Ungarn 2024: Piastri vs. Norris Der Ungarn GP hat den neuesten Fall in die Akte 'Teamorder in der Formel 1' eingetragen. Oscar Piastri konnte das Rennen dank der Unterstützung von Lando Norris am Ende für sich entscheiden. Dabei führte der F1-Debütsieger die ersten zwei Drittel des Rennens souverän an und hätte überhaupt keine Hilfe von seinem Teamkollegen benötigt. Erst die Strategieentscheidung von McLaren beschwor die Stallorder herauf: Norris wurde zwei Runden früher zum Boxenstopp geholt, was ihm den Undercut gegen Piastri ermöglichte. Somit erhielt Norris die Anweisung, seine Position an Piastri zurückzugeben. Obwohl Norris der Schnellere von beiden war und in der WM-Wertung vorne liegt, leistete er der Teamorder nach langer Diskussion am Teamfunk widerwillig Folge. Demonstrativ lässt er seinen Kollegen auf der Strecke vorbeigehen. Trotz verpasstem Sieg hegt Norris aber keinen Groll gegen Piastri oder das Team. Ganz im Gegenteil sagt er selbst, dass er den Sieg in Ungarn nicht verdient gehabt hätte. Bei McLaren wird also auch in Zukunft mit vereinten Kräften gekämpft., Foto: LAT Images
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Ungarn 2024: Piastri vs. Norris Der Ungarn GP hat den neuesten Fall in die Akte 'Teamorder in der Formel 1' eingetragen. Oscar Piastri konnte das Rennen dank der Unterstützung von Lando Norris am Ende für sich entscheiden. Dabei führte der F1-Debütsieger die ersten zwei Drittel des Rennens souverän an und hätte überhaupt keine Hilfe von seinem Teamkollegen benötigt. Erst die Strategieentscheidung von McLaren beschwor die Stallorder herauf: Norris wurde zwei Runden früher zum Boxenstopp geholt, was ihm den Undercut gegen Piastri ermöglichte. Somit erhielt Norris die Anweisung, seine Position an Piastri zurückzugeben. Obwohl Norris der Schnellere von beiden war und in der WM-Wertung vorne liegt, leistete er der Teamorder nach langer Diskussion am Teamfunk widerwillig Folge. Demonstrativ lässt er seinen Kollegen auf der Strecke vorbeigehen. Trotz verpasstem Sieg hegt Norris aber keinen Groll gegen Piastri oder das Team. Ganz im Gegenteil sagt er selbst, dass er den Sieg in Ungarn nicht verdient gehabt hätte. Bei McLaren wird also auch in Zukunft mit vereinten Kräften gekämpft.

Jerez 1997: Häkkinen vs. Coulthard Schon einmal war beim ersten F1-Sieg eines McLaren-Fahrers eine Teamorder im Spiel. 1997 fuhr Mika Häkkinen in Jerez seinen Premierenerfolg ein, weil David Coulthard für ihn Platz machen musste. Ursprünglich war das McLaren-Duo gar nicht in der Verlosung um den Sieg dabei. Den hätten nämlich eigentlich Jacques Villeneuve und Michael Schumacher unter sich ausgemacht. Doch die WM-Aspiranten kollidierten, Schumacher fiel aus, Villeneuve wurde wegen der Beschädigungen an seinem Auto langsamer. Der Kanadier wollte Coulthard an zweiter Position vorbeilassen. Der McLaren-Pilot erhielt allerdings die Anweisung, für seinen Teamkollegen Häkkinen beiseite zu fahren, ohne dass eine solche Stallorder intern abgesprochen gewesen wäre. "Am Ende war es einfach nur unangenehm. Es ist ziemlich schwierig, so mit den Emotionen der Fahrer zu spielen, wenn es um einen Sieg geht", erinnert sich Coulthard heute. Er musste in den folgenden Jahren häufiger für den Weltmeister von 1998 und 1999 Platz machen und ist überzeugt: "Mika Häkkinen war ein würdiger Champion und ein besserer Fahrer als ich. Aber ich denke, ich sollte mehr Siege haben, als ich habe.", Foto: LAT Images
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Jerez 1997: Häkkinen vs. Coulthard Schon einmal war beim ersten F1-Sieg eines McLaren-Fahrers eine Teamorder im Spiel. 1997 fuhr Mika Häkkinen in Jerez seinen Premierenerfolg ein, weil David Coulthard für ihn Platz machen musste. Ursprünglich war das McLaren-Duo gar nicht in der Verlosung um den Sieg dabei. Den hätten nämlich eigentlich Jacques Villeneuve und Michael Schumacher unter sich ausgemacht. Doch die WM-Aspiranten kollidierten, Schumacher fiel aus, Villeneuve wurde wegen der Beschädigungen an seinem Auto langsamer. Der Kanadier wollte Coulthard an zweiter Position vorbeilassen. Der McLaren-Pilot erhielt allerdings die Anweisung, für seinen Teamkollegen Häkkinen beiseite zu fahren, ohne dass eine solche Stallorder intern abgesprochen gewesen wäre. "Am Ende war es einfach nur unangenehm. Es ist ziemlich schwierig, so mit den Emotionen der Fahrer zu spielen, wenn es um einen Sieg geht", erinnert sich Coulthard heute. Er musste in den folgenden Jahren häufiger für den Weltmeister von 1998 und 1999 Platz machen und ist überzeugt: "Mika Häkkinen war ein würdiger Champion und ein besserer Fahrer als ich. Aber ich denke, ich sollte mehr Siege haben, als ich habe."

