Portrait
Wie fast jeder Rennfahrer begann Marc Marquez seine Karriere im Kindesalter mit Minibike und Motocross. Als er in der spanischen Meisterschaft fuhr, wurde Alberto Puig, der auch Dani Pedrosa entdeckte, auf ihn aufmerksam. Puig brachte Marquez ins Repsol-KTM-Team in der 125ccm-Weltmeisterschaft. Sein Debüt in dieser Klasse gab Marquez 2008. Für einen Wunderknaben dauerte es bis zu seinem ersten Sieg in Mugello 2010 recht lange. Dann ging es allerdings Schlag auf Schlag: Er ließ neun weitere Siege folgen und wurde am Saisonende Weltmeister.
2011 stieg Marquez in die Moto2 auf. Im vierten Rennen fuhr er nach einem schwierigen Saisonstart den ersten Sieg ein. Ab diesem Rennen gestaltete sich die Saison zu einem Schlagabtausch zwischen Marquez und Stefan Bradl. Beim Training in Sepang stürzte Marquez jedoch auf nasser Strecke und verletzte sich dabei so schwer - unter anderem am Auge - dass er das Rennen und das Finale in Valencia verpasste. Den Titel verlor er somit kampflos an Bradl.
Marc Marquez als MotoGP-Rookie direkt Weltmeister
Zu Beginn der Saison 2012 herrschte zunächst Ungewissheit darüber, wie stark Marquez nach seiner Verletzung sein würde. Umso überraschender war sein Sieg beim Saisonauftakt in Katar. Acht weitere Siege folgten und Marquez sicherte sich den Titel des Moto2-Weltmeisters. Anschließend wurde sein Aufstieg in die MotoGP beschlossen. Eigens für ihn wurde die sogenannte "Rookie-Regel" gekippt, die besagte, dass kein Rookie in einem Werksteam fahren durfte. Honda machte seinen Einfluss geltend und Marquez konnte 2013 den zurückgetretenen Casey Stoner bei Repsol Honda ersetzen.
Was folgte, war schlichtweg unglaublich: Platz drei beim Debüt in Katar, erster Sieg beim zweiten Rennen in Austin, insgesamt sechs Siege und der Weltmeistertitel in der Debütsaison sind die beeindruckenden Eckdaten der ersten Saison von Marquez in der Königsklasse.
Das zweite MotoGP-Jahr des 'Jahrhunderttalents' Marquez wird für immer als eine der erfolgreichsten Saisons der Zweirad-Königsklasse in die Geschichte eingehen. Spielend setzte er sich gegen die Weltklasse-Konkurrenz um Valentino Rossi, Jorge Lorenzo und Dani Pedrosa durch. So gewann Marquez die ersten zehn Rennen allesamt, stellte mit insgesamt 13 Siegen in 18 Rennen zudem eine neue Bestmarke auf. Ebenfalls sicherte sich Marquez den Rekord mit 13 Pole Positions und wurde trotz einer kleinen Schwächephase in der zweiten Saisonhälfte mit 67 Punkten Vorsprung Weltmeister.
Die Saison 2015 sollte der Erfolgsgeschichte jedoch vorerst ein Ende setzen. Marquez hatte Probleme mit seiner Honda. Nach drei Ausfällen in sieben Rennen wechselte er zurück auf das Vorjahreschassis, wodurch sich die Fahrbarkeit besserte. Es sollten aber noch drei Ausfälle folgen, von denen der in Sepang besonders in Erinnerung bleiben wird. Nach Anschuldigungen Valentino Rossis, Marquez würde Jorge Lorenzo helfen, wurde der Kampf zwischen beiden Fahrern aggressiver denn je. Nach mehreren harten Überholmanövern endete das Duell in einer provozierten Kollision, die als "Sepang Clash" in die Geschichte einging. Seine zu diesem Zeitpunkt schlechteste MotoGP-Saison beendete Marquez mit 242 Punkten auf Platz drei der Gesamtwertung. Insgesamt holte er acht Pole-Postions, fünf Siege und vier zweite Plätze.
Marc Marquez dominiert die Königsklasse mit Honda
Ins Jahr 2016 startete Marquez mit einer immer noch schwer zu bändigenden RC213V, im Gegensatz zum Vorjahr hielt sich der Spanier jedoch wacker und überzeugte mit Konstanz. In der kompletten Saison beendete Marquez nur ein Rennen außerhalb der Punkte, im selben Rennen kassierte er seinen einzigen Ausfall. Mit fünf Siegen, zwölf Podiumsplatzierungen und insgesamt 298 WM-Punkten krönte sich Marquez in Motegi ein drittes Mal zum MotoGP-Weltmeister.
