Die Formel 1 hat im italienischen Faenza eine lange Tradition. Begonnen 1985 als liebenswerte Hinterbänkler Minardi, geht das Team 2024 als Visa Cash App RB an den Start. Bevor das neue Gefährt von Yuki Tsunoda und Daniel Ricciardo am 8. Februar in Las Vegas vorgestellt wird, blickt Motorsport-Magazin.com auf die Team-Historie zurück.
Minardis Einstieg in die Formel 1 war eine schwierige Angelegenheit. Zwischen 1985 und 1987 beendete das Team nur neun Grands Prix, erst 1988 schaffte Langzeit-Pilot Pierluigi Martini mit dem M188 den ersten Punkt. Mit dem Ende der Turbo-Ära schaffte das Team dann aber 1989 mit dem M189 mit Ford-Motoren einen Schritt nach vorne. Martini und Luis Perez-Sala fuhren vier Mal in die Punkte, das reichte für den elften Platz in der Team-WM (in einem Jahr, in dem 20 Teams an GP-Wochenenden teilnahmen). Für Minardi schon ein wahrlicher Höhenflug.
Wer aus 1989 einen Aufschwung ableitete, der wurde enttäuscht. Im darauffolgenden Jahr holte Minardi keine Punkte. Ganz anders sah es 1991 mit dem M191 aus. Team-Boss Giancarlo Minardi hatte sich Ferrari-V12-Motoren organisiert, und der vom späteren Mercedes-Designer Aldo Costa mit entworfene M191 feierte in den Händen von Pierluigi Martini zwei vierte Plätze. Am Ende reichte das für WM-Rang sieben, das beste Endergebnis in Minardis Geschichte.
Dem Schema der ungeraden Jahre folgend wurde 1992 wieder eine Enttäuschung, Lamborghini-Motoren brachten keinen Erfolg. Für den M193 der Saison 1993 wechselte das Team zurück zu Ford-Motoren, und prompt stellten sich Erfolge ein. Christian Fittipaldi und Fabrizio Barbazza holten vier Punkteergebnisse, und WM-Rang acht. Mit dem M193B startete das Team 1994 mit zwei weiteren Punkteergebnissen. Dann folgte jedoch ein Abstieg: Der M194 enttäuschte, und in den folgenden zehn Jahren beendete das Team nur zwei Saisons mit mehr als zwei Punkten.
2006 übernahm Red Bull das wirtschaftlich angeschlagene Team - aus Minardi wurde Toro Rosso. Die ersten zwei Jahre waren zum Vergessen, bevor man 2008 endlich die Wende schaffte. Der STR3 mit Ferrari-Motoren und der Fahrerpaarung Sebastien Bourdais und Sebastian Vettel holte gleich 39 Punkte, für Faenza schier unglaubliche Mengen. Vettel feierte in Monza sensationell den ersten Sieg. Am Ende der Saison stand das Team auf dem sechsten Platz der Konstrukteurs-Wertung und damit vor dem eigentlichen Hauptteam des Konzerns, Red Bull Racing.
Vettel wurde danach befördert, der enttäuschende Bourdais bald abgesetzt. Jaime Alguersuari und Sebastien Buemi übernahmen, und nach zwei schwachen Jahren ging es mit dem STR6 im Jahr 2011 endlich wieder aufwärts. Die Ausbeute des Duos war mit 41 Punkten durchaus respektabel, wenngleich ein Top-fünf-Ergebnis fehlte.
Trotzdem wurden die Fahrer wieder durchgetauscht. Mit Daniel Ricciardo und Jean-Eric-Vergne übernahmen die nächsten Red-Bull-Junioren das Ruder. Nach einem schwachen Übergangsjahr stellten sich 2013 mit dem STR8 wieder Erfolge ein. 33 Punkte reichten für den achten WM-Platz, und Ricciardo sicherte sich mit einer starken Saison ein Red-Bull-Cockpit.
