Der erste Schwung an Festivitäten ist überstanden, Du kannst endlich mal wieder - zwei Tage lang zumindest, das tun, was Du am liebsten tust: Schnell Auto fahren! Und wenn man dich so gesehen hat, am Freitag früh vor Testbeginn, dann war klar: Bei aller Freude über den WM-Titel, über die gewaltigen Reaktionen darauf von allen Seiten - Du bist froh darüber, dass du deine eigene, wirkliche Welt erst einmal wieder hast. Trotzdem - mit ein paar Tagen Abstand noch einmal: Danke, Seb!
Danke für das, was Du da, nicht nur am Sonntag in Abu Dhabi, sondern eigentlich über die ganze Saison, geschafft und gezeigt hast. Dass man nämlich auch mit purer Leistung, ohne politische Tricks, ohne Intrigen und schmutzige Spielchen, eine Weltmeisterschaft gewinnen kann. Dass man es auch mit erst 23 Jahren schaffen kann, die Nerven zu behalten, den berühmten "Schalter umzulegen", selbst wenn man sich nicht nur mit dem ein oder anderen eigenen kleinen Fehler auseinander setzen muss, sondern auch mit der zum Teil völlig überzogenen Reaktion der Umwelt, vor allem einiger Teile der Medien-Welt darauf.
Wie Du das nach Spa geschafft hast, in Monza dann eines deiner allerbesten Rennen gefahren bist - auch wenn das bei "nur" Platz vier vielleicht nicht alle gemerkt haben -, das war mehr als eindrucksvoll. Spätestens ab diesem Zeitpunkt hast Du dieser WM deinen eindeutigen Stempel aufgedrückt.
Danke für Korea, als Du in deinem wahrscheinlich härtesten und bittersten Moment des Jahres unglaublich viel Reife und Größe gezeigt hast. Wie Du dieses Wochenende beherrscht und kontrolliert hast, unter schwierigsten Bedingungen, bei jedem Neustart im Regen, für diese Souveränität allein hättest Du schon fast den WM-Titel verdient gehabt.
Aber wie Du dich dann, nach der riesigen Enttäuschung des Motorschadens kurz vor Schluss, trotzdem sehr ruhig, äußerlich fast gelassen, unseren Fragen gestellt hast, wie Du die Wort vom "trotzdem nie aufgeben" nicht nur gesagt, sondern auch wirklich für dich verinnerlicht hast, das war mindestens genauso beeindruckend wie zuvor deine Leistung auf der Rennstrecke.
Danke dafür, dass der Sonntag von Abu Dhabi vielen das Gefühl zurückgegeben hat, dass es doch so etwas wie Gerechtigkeit gibt, einen Formel-1-Gott, der irgendwie dafür sorgt, dass am Ende doch die Richtigen gewinnen.
Danke dafür, dass wir Deutschen mit Dir einen Weltmeister haben, der auch den Rest der Welt jetzt und in Zukunft nicht nur mit seinen Leistungen, sondern auch mit seinem Charme und seiner Persönlichkeit überzeugen wird, den die Fans weltweit nicht nur respektieren, sondern auch lieben werden, der der Formel 1 speziell auch ganz neue, junge Fangruppen erschließen wird.
Und, zum Schluss: Danke dafür, dass Du auch als Weltmeister jetzt am Freitagmorgen in Abu Dhabi noch genauso nett "Hallo" sagen kannst wie vor deinem Titelgewinn. Nicht viele Formel-1-Weltmeister haben es geschafft, sich nach ihrem Titelgewinn menschlich nicht zu verändern. Dir ist zuzutrauen, dass Du auch das schaffst!
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