Wie zufrieden Sie mit dem Ergebnis Ihres Teams beim Heimrennen?
Mario Theissen: Das Ergebnis spiegelt ziemlich genau unsere Performance des gesamten Wochenendes wieder. Nick fuhr um Platz 10 herum, Robert in Richtung Platz 15 etwas dahinter. Diesbezüglich können wir uns nicht beklagen, es war allerdings mehr drin. Nick hat auf seinen freien Runden gezeigt, dass er gute Zeiten fahren konnte, die für einen Platz weiter vorne gut gewesen wären. Wir hatten hier ein neues Technikpaket, mit dem Nick auf Anhieb gut zurechtkam, Robert allerdings noch nicht. Beim nächsten Rennen in Ungarn müssen wir dieses Potenzial mit beiden Autos ausschöpfen.
Was ist für BMW Sauber in dieser Saison noch drin?
Mario Theissen: Für uns geht es darum, maximal weiterzuentwickeln. Wir werden die Saison auf keinen Fall abschreiben. Einmal, weil sich das Aero-Reglement für 2010 nicht ändern wird, somit sind alle Änderungen, die wir jetzt vornehmen, auf das nächste Jahr übertragbar. Zum anderen gibt es keine Testmöglichkeit und alle Tests, die wir machen möchten, können wir nur am Rennwochenende durchführen. Allein deshalb macht es Sinn, das Auto maximal weiterzuentwickeln. Wir werden mehrere Stufen zünden, beim nächsten Rennen sind es nicht viele, aber dafür dann in Valencia.
Auch in diesem Rennen waren die Reifen wieder entscheidend. Das zieht sich bislang durch die gesamte Saison hindurch...
Mario Theissen: Genau, es zieht sich durch die Saison, aber auch durch das gesamte Feld hindurch. Fernando Alonso hat am Ende Jarno Trulli die schnellste Rennrunde weggeschnappt. Daran sieht man, dass Fahrer, die an diesem Wochenende nicht mit den Reifen zurechtkamen, plötzlich schnell waren, weil das Auto auf einmal funktionierte. Bei Brawn GP war es umgekehrt. Sie sind selbst im Rennen noch Zickzack gefahren, um die Reifen zum Arbeiten zu bringen.
Bei uns hat Robert auf den harten Reifen im Mittelstint mal über null Grip geklagt und ist 1:38.9 gefahren, drei Runden später fuhr er 1:36.9. Dieses Phänomen trifft nicht nur uns, auch Ferrari klagt über Aufheizprobleme. Das ist schon ein Thema mit dem man sich befassen muss. Wenn man einen Einheitsreifen hat, sollte dieser nicht von Auto zu Auto und von Runde zu Runde und von Tag zu Tag sein Verhalten so stark ändern, dass dadurch das gesamte Renngeschehen diktiert wird.
Hängt das Reifenproblem auch von der auseinander liegenden Reifenmischungswahl ab?
Mario Theissen: Ich habe es heute mit beiden Mischungen erlebt. Die Reifen haben generell ein recht enges Arbeitsfenster und wenn man daneben liegt, verliert man gleich mal eine oder zwei Sekunden. Damit ist das Rennen gelaufen. Bis auf Red Bull kämpfen alle Teams mit diesen Problemen, auch Brawn GP. Wir versuchen das mit mehr Abtrieb durch aerodynamische Verbesserungen und mechanische Änderungen, sprich am Fahrwerk, zu bekämpfen.
Da diese Probleme mit beiden Reifenmischungen auftreten, wird es nicht hilfreich sein, dass Bridgestone die Reifenmischungen bei einigen Rennen in der zweiten Hälfte enger zusammenlegt...
Mario Theissen: Doch das hilft ein bisschen. Hier ist die harte Reifenmischung kaum zum Arbeiten gekommen, obwohl wir hier mit soft und supersoft gefahren sind. Aber soft ist hier schon nicht auf Temperatur gekommen. Wenn wir den sonst üblichen medium gefahren wären, hätten wir gleich auf der Felge fahren können.
Benötigen wir dann mehr als nur die vier vorhandenen Reifenmischungen?
Mario Theissen: Nein, wir brauchen nur gutmütigere Mischungen, die ein breiteres Arbeitsfenster haben. Bisher war das kein Thema in unseren Gesprächen mit Bridgestone, aber ich glaube, es wird gerade zu einem Thema, weil alle Teams die gleichen Probleme haben.
Beim nächsten Rennen in Budapest ist es normalerweise heiß, da sollte es besser gehen...
Mario Theissen: Ja, das wird interessant, wie die Reifen sich dort verhalten werden.
Hoffentlich gehen sie dann nicht kaputt.
Mario Theissen: Das wäre eine Möglichkeit, aber wenigstens würden unsere Reifen dann als letzte kaputt gehen...
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