Monaco 2007: Hamilton vs. Alonso 10 Jahre später in Monaco, wieder ist es McLaren. Es ist eines von vielen Kapiteln in der teaminternen Fehde zwischen dem zweifachen Weltmeister Alonso und dem Rookie Hamilton, welche die Formel-1-Saison 2007 prägte. Auf dem Traditionskurs qualifizierte sich das McLaren-Duo auf den Plätzen eins und zwei. Vom Start weg führte Alonso das Rennen vor Hamilton an und McLaren war darauf bedacht, die Plätze 1 und 2 zu sichern. Die Vorschrift lautete: Beide schalten die Motoren runter, behalten ihre Positionen und dürfen nicht gegeneinander kämpfen. Hamilton hätte das Tempo gehabt, durch einen Overcut an Alonso vorbeizuziehen und die Führung zu übernehmen. Das Team reagierte jedoch auf die Hamilton-Bedrohung, indem sie ihn früher hereinholten. Verärgert darüber wollte sich der junge Brite nicht in die Rolle des zweiten Fahrers drängen lassen. Er baute weiter Druck auf seinen Gegner auf. Erst gegen Ende des Rennens beugte er sich der Teamorder und drosselte die Leistung seines Autos. McLaren brachte den Doppelsieg nach Hause. Im Team herrschte von da an aber eine angespannte Stimmung. Der Titelkampf entwickelte sich zu einer erbitterten Schlacht., Foto: Sutton
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Monaco 2007: Hamilton vs. Alonso 10 Jahre später in Monaco, wieder ist es McLaren. Es ist eines von vielen Kapiteln in der teaminternen Fehde zwischen dem zweifachen Weltmeister Alonso und dem Rookie Hamilton, welche die Formel-1-Saison 2007 prägte. Auf dem Traditionskurs qualifizierte sich das McLaren-Duo auf den Plätzen eins und zwei. Vom Start weg führte Alonso das Rennen vor Hamilton an und McLaren war darauf bedacht, die Plätze 1 und 2 zu sichern. Die Vorschrift lautete: Beide schalten die Motoren runter, behalten ihre Positionen und dürfen nicht gegeneinander kämpfen. Hamilton hätte das Tempo gehabt, durch einen Overcut an Alonso vorbeizuziehen und die Führung zu übernehmen. Das Team reagierte jedoch auf die Hamilton-Bedrohung, indem sie ihn früher hereinholten. Verärgert darüber wollte sich der junge Brite nicht in die Rolle des zweiten Fahrers drängen lassen. Er baute weiter Druck auf seinen Gegner auf. Erst gegen Ende des Rennens beugte er sich der Teamorder und drosselte die Leistung seines Autos. McLaren brachte den Doppelsieg nach Hause. Im Team herrschte von da an aber eine angespannte Stimmung. Der Titelkampf entwickelte sich zu einer erbitterten Schlacht.

