Der Grand Prix von Belgien zählt zu den beliebtesten Rennen des Jahres. Durch sein einzigartiges Layout ist der Circuit de Spa-Francorchamps selbst für die besten Piloten der Welt eine fahrerische Herausforderung.
Spa-Francorchamps: Die Geschichte
Bereits 1950 zählte die Ardennenachterbahn von Spa zum Formel-1-Kalender, damals aber noch mit einem grundlegende anderen Layout von über 14 Kilometern. Zeitweise fand der Belgien GP in Nivelles und Zolder statt. Seit 1985 ist Spa in der Königsklasse die erste Wahl.
Das Layout des Circuit de Spa-Francorchamps
Die Strecke ist die längste im aktuellen Rennkalender. Mit 7,004 Kilometern beträgt die Renndistanz lediglich 44 Runden. Diese sind aber dafür umso anspruchsvoller. Einige Kurven wie Eau-Rouges, Les Combes, Pouhon, La Source und Blanchimont sind weltbekannt und anspruchsvoll. Ein kleiner Fehler kann schnell zum vorzeitigen Aus führen.
Die Auslaufzonen sind über die Jahre zwar größer geworden, doch so groß wie auf anderen modernen Grand-Prix-Stecken sind sie nicht. Gerade in den schnellen Passagen stehen die Reifenstapel zum Teil sehr nah an der Strecke. 2021 und 2022 wurden nach einer Serie von schweren Unfällen Umbauarbeiten durchgeführt, um die Auslaufzone an den gefährlichsten Stellen zu entschärfen. Insgesamt gibt es neun Rechts- und zehn Linkskurven.
Highspeed-Run durch Eau Rouge in Sektor 1
Die Haarnadel von La Source eröffnet die Runde. Im Qualifying kann sie bereits über Zehntelsekunden entscheiden, denn wer den Scheitelpunkt nicht trifft und schlecht aus der Kurve heraus beschleunigt, wird auf dem darauffolgenden Vollgas-Stück durch Eau Rouge und über die lange Kemmel-Gerade gnadenlos bestraft.
Am Ende von Kemmel erwartet die Piloten die Rechts-Links-Rechts-Kombination Les Combes. Auch hier muss mit Köpfchen gefahren werden, denn wer es am Eingang zu hitzig angeht, bringt sich für die darauffolgende Rechtskurve Malmedy in eine schlechte Position und verliert in der gesamten Passage Zeit.
Darauf folgt eine kurze Gerade, bevor hart in die Bergab-Rechtskurve Bruxelles hineingebremst wird. Am Ausgang dieser Kurve müssen sich die Piloten sogleich für die darauffolgende Linkskurve in Position bringen. Als es an dieser Stelle noch keine asphaltierte Auslaufzone gab, flogen dort regelmäßig Piloten rücklings in die Reifenstapel, nachdem sie beim Einlenken das Heck verloren hatten.
Es schließt sich ein weiterer Highspeed-Abschnitt an. Auf dem Bergab-Stück zur Doppellinks Pouhon erreichen die Piloten bis zu 300 km/h. Die Kurven werden mit den aktuellen Boliden fast Vollgas durchfahren. Nach einem kurzen Geradeausstück erreichen die Piloten die schnelle Rechts-Links-Passage Campus. Der Kurvenausgang lädt dazu ein, die volle Streckenbreite auszunutzen. Doch wer es hier übertreibt, landet meist in der Streckenbegrenzung. Die darauffolgenden Stavelot-Rechtskurven sind vor allem unter nassen Bedingungen eine echte Herausforderung.
Entscheidung im letzten Sektor
Auf einer schnellen Runde können sie ähnlich wie La Source entscheidend sein, denn wer hier nicht die perfekte Ausgangsgeschwindigkeit mitnimmt, verliert auf dem Bergauf-Run durch Blanchimont in Richtung Bus-Stop viel Zeit. Die ehemalige Mutkurve Blanchimont kann in der Formel 1 seit Jahren mit Vollgas durchfahren werden.
Die seit den frühen 2000er Jahren mehrfach umgebaute Bus-Stop ist der mit Abstand härteste Anbremspunkt auf der Runde und damit auch die beste Überholmöglichkeit. Haben die Fahrer die Rechts-Links-Kombination passiert, befinden sie sich bereits auf der vegleichsweise kurzen Start- und Zielgeraden.
Die Technik in Spa
Der Fokus Fahrzeugabstimmung liegt in Spa darauf, einen hohen Topspeed zu erreichen. Die Autos fahren im ersten Sektor zwischen La Source und Les Combes mehr als 20 Sekunden mit Vollgas. Im letzten Sektor zwischen Stavelot und Bus-Stop ist es nur geringfügig weniger. Die Ingenieure müssen also darauf achten, wie viel Downforce sie entbehren können, ohne dass in den schnellen Kurven zu viel Stabilität und Zeit geopfert wird.
Insgesamt werden 70 Prozent der Runde unter Volllast zurückgelegt. Die Durchschnittsgeschwindigkeit auf der Runde beträgt knapp 240 km/h. Der Benzinverbrauch ist dementsprechend hoch. 2,2 Kilogramm werden pro Runde verbrannt. Damit ist natürlich auch ein gutes Power-Management auf Seite des Motors gefragt. Zumal in Spa nur wenig kinetische Energie rekuperiert werden kann.
Die Piloten verbringen lediglich 13 Prozent der Rundenzeit auf der Bremse. Wirklich hart verzögert wird nur an wenigen Stellen. Ab Bruxelles, der elften Kurve auf der Runde, wird bis zur Bus-Stop (Kurve 20) nicht mehr hart gebremst.