, inklusive vier Podestplatzierungen.
Bereits in seinem zweiten Jahr bei McLaren verfehlte Räikkönen den ganz großen Wurf nur denkbar knapp. Mit 91:93 Punkten belegte er hinter Michael Schumacher den zweiten Rang der Weltmeisterschaft und hielt sich mit neun Punkten Rückstand vor dem letzten Rennen gar bis zur letzten Sekunde die Chance auf den Titel offen. Die Saion 2004 verlief trotz des zweiten Sieges nach Malaysia im Vorjahr sowie drei weiteren Podestplatzierungen weniger erfreulich. Viele technisch bedingte Ausfälle kosteten Räikkönen etliche Punkte und aussichtsreiche Positionen, was sich zu einem enttäuschenden Endrang sieben aufsummierte.
Seinen endgültigen Durchbruch als ein Superstar der Formel 1 schaffte Räikkönen in der Saison 2005, als ihm sieben Siege, insgesamt zwölf Podestplatzierungen sowie zehn schnellste Rennrunden gelangen. Allerdings kosteten ihn technische Defekte in Qualifying und Rennen immer wieder wertvolle Positionen und Punkte, sodass er der zumindest auf dem Papier schwächeren Kombination Alonso und Renault den Vortritt in Sachen Titel lassen musste. Nach einer enttäuschenden Folgesaison ohne Sieg und lediglich Endrang fünf verließ Räikkönen nach fünf Jahren und zwei Vizemeisterschaften McLaren und heuerte bei der Scuderia Ferrari an.
Als Nachfolger des zurückgetretenen Michale Schumacher gelang Kimi Räikkönen das unbestrittene Highlight seiner Karriere. Nachdem die WM nach sieben Rennen trotz des Auftaktsieges in Australien bereits zu entgleiten drohte, gewann Räikkönen fünf der letzten zehn Rennen, landete dabei neun Mal auf dem Podium und sicherte sich mit einem Zähler Vorsprung vor dem McLaren Duo Lewis Hamilton und Fernando Alonso den nicht mehr für möglich gehaltenen Titel. Unter der alten Zehn-Punkte-Regel holte Räikkönen dabei schier unglaubliche 17 Punkte Rückstand auf Wunder-Rookie Hamilton in den letzten beiden Rennen auf, nachdem dieser sich zwei monumentale Fehler geleistet hatte.
Im Anschluss an seinen Titelgewinn zeigte die Formkurve Räikkönens bei Ferrari jedoch stetig nach unten. Trotz zweier Siege aus den ersten vier Rennen des Folgejahres erlebte er vor allem in der zweiten Saisonhälfte mit einer Serie von nur einem Punkt aus vier Rennen einen radikalen Einbruch, rettete sich durch drei dritte Ränge zum Saisonende soeben noch auf WM-Rang drei. Die Saison 2009 erlebte einen weiteren Leistungsabbau Räikkönens, der lediglich eine Podestplatzierung in den ersten neun Rennen erzielte, klar im Schatten von Teamkollege Massa stand und sich erst nach dessen schwerem Unfall mit einem Sieg und vier Podien in Serie wieder etwas rehabilitierte. Nach lediglich 48 Punkten und WM-Rang sechs kaufte Ferrari Räikkönen jedoch aus seinem Vertrag heraus, und ersetzte ihn durch Fernando Alonso.
Im Anschluss entschied sich Räikkönen zu einem Wechsel in die WRC, der allerdings schwieriger begann als angenommen. Mit acht Ausfällen und lediglich Endrang zehnmusste er sich seinem jungen Teamkollegen Sebastien Ogier, der auf Rang vier einkam, deutlich geschlagen geben. 2011 belegte der Finne in der Gesamtwertung erneut den zehnten Platz und gab nach Saisonende seine Rückkehr in die Formel 1 bekannt. Bei 21 Rallyes fuhr Räikkönen elf Mal in die Punkte, erzielte Rang fünf in der Türkei 2010 als bestes Einzelergebnis und gewann auf Asphalt in Deutschland gar eine Wertungsprüfung.
2012 kehrte Räikkönen für Lotus zurück in die Formel 1. Gleich in seiner Comebacksaison zeigte der "Iceman" wieder seine Klasse und sicherte sich hinter den überragenden Sebastian Vettel und Fernando Alonso Rang drei in der Fahrerwertung. In Abu Dhabi siegte Räikkönen, stand weitere fünf Mal auf dem Podium und verpasste lediglich in China die Punkteränge. Die Saison 2013 begann mit dem Sieg in Australien sowie drei zweiten Rängen innerhalb der ersten fünf Rennen äußerst vielversprechend. Vor allem der schonende Umgang mit den neuen Pirelli-Reifen ließ Räikkönen zu einem ernsthaften Titelkandidaten reifen. Zwei schlechte Ausbeuten in Monaco und Kanada sowie der offizielle Wechsel auf die Vorjahresreifen erstickten diese Hoffnung jedoch jäh. Nach Bekanntwerden nicht geleisteter Gehaltszahlungen über die komplette Saison gab Räikkönen wenig später seine Rückkehr zu Ferrari bekannt.