Österreich 2002: Schumacher vs. Barrichello Wohl der Inbegriff aller Teamorder-Skandale, der jedem Formel-1-Fan sofort in den Kopf schießt, ist der Platztausch von Rubens Barrichello und Michael Schumacher beim Österreich GP 2002. "Let Michael pass for the championship", lautete der ikonische Funkspruch von Ferrari-Teamchef Jean Todt, der unvergessen bleiben wird. Barrichello erlebte diese Anweisung als große Demütigung. Denn während er es in den sechs Saisons von 2000 bis 2005 gewohnt war, die Nummer zwei neben seinem überlegenen Weltmeister-Kollegen zu sein, hatte der Brasilianer Schumacher an diesem Wochenende auf dem A1 Ring sowohl in der Qualifikation als auch im Rennen im Griff und war auf dem Weg zu seinem ersten Saisonsieg. Barrichello diskutierte rundenlang mit Todt über die Teamorder und zögerte den demütigenden Moment so lange wie möglich hinaus. Erst wenige Meter vor dem Zielstrich ging er vom Gas, um Schumacher für den Sieg passieren zu lassen. Unter dem Lärm der aufgebrachten Fans tauschte Schumacher hinterher auf dem Podium mit Barrichello die Plätze und gab dem Brasilianer den Pokal für den Sieg., Foto: LAT Images
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Österreich 2002: Schumacher vs. Barrichello Wohl der Inbegriff aller Teamorder-Skandale, der jedem Formel-1-Fan sofort in den Kopf schießt, ist der Platztausch von Rubens Barrichello und Michael Schumacher beim Österreich GP 2002. "Let Michael pass for the championship", lautete der ikonische Funkspruch von Ferrari-Teamchef Jean Todt, der unvergessen bleiben wird. Barrichello erlebte diese Anweisung als große Demütigung. Denn während er es in den sechs Saisons von 2000 bis 2005 gewohnt war, die Nummer zwei neben seinem überlegenen Weltmeister-Kollegen zu sein, hatte der Brasilianer Schumacher an diesem Wochenende auf dem A1 Ring sowohl in der Qualifikation als auch im Rennen im Griff und war auf dem Weg zu seinem ersten Saisonsieg. Barrichello diskutierte rundenlang mit Todt über die Teamorder und zögerte den demütigenden Moment so lange wie möglich hinaus. Erst wenige Meter vor dem Zielstrich ging er vom Gas, um Schumacher für den Sieg passieren zu lassen. Unter dem Lärm der aufgebrachten Fans tauschte Schumacher hinterher auf dem Podium mit Barrichello die Plätze und gab dem Brasilianer den Pokal für den Sieg.

Deutschland 2010: Alonso vs. Massa An Teamorder-Strategien hielt Ferrari auch in den folgenden Jahren weiter fest. Davon kann Felipe Massa ein Lied singen. Beim Deutschland GP 2010 funkte sein Renningenieur ihm aufs Ohr: "Fernando is faster than you!" Eine Runde später erfolgte prompt der Ferrari-interne Führungswechsel auf dem Hockenheimring. Massa ging demonstrativ vom Gas und ließ seinen Teamkollegen Alonso vorbeiziehen. Der Brasilianer, der das Rennen vom Start weg anführte, war verständlicherweise stinksauer und stellte danach klar: "Ich hätte den Sieg verdient gehabt. Zunächst einmal hatte ich einen fantastischen Start und auf den weichen Reifen konnte ich Runde für Runde ein gutes Tempo vorlegen." Die allgemeine Empörung im Nachhinein war groß - immerhin waren Teamorders laut FIA-Reglement zu diesem Zeitpunkt eigentlich seit sieben Jahren verboten. Doch Ferrari bestritt den Teamorder-Vorwurf: "Fernando war schneller und ist dann vorbeigekommen. Es war keine Stallorder.", Foto: Sutton
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Deutschland 2010: Alonso vs. Massa An Teamorder-Strategien hielt Ferrari auch in den folgenden Jahren weiter fest. Davon kann Felipe Massa ein Lied singen. Beim Deutschland GP 2010 funkte sein Renningenieur ihm aufs Ohr: "Fernando is faster than you!" Eine Runde später erfolgte prompt der Ferrari-interne Führungswechsel auf dem Hockenheimring. Massa ging demonstrativ vom Gas und ließ seinen Teamkollegen Alonso vorbeiziehen. Der Brasilianer, der das Rennen vom Start weg anführte, war verständlicherweise stinksauer und stellte danach klar: "Ich hätte den Sieg verdient gehabt. Zunächst einmal hatte ich einen fantastischen Start und auf den weichen Reifen konnte ich Runde für Runde ein gutes Tempo vorlegen." Die allgemeine Empörung im Nachhinein war groß - immerhin waren Teamorders laut FIA-Reglement zu diesem Zeitpunkt eigentlich seit sieben Jahren verboten. Doch Ferrari bestritt den Teamorder-Vorwurf: "Fernando war schneller und ist dann vorbeigekommen. Es war keine Stallorder."

