Die Formel-1-Welt zittert immer mehr vor den Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf den Sport. Die neuesten Spekulationen umgeben Mercedes-Benz. Das Unternehmen sitzt seit Mitte der 90er mit McLaren in einem Boot und erlebte in dieser Zeit viele Erfolge. Die sinkenden Absatzzahlen auf dem Automarkt und die Schwierigkeiten, in denen McLaren in der Formel 1 steckt, könnten Mercedes jedoch aus der Königsklasse vertreiben. Diese Entscheidung würde nicht von der Motorsportabteilung getroffen, sondern von ganz oben.
Schlechten Zeiten I
Vorstandsboss Dieter Zetsche glaubt, dass die Krise ihren Höhepunkt erst Ende 2009 erreichen werde und das Unternehmen Entlassungen nicht ausschließen könne. Sollte es dazu kommen, ist das F1-Programm in Gefahr. Niemand wird es gerne sehen, wenn Mitarbeiter entlassen werden und gleichzeitig in der Formel 1 Geld verbrannt wird. Zetsche möchte deshalb "alle notwendigen Maßnahmen" ergreifen, um sicherzustellen, dass das Unternehmen stark bleibt. Im gleichen Atemzug kürzte er die Dividenden dramatisch.
Das Unternehmen verkaufte kürzlich 9,1% der Anteile für 2,73 Mrd. US-Dollar an Aabar Investments PJSC (Aabar), Abu Dhabi. Auf diese Weise wurde das Eigenkapital aufgestockt. Zudem hat das Unternehmen bereits Lohneinsparungen von 2,6 Mrd. US-Dollar in den Bereichen Verwaltung, Verkauf und Forschung und Entwicklung angekündigt.
Schlechte Zeiten II
Die schlechten Nachrichten werden von der schlechten Leistung und den Kontroversen von McLaren in der Formel 1 verstärkt. Lewis Hamilton und Sportdirektor Dave Ryan wurden angeklagt, die FIA-Rennkommissare in Australien belogen zu haben. Hamilton sagte, dass er nur den Anweisungen des Teams gefolgt sei, wie er das immer mache. Auch wenn er in Ungarn 2007 genau das nicht tat und das Team so in Probleme brachte. Damals fühlte sich Fernando Alonso hintergangen, weil er dachte, dass Hamilton ihn im Qualifying beim Boxenstopp absichtlich behindert habe.
Die FIA entscheidet Ende April darüber, wie McLaren für die Lügen-Affäre bestraft wird. Dann tritt der World Motor Sport Council zusammen und berät über den Vorfall. Der Weltverband sollte seine Entscheidung sorgfältig überlegen, wenn er nicht einen der größten F1-Hersteller vertreiben möchte.
Die einzige gute Nachricht für Mercedes ist momentan, dass die Motoren weiterhin Rennen gewinnen - allerdings mit Brawn GP. Die Rückmeldungen für Mercedes-Benz aus der Formel 1 sind weiterhin sehr gut, aber negative Publicity über McLaren könnte die Waage doch gegen den Sport ausschlagen lassen.
Mehr Geld verteilen
Viele Insider sagen, dass einer der Gründe für den Ausstieg von Honda Ende 2008 war, dass die Japaner nicht glücklich waren mit dem Skandal rund um FIA-Präsident Max Mosley. Niemand hat das offen ausgesprochen, aber allein die Tatsache, dass es Gerüchte gibt, die den Skandal mit der Entscheidung in Verbindung bringen, sind leicht besorgniserregend. Der Sport braucht die Hersteller, weil sie einen Teil des Geschäfts ausmachen. Sie helfen dabei, große Sponsoren an Land zu ziehen und verbessern den Level, auf dem sich der Sport bewegt.
Der einzige Weg, um diese Big Player in der F1 zu halten, ist, die Teams Gewinne erwirtschaften zu lassen. Das funktioniert aber nur, wenn die Kosten dramatisch gesenkt werden - und die Einnahmen anders verteilt werden. Derzeit wird 50:50 zwischen den Teams und den Eigentümern der Formula One Group geteilt. Der Druck liegt bei ihnen, ihren Anteil zu verringern, aber es gibt keine Anzeichen, dass sie dies vorhaben.
Im Gegenteil: Sie haben immense Summen mit der Absicherung der zukünftigen Einnahmen aus dem Sport aufgenommen und werden dieses Geld nicht zurückgeben. Die Spannungen nehmen deshalb in der Formel 1 zu. Einen entscheidenden Anteil auf dem Weg zu einer Lösung besitzen eine gute Führung und eine faire Einnahmenverteilung. Das alte Regime, das diesen Sport schon seit so vielen Jahren lenkt, muss clever genug sein, um ein paar Kompromisse einzugehen oder es läuft Gefahr, dass der Sport vor ihren Augen auseinander bricht.
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