Speziell, Spezieller, Monaco: Nicht nur das atemberaubende Ambiente im Fürstentum ist beeindruckend und einzigartig, auch die Strecke an sich. Die meisten Fahrer kennen den Circuit de Monaco besser als jede andere Strecke, was nicht unbedingt am kürzesten Layout der ganzen Saison liegt. Die 3,337 Kilometer durch das Fürstentum sind zahlreichen Piloten bestens bekannt, weil sie nicht unweit des Kurses beheimatet sind.
Aber auch die meisten Fans kennen den Kurs an der Cote d'Azur mit seinen Kurven und Bodenwellen auswendig. Schließlich ist Monaco mit nahezu unverändertem Layout bereits seit 1950 fester Bestandteil des Rennkalenders. Nur wenige Male fand in den Straßenschluchten kein Grand Prix statt, womit auf monegassischem Boden nach Monza die zweitmeisten Großen Preise veranstaltet wurden. Eine Kombination aus verschiedenen Faktoren macht den Grand Prix zu etwas Besonderem: Das Ambiente, die Historie und die anspruchsvollste aller Rennstrecken im Kalender.
Das Layout des Circuit de Monaco
In den 78 Rennrunden müssen die Fahrer knapp 5000 Mal schalten. Auch wenn auf keiner anderen Strecke die Durchschnittsgeschwindigkeit geringer ist, so verglich Nelson Piquet Formel 1 fahren in Monaco nicht unzutreffend mit einem Hubschrauberflug im Wohnzimmer. Denn selbst bei 160 Kilometer pro Stunde Durchschnittsgeschwindigkeit fordert der Leitplankendschungel die Fahrer aufs Extremste.
Schon am Ende der Start- und Zielgerade befindet sich die erste Schlüsselstelle. Hinter dem klangvollen Namen Sainte Devote verbirgt sich eine tückische Rechtskurve, die schon beim geringsten Fehler zum Ausscheiden führen kann. Verbremst sich ein Pilot, gibt es zwar einen kleinen Notausgang, hat er aber bereits eingelenkt, gibt es kein Zurück. Mit Vorliebe werden hier Frontflügel und linksseitige Aufhängungen zerstört.
Anschließend geht es bergauf Richtung Beau Rivage und Massenet. Die Linkskurve Massenet gehört zu den schnellsten Ecken des Kurses und ist wegen einer Kuppe schwer einzusehen. Nach der Casino-Kurve führt eine kurze Gerade die Piloten bergab zur Mirabeau. Danach folgt eine weitere kurze und sehr steile Bergab-Passage, ehe die langsamste Kurve der Formel 1 folgt. Die ehemalige Loews, heute Grand Hotel Hairpin, wird mit weniger als 50 Stundenkilometern durchfahren. Ist das Motoren-Mapping nicht perfekt oder das Tempo muss wegen Verkehr zusätzlich verlangsamt werden, müssen die teilweise Piloten sogar die Kupplung ziehen, damit der Motor im Standgas nicht für Vortrieb sorgt.
Nach der Richtung Meer führenden Doppel-Rechts-Passage geht es ausgangs der Portier-Kurve in den Tunnel. Der Tunnel führt durch einen Rechtsknick am Hafenbecken entlang. Hier werden die höchsten Geschwindigkeiten erreicht und obwohl nach der Tunnelausfahrt der härteste Bremspunkt wartet, sind Überholmanöver äußerst schwierig. In rund 100 Metern verzögern die Boliden von etwa 290 auf 75 km/h. Mit 19 Prozent der Rundenzeit stehen die Fahrer in Monaco überdurchschnittlich lange auf der Bremse.
Im letzten Sektor geht es durch Tabac und die Schwimmbad-Passage. Zum Abschluss der Runde geht es dann in die berühmt berüchtigte Rascasse. Die darauffolgende letzte Kurve vor Start und Ziel hat es noch einmal so richtig in sich. Antony Noghes ist prädestiniert dafür, sich die Hinterradaufhängung zu beschädigen, weil die Leitplanke am Kurvenausgang noch einen Knick in Richtung Fahrbahn macht. Auf der Start-/Ziel-Geraden befindet sich auch die einzige DRS-Zone.
Die Technik in Monaco
Weil die Geschwindigkeiten extrem gering sind, sind alle Autos mit maximalem Downforce ausgestattet. Mechanischer Grip spielt eine weitaus größere Rolle als auf anderen Strecken. Trotzdem sollten die Reifen am Wochenende nicht das alles bestimmende Thema sein. Obwohl Pirelli die traditionell die weichsten Reifenmischungen mit ins Fürstentum bringt, nutzt sich das schwarze Gold dort nicht so stark ab wie beispielsweise in Barcelona.
Eine nicht besonders aggressive Asphaltoberfläche und geringe Geschwindigkeiten belasten weder die Oberfläche der Gummis, noch die Struktur übermäßig. Weil Überholen kaum möglich ist, sind Boxenstopps zum richtigen Zeitpunkt essenziell. Mit der Strategie können an der Cote d'Azur Rennen gewonnen und verloren werden. Dabei droht immer die Gefahr des Safety Cars, schließlich ist Karbonschrott keine Seltenheit.