Das Jahr 1978 wurde von den Wunderautos von Lotus dominiert - die pechschwarzen "Ground-Effect-Cars" von Mario Andretti und Ronnie Peterson waren in diesem Jahr de facto unschlagbar. Die gesamten Seitenkästen der Boliden wurden als umgekehrtes Flügelprofil gestaltet, sie wurden mit auf dem Boden schleifenden Keramikschürzen abgedichtet - so konnte sich das Auto festsaugen, herkömmliche Fahrzeuge hatten gegen die wie auf Schienen fahrenden Lotus keine Chance, dies galt vor allem auf Highspeedkursen.
Brabham-Konstrukteur Gordon Murray, der in dem damals von Bernie Ecclestone geführten Team von 1973 bis 1985 für die Autos verantwortlich zeichnete, konterte zur Saisonmitte mit einem revolutionären Konzept. Sein Brabham BT46, von einem Alfa Romeo-Zwölfzylinder-Boxermotor angetrieben, sorgte jedoch bereits zum Saisonbeginn für eine Sensation. Die ursprüngliche Version des Boliden wies nämlich, aus aerodynamischen Gründen, keine Kühlöffnungen auf, denn für Wasser- und Öl-Kühlung verteilt hatte. Doch bei den Tests kam bald die große Ernüchterung: Das Konzept funktionierte nicht, Kühleröffnungen mussten in die Karosserie geschnitten werden.
Beim Grand Prix von Schweden in Anderstorp, Mitte Juni 1978, feierte der Brabham-Alfa BT46B sein Debüt. Murray wusste, dass der Alfa Romeo-Boxermotor zu breit war, um ein Wing Car wie jenes von Lotus auf die Räder zu stellen, hier wäre für die beiden seitlichen Venturi-Kanäle kein Platz vorhanden gewesen. Freilich wurde Alfa beauftragt, für 1979 einen V12-Motor zu bauen - doch in der laufenden Saison 1978 war der so genannte "Staubsauger-Brabham" die Antwort des Extremdesigners Gordon Murray.
Murray orientierte sich an einem Konzept aus 1970, dem Chaparral 2J, einem Sportwagen, den man auch das "Sucker Car" nannte und das die amerikanische Sportwagen-Szene dominierte. Der Wagen hatte am Heck zwei Ventilatoren, welche von einem Zweitaktmotor angetrieben wurden und die Luft aus dem Unterboden saugten, so also für Abtrieb sorgten. Genau dieses Konzept übernahm Murray und verfeinerte es. Im Heck des Brabham wurde ein großer Ventilator montiert - dieser wurde - über ein Geflecht aus verschiedenen Kupplungen, vom Alfa-Motor mit angetrieben. Je höher der Alfa drehte, desto größer war die Saugkraft des Ventilators. Wie beim Lotus sorgten auch am BT46B seitliche Schürzen für das Abdichten des Unterbodens.
Trick 17: Für die Kühlung, nicht für den Abtrieb!
Der Trick dabei: Der Propeller wurde offiziell als Mittel zur Motorkühlung deklariert. Hilfreich war dabei der Reinfall am Saisonbeginn, mit den Wärmeaustauschern. Man konnte behaupten, dass man das Kühlsystem weiter ausbauen hätte müssen, nachdem man von der Originalversion Abstand nehmen und Kompromisse eingehen musste. Jedenfalls wurde das Auto für den GP von Schweden zugelassen.
Schon im Training merkte die Konkurrenz, welche Absicht hinter dem Konzept steckt - und jene Fahrer, die direkt hinter dem BT46B fuhren, schimpften: "Das Ding ist ein riesiger Staubsauger, es schleudert eine Menge Dreck auf dein Fahrzeug." Trotz der Fahreraussagen durften die Piloten Niki Lauda und John Watson mit den BT46B, die lediglich adaptierte BT46-Chassis waren, antreten. Nach dem Qualifying standen Watson und Lauda hinter WM-Leader und Lotus-Pilot Mario Andretti auf den Startplätzen 2 und 3. Im Rennen drehte sich Watson von der Strecke - Lauda jedoch konnte Andretti, der später ausfiel, überholen und den Sieg einfahren - mit einer halben Minute Vorsprung auf Arrows-Pilot Ricardo Patrese.
Brabham-Teamchef Bernie Ecclestone, der auch der Konstrukteursvereinigung FOCA vorstand, zog nach dem Rennen den BT46B zurück, um schwere Konfrontationen mit den anderen Teams zu vermeiden - Lotus soll bereits an einer Staubsaugerversion des Lotus 79 gearbeitet haben. Wenig später erklärte die CSI den Staubsauger-Brabham offiziell für illegal, da der Ventilator als "bewegliche aerodynamische Einheit" eingestuft wurde - den Sieg durften Lauda und Brabham jedoch behalten.
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