Noch vor wenigen Wochen spielte Niki Lauda seine neue Rolle als Vorsitzender des Aufsichtsratsgremiums des Mercedes AMG Formel 1-Teams herunter, und sagte, seine Aufgabe beschränke sich lediglich darauf, bei vier Sitzungen im Jahr anwesend zu sein. In einem Zeitungsinterview gab der Ex-Weltmeister aber erste Einblicke in seine neue Arbeit und konnte schon erste Einschätzungen zu den aktuellen Problemen des Teams geben.
Lauda erklärte, er habe engen Kontakt zu Teamchef Ross Brawn, der ihn mit den ganzen Abläufen in der Fabrik vertraut macht. Schon drei Mal sei Lauda in der englischen Fabrik gewesen, die er selbst als seine Schule bezeichnet. "Die Hauptschule für mich ist Ross [Brawn], mit dem ich ein super Verhältnis habe", sagt der Österreicher.
Auch wenn das Mercedes-Team nach den durchwachsenen Leistungen unter großem Druck steht, so habe der Posten von Teamchef Brawn nie gewackelt, wie Lauda versichert. "Er ist der Chef. Ich bin nur der Chef des Aufsichtsrates", stellt er die Hackordnung klar. Seine Aufgabe sei es viel mehr, zu analysieren, wo die Stärken und wo die Schwächen im Team liegen.
Ursachenforschung erste Aufgabe
Dabei machte er als erstes die Komplexität des Autos als Hauptursache für die schwachen Leistungen aus: "Das Problem ist, dass hochintelligente Ideen auf manchen Strecken sehr gut gehen und auf manchen Strecken gar nicht." Die teaminterne Kommunikation spielt dabei eine große Rolle. In Laudas Augen funktioniert die Abstimmung zwischen dem Werk in England und dem Unternehmenssitz in Stuttgart und Sindelfingen noch nicht richtig.
"Ressourcen zwischen Stuttgart und England werden für mich zu wenig genutzt. Ich glaube, dass es Potential gibt, das in Stuttgart oder Sindelfingen vorhanden ist", so Lauda. Das "Deutsche Nationalteam der Formel 1" soll dabei noch deutscher werden. Das Know-how in Stuttgart soll nicht in England angewandt werden, sondern auch direkt vor Ort umgesetzt werden. Für die Koordination zwischen den beiden Standorten ist Lauda nun verantwortlich.
Auch zum Budget der Silberpfeile nimmt der dreimalige Weltmeister im Interview mit der BILD Stellung: "Das Budget von Mercedes ist wesentlich niedriger als das von Red Bull und sogar niedriger als Lotus. Es kann sich aber absolut sehen lassen." In der Tat soll das Budget von Mercedes über 60 Millionen Euro unter dem von Klassenprimus Red Bull liegen. In Anbetracht dieses Umstands findet Lauda, dass das Team völlig im Soll liegt: "Für die Größe ihres Teams liegt Mercedes absolut super. Erfolg haben wir noch keinen, werden sie jetzt sagen. Das stimmt auch. Aber von der Basis war ich doch positiv überrascht."
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