Als kurz vor Saisonende der Streit um die immer noch ausstehenden Zahlungen weiterhin nicht beigelegt war, drohte Räikkönen mit einem Rennboykott für den Abu Dhabi-GP. Dieser wurde zwar abgewendet, jedoch schied Räikkönen nach der Rückversetzung ans Ende des Feldes aufgrund eines illegalen Unterbodens im Qualifying bereits in der ersten Kurve aus. Nach einer anschließenden Rückenoperation bedeutete dies somit das vorzeitige Ende seiner Lotus-Karriere.
In der neuen Turbo-Ära startete Räikkönen gemeinsam mit Fernando Alonso für die Scuderia Ferrari. Der von Experten vorhergesehen Hauskrach blieb in Maranello aus. Allerdings blieben genauso die Leistungen der Roten auf der Strecke. Lediglich ein vierter Rang in Belgien sprang für den wortkargen Finnen als beste Platzierung heraus - zu wenig für die Ansprüche des Ex-Weltmeisters. Zum ersten Mal seit 1993 stand zudem kein Ferrari-Pilot in der Mitte des Treppchens, weshalb die gesamte Teamleistung in der Saison 2014 unterdurchschnittlich war. Räikkönen beendete die Saison auf Rang 12 mit nur 55 Punkten auf dem Konto. Gegenüber seinem spanischen Teamkollegen hatte er auch deutlich das Nachsehen. Alonso holte 155 Punkte und belegte schlussendlich Rang sechs in der Fahrer-WM.
2015 bekam Räikkönen mit Sebastian Vettel einen alten Bekannten und Freund als Teamkollegen bei der Scuderia. Doch nicht nur sein Teamkollege änderte sich, sondern auch seine Form. Nach dem enttäuschenden Vorjahr konnte der Finne mit dem neuen Auto von Beginn an bessere Ergebnisse erzielen. Durch drei Podestplätze und elf weitere Punkteränge verdreifachte er seine Punkteausbeute beinahe und belegte statt Platz neun den vierten Rang.
Im Jahr 2016 rehabilitierte sich Räikkönen von seiner schwachen Vorstellung im Vorjahr. In der Gesamtwertung landete er mit dem sechsten Rang zwar zwei Plätze weiter hinten, doch unter dem Strich fuhr er mehr Punkte ein als 2015 und war mit 186 zu 212 Zählern vor allem deutlich näher am Teamkollegen. Im Qualifying-Duell behielt er gegen Vettel mit 11:10 sogar die Oberhand. Als Belohnung erhielt er bereits zur Saisonmitte die Vertragsverlängerung bei Ferrari.
2017 musste sich Kimi Räikkönen seinem Teamkollegen wieder deutlicher geschlagen geben, auch das Qualifying-Duell gegen Sebastian Vettel verlor der Finne diesmal wieder klar. Ein Teil des großen Rückstands von mehr als 100 Punkten ist jedoch auch auf Räikkönens Schützenhilfe für Vettel im WM-Kampf gegen Hamilton zurückzuführen. So opferte Ferrari in Monaco und Ungarn zwei Iceman-Siege zugunsten der Vettel-Chancen. Die waren zu diesem Zeitpunkt allerdings hauptsächlich deshalb größer als die des Finnen, weil Räikkönen sich mit Setup-Problemen zum Saisonstart bereits früh einen zu großen Punkte-Nachteil eingehandelt hatte. Im weiteren Saisonverlauf steigerte sich Räikkönen allerdings mit einigen Podien. Eine Reihe meist unverschuldeter Kollisionen kostete jedoch einen Batzen Punkte.
Mit zwei frühen, technisch bedingten Ausfällen war der WM-Zug für Räikkönen auch 2018 abgefahren. Dank konstanter Leistungen und einem guten Ferrari erzielte Räikkönen insgesamt zwölf Podestplätze. In Monza holte er die Pole Position, musste sich im Rennen nach großem Kampf aber hinter Lewis Hamilton einordnen. An diesem Wochenende kam auch die Nachricht, dass Räikkönen 2019 durch Charles Leclerc ersetzt werden würde. Anstatt zurückzutreten, unterschrieb der Finne einen Zwei-Jahres-Vertrag bei Sauber. Seine zweite Ferrari-Ära konnte Räikkönen mit einem Sieg in Austin versöhnlich abschließen.
In die Saison 2019 startete Räikkönen bei seinem neuen Arbeitgeber mit vier Top-10-Platzierungen. Bis zur Sommerpause profilierte sich der erfahrene Finne bei Alfa Romeo als verlässlicher Punktelieferant. In der zweiten Saisonhälfte blieben Top-10-Platzierungen allerdings eine Rarität. Das wiederholte sich 2020. Räikkönen sammelte lediglich bei zwei Rennen WM-Punkte.