Standesgemäß kämpfte Marquez auch 2017 um den Titel. Nachdem ihm Ducati-Pilot Andrea Dovizioso lange Zeit auf den Fersen war, fixierte Marquez beim Saisonabschluss in Valencia seine vierte WM-Krone und beendete die Saison mit sechs Siegen und 37 Punkten Vorsprung auf den Italiener. 2018 lag Marquez in der Meisterschaft erneut voran - und zwar weitaus deutlicher als in der Vorsaison. Mit neun Siegen erarbeitete er sich bis zu Saisonschluss fast 80 Zähler Vorsprung auf Dauerrivalen Dovizioso.
Die wohl dominanteste Saison seiner Karriere hatte Marquez aber 2019. Abgesehen von einem Ausfall in Austin beendete er jedes Rennen in den Top-Zwei. Am Ende des Jahres hatte er zwölf Siege zu Buche stehen und wurde zum sechsten Mal MotoGP-Weltmeister. Zusammen mit seinen Moto2- und Moto3-Titeln ist er somit achtfacher Weltmeister.
Horrorsturz in Jerez verändert 2020 Marquez' Karriere
2020 verletzte er sich allerdings bereits beim ersten Saisonrennen in Jerez schwer am Oberarm, musste operiert werden und einen überstürzten Comebackversuch abbrechen. Aufgrund von Komplikationen wurden eine zweite und dritte Operation notwendig, die Marquez für den Rest des Jahres und die ersten beiden Rennen 2021 außer Gefecht setzte. Erst gegen Saisonende 2021 mischte Marquez wieder vorne mit, musste nach drei Siegen am Sachsenring, in Austin und Misano aber erneut pausieren. Er verletzte sich beim Enduro-Training am Auge.
Auch 2022 musste Marquez erkennen, dass ihm seine Gesundheit weiterhin einen Strich durch die Rechnung machte. Dazu kam auch noch, dass seine Honda zum wohl schwächsten Bike des Feldes geworden war. Marquez entschied sich für eine erneute Operation am Oberarm und kehrte erst für die letzten Saisonrennen zurück. Obwohl die Genesung des Arms nach Wunsch verlaufen und die Operation ein Erfolg war, konnte er in den letzten Rennen nur einen einzigen Podestplatz für Honda herausfahren.
Das Jahr 2023 ging als das bisher schwierigste in die sportliche Geschichte des Repsol Honda-Teams ein. Marquez konnte sein Arbeitsgerät zu Saisonbeginn durch unbändigen Einsatz zwar immer wieder auf Podestniveau bewegen, allerdings forderte diese Vorgehensweise große Opfer. Der achtfache Weltmeister stürzte in Portimao so schwer, dass er zwei Konkurrenten abräumte und sich dabei eine komplizierte Fraktur an der rechten Hand zuzog. Die drei folgenden Grands Prix musste Marquez daraufhin verletzt auslassen. Auch sportlich ging es daraufhin rapide bergab. Marquez stellte einen neuen Sturzrekord auf und konnte lediglich beim regnerischen Japan-Grand-Prix ein Podest einfahren.
Marc Marquez: Wiederbelebung mit Gresini
Die Saison 2023 sollte dabei eine weitere große Neuigkeit parat halten: Marquez und Honda gaben ihre Trennung mit Saisonende bekannt. Kurze Zeit später erfolgte die offizielle Bekanntgabe des Wechsels zu Gresini Racing. Dort startete Marquez 2024 neben Bruder Alex auf einer Vorjahres-Ducati. Das Ende der erfolgreichsten Fahrer-Team-Partnerschaft der MotoGP-Geschichte, aber auch die Neugeburt des Superstars. Auf der Ducati brauchte Marquez keine lange Eingewöhnungszeit und mischte schnell wieder ganz vorne mit. Gegen die GP24 von Francesco Bagnaia und Jorge Martin hatte er nur selten eine Chance, konnte aber dennoch drei erlösende GP-Siege in Aragon, Misano und auf Phillip Island einfahren. Er beendete die Saison als WM-Dritter und sicherte sich dank seiner starken Leistungen die Beförderung ins Ducati-Werksteam, wo er 2025 und 2026 an der Seite von Bagnaia starten wird.