Malaysia 2013: Vettel vs. Webber Doch nicht alle Formel-1-Fahrer spielen das Teamwork so gut mit wie die Vorzeigebeispiele. Sebastian Vettel etwa hatte beim Malaysia GP 2013 keine Lust auf die Teamorder - Stichwort: "Multi 21, Seb". Die beiden Red-Bull-Piloten Vettel und Webber lagen nach einem Rennen mit turbulenter Anfangsphase auf den Positionen eins und zwei. Gemeinsam waren sie klar auf Doppelsieg-Kurs. Allerdings war es nicht mehr Polesetter Vettel, der in Führung lag, sondern Webber. Das wollte sich der bis dato Dreifach-Champion nicht gefallen lassen. Anstatt, wie per Funk aufgefordert, die Positionen zu halten, überholte der junge Deutsche eigenmächtig seinen Teamkollegen für den Sieg. Webber fühlte sich um den Sieg betrogen. Vorwurfsvoll erinnerte er Vettel nach dem Rennen an den "Multi 21"-Funkspruch. Die Stimmung auf dem Podium war trotz des großen Teamerfolgs vergiftet., Foto: Sutton
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Malaysia 2013: Vettel vs. Webber Doch nicht alle Formel-1-Fahrer spielen das Teamwork so gut mit wie die Vorzeigebeispiele. Sebastian Vettel etwa hatte beim Malaysia GP 2013 keine Lust auf die Teamorder - Stichwort: "Multi 21, Seb". Die beiden Red-Bull-Piloten Vettel und Webber lagen nach einem Rennen mit turbulenter Anfangsphase auf den Positionen eins und zwei. Gemeinsam waren sie klar auf Doppelsieg-Kurs. Allerdings war es nicht mehr Polesetter Vettel, der in Führung lag, sondern Webber. Das wollte sich der bis dato Dreifach-Champion nicht gefallen lassen. Anstatt, wie per Funk aufgefordert, die Positionen zu halten, überholte der junge Deutsche eigenmächtig seinen Teamkollegen für den Sieg. Webber fühlte sich um den Sieg betrogen. Vorwurfsvoll erinnerte er Vettel nach dem Rennen an den "Multi 21"-Funkspruch. Die Stimmung auf dem Podium war trotz des großen Teamerfolgs vergiftet.

Japan 1991: Senna vs. Berger Ganz vereinzelt gibt es sie aber doch: Die gutmütigen Gönner, die ihrem Kollegen einen Sieg ganz ohne Team-Vorschrift schenken - zumindest wenn ihnen selbst der dritte WM-Titel schon sicher ist. So wie Ayrton Senna beim Japan GP 1991. Die Ausgangslage: Gewinnt Nigel Mansell nicht, ist Senna Weltmeister. Im Qualifying dominiert McLaren: Berger auf Pole, Senna und Mansell dahinter. Im Rennen führt der Österreicher mit großem Vorsprung, weil sich die beiden Rivalen hinter ihm duellieren. Doch dann fliegt Mansell ab, was für Senna den WM-Sieg bedeutete. Indes ist der Japan-Sieg noch lange nicht entschieden. Bergers Vorsprung schmilzt, beide McLarens gehen ans absolute Limit, jagen Runde für Runde um den Kurs und Berger muss sich gegen den Brasilianer geschlagen geben. "Wie man diesen Senna schlagen kann, ist mir ein Rätsel", resignierte er. Was folgt, ist eine überraschende Wende: Statt einem weiteren überlegenen Triumph entgegenzufahren, geht Senna kurz vor der Ziellinie vom Gas und schenkt seinem Freund den Sieg. "Gerhard hat mich in diesem Jahr unterstützt, das zahle ich ihm jetzt zurück", erklärt der dreifache Weltmeister seine großzügige Geste., Foto: Sutton
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Japan 1991: Senna vs. Berger Ganz vereinzelt gibt es sie aber doch: Die gutmütigen Gönner, die ihrem Kollegen einen Sieg ganz ohne Team-Vorschrift schenken - zumindest wenn ihnen selbst der dritte WM-Titel schon sicher ist. So wie Ayrton Senna beim Japan GP 1991. Die Ausgangslage: Gewinnt Nigel Mansell nicht, ist Senna Weltmeister. Im Qualifying dominiert McLaren: Berger auf Pole, Senna und Mansell dahinter. Im Rennen führt der Österreicher mit großem Vorsprung, weil sich die beiden Rivalen hinter ihm duellieren. Doch dann fliegt Mansell ab, was für Senna den WM-Sieg bedeutete. Indes ist der Japan-Sieg noch lange nicht entschieden. Bergers Vorsprung schmilzt, beide McLarens gehen ans absolute Limit, jagen Runde für Runde um den Kurs und Berger muss sich gegen den Brasilianer geschlagen geben. "Wie man diesen Senna schlagen kann, ist mir ein Rätsel", resignierte er. Was folgt, ist eine überraschende Wende: Statt einem weiteren überlegenen Triumph entgegenzufahren, geht Senna kurz vor der Ziellinie vom Gas und schenkt seinem Freund den Sieg. "Gerhard hat mich in diesem Jahr unterstützt, das zahle ich ihm jetzt zurück", erklärt der dreifache Weltmeister seine großzügige Geste.