Zwei Jahre später, 2015, wartete Toro Rosso, inzwischen von Ferrari zu Renault-Motoren gewechselt, mit seiner bis dato wohl stärksten Fahrerpaarung auf. Max Verstappen und Carlos Sainz nahmen in den beiden STR10 des Teams Platz. Mit 67 Zählern sammelten sie doppelt so viele Punkte wie ihre Vorgänger. Verstappen, der im Eilverfahren von Red Bull durch das Förderprogramm gepeitscht wurde, startete im Rekord-Alter von 17 Jahren mit dem STR10 den ersten GP, holte sich gleich die ersten Punkte, zwei vierte Plätze, und schlug seinen Teamkollegen Sainz 49 zu 18.
2016 setzte Toro Rosso auf dasselbe schlagkräftige Duo. Nach dem vierten Saisonrennen in Russland wurde Verstappen jedoch ins A-Team zu Red Bull berufen, während Daniil Kvyat degradiert wurde und an der Seite von Sainz wieder für Toro Rosso fuhr. Mit dem STR11 schloss das Team die Saison mit 63 Zählern auf Platz sieben der Konstrukteure ab, zum Saisonende hin konnte das Auto nicht mehr ganz mit der Konkurrenz mithalten. Nach der Sommerpause schafften es Kvyat und Sainz nur drei Mal in die Punkte.
2018 wurde dann ein Motoren-Deal mit Honda geschlossen. Nachdem das erste gemeinsame Jahr noch von Motor-Tests gezeichnet war, setzte die Partnerschaft 2019 mit dem STR14 noch einmal zwei richtige Ausrufezeichen. In Hockenheim holte Daniil Kvyat einen dritten Platz, und Pierre Gasly, der zur Saisonmitte von Red Bull degradiert worden war, ließ in Brasilien einen zweiten Platz folgen. In der Gesamtwertung fingen die kleinen Bullen als Sechster um ein Haar noch das Werksteam des Ex-Motoren-Partners Renault ab.
2020 ging es mit Kvyat, Gasly und Honda weiter, allerdings unter neuem Namen: Aus Toro Rosso wurde AlphaTauri, Red Bull wollte damit ihr Modelabel bewerben. Das AT01 getaufte erste Auto des neuen Teams war ein großer Wurf, holte 107 Punkte und wurde von Gasly in Monza zu einem sensationellen Sieg pilotiert. Es war der zweite für die Faenza-Mannschaft.
Das starke Debütjahr von AlphaTauri sollte 2021 noch einmal getoppt werden. Mit am Ende 142 Punkten gelang die stärkste Saison der Teamgeschichte. In der Konstrukteurs-WM reichte es dennoch nur zu Platz sechs hinter Alpine, weil Rookie Yuki Tsunoda, der Kvyat ersetzte, nur selten zu gefallen wusste. Der Japaner sammelte nur 32 Zähler, Teamkollege Gasly hingegen 110. Der Franzose sorgte auch für das Highlight der Saison: In Baku gelang ihm mit Platz drei der nächste Podestplatz.
An diesen Erfolg konnte AlphaTauri 2022 nicht anschließen: Nur 35 Punkte und Vorletzter in der Konstrukteurs-WM. Pierre Gasly und Yuki Tsunoda lieferten fahrerisch eine durchwachsene Performance ab. Dazu kamen technische Probleme, Strategiefehler und der AT03 kämpfte mit Übergewicht und einer suboptimalen Aerodynamik. Eines der wenigen Highlights war Gaslys P5 auf seiner Lieblingsstrecke Baku und die drittschnellsten Boxenstopps im Feld.
Auch das vierte (und letzte) AlphaTauri-Jahr verlief durchwachsen. Der AT04 war über lange Zeit das schwächste Auto im Feld. Ab dem Rauswurf von Nyck de Vries und der Rückkehr von Daniel Ricciardo begann es aber besser zu laufen. Die Updates funktionierten, die Konkurrenz beschwerte sich über zu viele Synergien mit Red Bull, und am Ende verlor AlphaTauri knapp den Kampf um P7 in der WM. Mit Ende des Jahres wurde nicht nur der Name abgelöst - auch Langzeit-Teamchef Franz Tost ging in den Ruhestand, wurde von Peter Bayer (CEO) und Laurent Mekies (Teamchef) abgelöst.
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