Am Freitag wollte sich BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen nicht zu den politischen Auseinandersetzungen zwischen FIA und FOTA äußern. Mit einem Tag Abstand und interner Absprache innerhalb der FOTA stellte er sich am Samstagabend in Silverstone den Fragen der Journalisten.
Die Antwort von Max Mosley an die FOTA besitzt für Theissen noch immer den gleichen Grundtenor: "Unterschreibt unter meinen Bedingungen und dann sprechen wir vielleicht noch mal darüber." Das akzeptiert die FOTA in dieser Form nicht. Auch der angedrohten Klage seitens der FIA sieht Theissen gelassen entgegen. "Ich bin sehr gespannt auf diese Klagen, unsere Juristen warten darauf."
Die Forderungen stehen
Ansonsten ist Theissen davon überrascht, dass die FIA die Deadline für die Bekanntgabe der Starterliste durch die rechtlichen Schritte nun nicht nur verschoben, sondern ganz abgeblasen hat. "Unser letzter Kompromissvorschlag hatte vorgesehen, dass die Deadline um einige Tage verschoben werden sollte", so Theissen. "Die Antwort lautete nein, weil die neuen Teams Klarheit benötigten. Jetzt ist die Deadline komplett weg."
Für die FOTA-Teams bleibt die Situation unverändert: "Wir sind bereit, uns bis 2012 per Concorde Agreement an die Formel 1 zu binden." Dafür müssen allerdings ihre Forderungen erfüllt werden. Diese Forderungen beinhalten jedoch nicht, den Kopf von Max Mosley. "Wir fordern Inhalte", betonte Theissen. "Wir machen den Konflikt nicht an einer Person fest. Wenn unsere Rahmenbedingungen erfüllt werden, können wir etwas vereinbaren." Eine gewisse Hoffnung sieht Theissen dafür noch. "Jeder ist entwicklungsfähig", sagt er. Vielleicht auch Max Mosley.
Warum die FOTA-Teams sich nicht über 2012 verpflichten möchten, wie es Bernie Ecclestone vorgeschlagen hat, ist auch klar: "Heute haben alle Teams individuelle Verträge, diese laufen spätestens Ende 2012 ab." Bei der Gründung der FOTA akzeptierten die Mitglieder, dass diese Verträge existieren und teilweise den Teams Sonderrechte einräumten. Jetzt möchte man für alle die gleichen Verträge, was Bernie Ecclestone wohl nicht schmecken wird, da er durch die unterschiedlichen Verträge die Teams auch gut gegeneinander ausspielen konnte.
Neue Serie als Risikominimierung
Um nicht dem Risiko ausgesetzt zu sein, im kommenden Jahr gar keine Rennen zu fahren, hat die FOTA das Schreckgespenst einer eigenen Rennserie offiziell losgelassen. "Wir mussten die Initiative ergreifen", so Theissen. "Es ist nicht unser bevorzugtes Szenario, aber absolut realistisch." Teilweise könne man auf die Vorbereitungsarbeiten der ehemaligen Herstellerserie zurückgreifen, die vor allem im Marketingbereich einige gute Ideen hervorgebracht habe, die selbst der Formel 1 weiterhelfen könnten.
Die Sponsoren konnten die Teams mit dieser Maßnahme ebenfalls ruhig stellen. "Sie wissen, dass wir in einer Serie fahren werden. Der Name spielt keine so große Rolle, wichtig sind die Fahrer, die Teams und die Marken." Der BMW-Vorstand steht ebenfalls hinter den Bemühungen. Nach dem letzten Meeting des Verbandes der europäischen Automobilhersteller hätten die Vorstände in ihrer Pressemitteilung sogar zuerst öffentlich von einer Alternativserie gesprochen. Die FOTA zog erst eine Woche später am Freitag nach. "Wenn sogar dieses Gremium, das sich nur ein paar Mal im Jahr trifft, damit beschäftigt, dann herrscht gravierende Unzufriedenheit."
Zur neuen Serie konnte Theissen noch nicht viel sagen. "Es gibt in allen Bereichen Eckpunkte: Also welche Strecken wir im Auge haben, welche Partner wir uns vorstellen, wie alles konstruiert sein soll, aber wir sind noch nicht so weit, dass wir darüber reden sollten." Die Aussagen von Mosley, dass er die Serie nicht ernst nehme und ohnehin zwei bis drei Hersteller aussteigen würden, kann Theissen nicht nachvollziehen. "Ich finde es erstaunlich, dass die Träger der Formel 1 in der Öffentlichkeit das eigene Teilnehmerfeld schwach reden und die Verbundenheit ihrer Teams, von denen sie leben, in Zweifel ziehen."
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