Die Formel 1 trug 1950 den allerersten Grand Prix ihrer Geschichte in Silverstone aus. Die Traditionsrennstrecke in Northamptonshire ist ein absoluter Klassiker und in der Königsklasse kaum wegzudenken. Doch nicht nur wegen ihrer Historie ist sie ein echtes Highlight für die Fahrer.
Die Geschichte des Silverstone Circuit
Der im Jahr 1948 eingeweihte Kurs basiert auf einem Militärflugplatz, der während des Zweiten Weltkriegs von der britischen Luftwaffe genutzt wurde. Nach dem Krieg wurden Flughäfen mit großer Vorliebe für Motorsport-Veranstaltungen zweckentfremdet, da die Rollfelder über eine enorme Breite verfügten und es rundherum zudem mehr Auslaufzonen gab als auf öffentlichen Straßen.
Ab dem Jahr 1952 zog sich die Luftwaffe vollständig vom Gelände in Silverstone zurück und der BRDC (British Racing Drivers' Club) erhob Anspruch darauf. Seit 1950 wurde jedoch schon regelmäßig der Grand Prix von Großbritannien in Silverstone ausgetragen und die Rennstrecke im Laufe der Jahre immer wieder modernisiert. Das aktuelle Layout mit einer Gesamtlänge von 5,891 km wird seit dem Jahr 2010 genutzt.
In der Saison 2020, die durch die Corona-Pandemie stark beeinträchtigt wurde, fanden in Silverstone zwei Rennen statt. Das erste war wie gewohnt der Großbritannien GP. Für den zweiten WM-Lauf wählte die Formel 1 die Bezeichnung 70. Jubiläums GP.
Das Layout des Silverstone Circuit
In Silverstone gibt es für die Piloten ganze 18 Kurven zu meistern, wovon zehn Rechts- und acht Linkskurven sind. Gleich nach der Start-/Ziel-Gerade, die nach Lewis Hamilton benannt ist, steht mit Abbey und Farm eine ultraschnelle Rechts-Links-Kombination an, die mit Vollgas durchfahren wird. Danach erfolgt ein hartes Anbremsen für Kurve drei, die im dritten Gang durchfahren wird.
Kurve vier ist im zweiten Gang bei rund 90 km/h noch langsamer. In dieser 180-Grad-Kurve neigen die Boliden zunächst zum Untersteuern. Am Ausgang ist eine gute Traktion gefragt, denn es folgt die schnelle Kurve fünf, welche die Piloten auf die lange Wellington-Gerade in Richtung Brooklands schickt. Die folgende Linkskurve ist die erste gute Überholmöglichkeit auf der Runde.
Das Ausbremsen ist jedoch nicht so einfach, da der Kurveneingang von Brooklands sehr schnell ist und es keine lange Anbremszone gibt. Danach geht es in die scheinbar unendlich lange Luffield. Erneut droht Untersteuern und die Piloten müssen auf dem Gaspedal viel Geduld haben, da die Gefahr besteht, die Track Limits zu überschreiten. Nach Luffield geht es auf die ehemalige Start-/Ziel-Gerade.
Danach folgt Copse, die mit über 260 km/h durchfahren wird. Noch schneller sind die Fahrer allerdings in der darauffolgenden Passage unterwegs, die mit knapp 300 km/h angesteuert und unter Volllast gefahren wird. Die Maggots-Becketts-Kombination aus vier aufeinanderfolgenden Kurven ist für die Rundenzeit entscheidend. Wer einen schlechten Eingang erwischt, verliert viel Speed und büßt auf der gesamten Hangar-Straight ein.
Diese lange Gerade ist die zweite große Überholmöglichkeit auf der Runde. Die Manöver werden in der Regel mit Windschatten und DRS noch auf der Geraden abgeschlossen. Ausbremsen ist in der am Ende der Geraden folgenden Stowe fast unmöglich, denn die Kurve wird nur kurz angebremst und im sechsten Gang mit rund 230 km/h durchfahren.
Auf Stowe folgt die letzte Passage. Wenn ein Pilot am Ausgang von Stowe viel Schwung mitgenommen hat, kann er beim Anbremsen auf Vale einen Überholversuch wagen. Im Anschluss geht es in die beiden letzten Rechtskurven, genannt Club. Hier ist abermals eine gute Traktion gefragt, um beim Run zur Start-/Ziel-Linie maximale Geschwindigkeit mitzunehmen.
Die Technik in Silverstone
Die Streckencharakteristik begünstigt vor allem Fahrzeuge, die über ein besonders gutes Chassis und eine ausgereifte Aerodynamik verfügen. Mit reiner Leistung sind Defizite in den schnellen Passagen von Silverstone nicht wettzumachen. Da mit modernen Formel-1-Autos viele Kurven mit Vollgas durchfahren werden können, ist zusätzliche Motorleistung trotzdem ein gern gesehener Bonus.
Der Faktor Aerodynamik wirkt sich auch auf den Reifenverschleiß aus. Wer beim Anpressdruck Abstriche machen muss, wird zwangsläufig auch die Reifen mehr beanspruchen und so ins Hintertreffen geraten, da das Auto mehr rutscht. Der Asphalt auf dem Kurs wurde 2018 erneuert und bietet damit ein deutlich gesteigertes Grip-Niveau.