Die Formel 1 macht seit 2018 wieder Halt in Frankreich. Die 40 Kilometer von Marseille entfernt gelegene Rennstrecke, die 2020 coronabedingt pausieren musste, gilt als Vorreiter des modernen GP-Kurses und blickt auf eine umfangreiche Historie in der Formel 1 zurück.
Circuit Paul Ricard: Die Geschichte
Im April 1970 eröffnet, setzte die Anlage in Le Castellet zur damaligen Zeit neue Maßstäbe im Streckendesign. Als permanente Rennstrecke mit Kerbs und Auslaufzonen bot sie im Vergleich zu den damals üblichen Kursen auf öffentlichen Straßen, wie zum Beispiel in Rouen oder Clermont-Ferrand, deutlich mehr Sicherheit. Hinzu kam eine fortschrittliche Boxenanlage sowie eine gut ausgebaute Infrastruktur. Sie umfasste ein Gewerbegebiet und einen Flugplatz.
Im darauffolgenden Jahr gastierte die Formel 1 erstmals auf dem Circuit Paul Ricard, der in seiner ursprünglich 5,842 Kilometer langen Konfiguration vor allem für die Mistral-Gerade bekannt war. Das 1,8 Kilometer lange Vollgasstück endete mit der ultraschnellen Signes-Kurve, welche unter den Piloten berüchtigt war.
Gleichzeitig bedeutete dieser Streckenabschnitt maximale Belastungen für das Material. Motorplatzer waren in Le Castellet keine Seltenheit. Vor allem in der Turbo-Ära war die Gerade für ihre Topspeeds bekannt. Das Ende des ersten Layouts und damit auch der ursprünglichen Mistral-Gerade besiegelte der tödliche Unfall von Elio De Angelis 1986 bei Testfahrten.
Aufkauf durch Bernie Ecclestone und Umbau zur Teststrecke
Die Formel 1 wich infolge des Todesfalls auf das 3,812 Kilometer lange Club-Layout aus, welches die Mistral-Gerade auf einen Kilometer stutzte und das die Verrerie-Passage, in der sich der Unfall ereignet hatte, dabei umfuhr. Der vorerst letzte von Grand Prix in Le Castellet wurde 1990 ausgetragen. Danach zog die Formel 1 von 1991 bis 2008 mit dem Frankreich GP nach Magny-Cours um.
Nach dem Tod des Initiators der Rennstrecke, dem Industriellen Paul Ricard, kaufte Formel-1-Zampano Bernie Ecclestone die Anlage 1999 auf. Gemieden wurde der Circuit Paul Ricard von der Königsklasse in dieser Zeit aber nicht. Die in Südfrankreich durchgehend milden Temperaturen sowie die Infrastruktur machten den Kurs zu einer der beliebtesten Teststrecken in der Formel 1.
Ecclestone erkannte dies und erschuf mit einigen Umbauarbeiten eine noch besser für Testfahrten geeignete Anlage, die über einige Jahre als Paul Ricard High Tech Test Track bekannt war, bevor der Name wieder auf Circuit Paul Ricard geändert wurde. In den vergangenen Jahren wurde der Kurs aufgrund der strengen Testbeschränkungen in der Formel 1 hauptsächlich für Reifentests von Pirelli genutzt.
Das Layout des Circuit Paul Ricard
Von den 167 möglichen Streckenverläufen in Le Castellet nutzt die Formel 1 seit dem Comeback 2018 die 5,861-Kilometer lange Version. Diese verfügt über insgesamt 15 Kurven. Neun davon sind Links- und sechs sind Rechtskurven. Nach dem Start erwartet die Piloten mit 590 Metern ein langer Weg bis zur ersten Passage, dem Verrerie-S. Danach folgt eine kurze Gerade, bevor es in die Virage de l'Hotel geht. Hier beginnt ein ziemlich enger Abschnitt, auf dem viel mechanischer Grip gefragt ist.
Nach einer Rechts-Links-Rechts-Kombination folgt eine weitere Rechtskurve, welche die Piloten auf die Mistral-Gerade führt. Hier gibt es die erste von zwei DRS-Zonen. Die Topspeeds liegen im Bereich von etwa 330 km/h. Nach einem Kilometer wird die Gerade von den Kurven acht und neun unterbrochen, welche den zweiten Sektor einleiten.
Danach folgt der zweite Teil der Mistral-Geraden, welcher in die mit deutlich über 250 km/h immer noch extrem schnelle Signes mündet. Nach dieser zehnten Kurve beginnt der dritte und letzte Sektor, der von einer langen Rechtskurve mit zwei Scheitelpunkten eingeläutet wird, nach der die Geschwindigkeiten wieder etwas heruntergehen. Turn 12 ist eine nach außen hängende 180-Grad-Linkskurve.
Die lange Kurve 13 ist problemlos mit Vollgas zu durchfahren. Nach ihr folgt der Sprint auf die letzte Passage. Diese besteht aus einer mittelschnellen Linkskurve und einer engen sowie langsamen Rechtskurve, welche die Piloten zurück auf die Start-/Ziel-Gerade führt. Dort gibt es die zweite DRS-Zone. Der Highspeed-Charakter der Anfangsjahre hat durch die Schikane auf der Mistral zwar gelitten, mit 70 Prozent Vollgasanteil bleibt Paul Ricard aber eine Motorenstrecke.