Die Favoriten für den Saisonauftakt 1997 waren lange vor dem ersten Training klar: Der Weg zum Sieg würde nur über das Weltmeister-Team Williams mit Jacques Villeneuve und Neuzugang Heinz-Harald Frentzen oder über Ferrari-Star Michael Schumacher führen. Doch am Sonntag kam alles anders: Schumacher-Teamkollege Eddie Irvine eliminierte in der ersten Kurve zunächst Villeneuve. Frentzen verlor später die Führung an der Box. An der Spitze lag daraufhin McLaren-Pilot David Coulthard. Der Schotte behauptete sie und fuhr nach 58 Runden als Sieger über den Zielstrich. Schumacher hatte ihn bis in die Schlussphase des Rennens verfolgt, wurde dann jedoch durch einen unplanmäßigen Tankstopp zurückgeworfen. Frentzen war drei Runden vor Schluss als Zweiter mit einer gebrochenen Bremsscheibe abgeflogen.
Zwei Jahre später begannen die Kuriositäten schon vor dem Start, als die beiden Stewart Ford von Rubens Barrichello und Johnny Herbert im Grid zeitgleich abrauchten. Da es nur ein T-Car gab, nahm nur Barrichello am GP teil. Im Rennen ging wenig später das Favoritensterben los. Das aus der ersten Reihe gestartete McLaren-Duo Mika Häkkinen und David Coulthard war vor Rennhälfte aufgrund von Defekten ausgeschieden. Irvine lag in Führung, während Teamkollege Michael Schumacher einen komplett verseuchten GP erlebte. Kurz nach dem McLaren-Aus ereilte ihn zunächst ein Plattfuß. Wenig später fuhr er ohne Stopp durch die Boxengasse, um einen Umlauf danach anzuhalten und sein Lenkrad zu wechseln. Irvine feierte überraschend seinen ersten F1-Sieg, vor Frentzen im Jordan und Ralf Schumacher im Williams. Die nächste Überraschung spielte sich auf dem letzten Punkterang ab: Debütant Pedro de la Rosa wurde im Arrows hauchdünn vor Teamkollege Tora Takagi Sechster.
2001 sorgte Sauber für die große Melbourne-Überraschung. Nach einer katastrophalen Debüt-Saison mit Prost Peugeot fuhr Nick Heidfeld für die Schweizer mit Platz vier seine ersten WM-Punkte und für das Team aus Hinwil ein Top-Resultat ein. Die eigentliche Sensation war aber Teamkollege Kimi Räikkönen. Der damals 21-jährige Finne hatte erst 23 Autorennen in der Formel Renault auf dem Buckel, als er von Peter Sauber verpflichtet wurde. Mit Platz sechs holte der Iceman gleich im ersten Rennen den ersten WM-Zähler.
Australien 2002 sorgte für zwei faustdicke Sensationen. Die erste davon hieß Mark Webber. Der Australier gab in Melbourne im Alter von 25 Jahren sein F1-Debüt - für Minardi. Im Cockpit der Hinterbänkler war er von Punkten ungefähr so weit entfernt wie von der Sonne, doch er hatte andere Pläne. Nachdem acht Autos bei einer Startkollision ausgeschaltet wurden und Webber auch die anderen vom Pech verfolgten Fahrerkollegen überlebt hatte, überquerte er als sensationeller Fünfter den Zielstrich. Zwei Punkte beim Einstand gewährten Webber sogar Zugang zum Podium, wo der Erfolg zusammen mit Teamchef Paul Stoddart vor dem Heimpublikum gebührend gefeiert wurde.
Der Australien GP 2008 gehört zu den wohl kuriosesten Formel-1-Rennen der Geschichte. Nur 6 von 22 Fahrern schafften es am Ende über die Ziellinie. Insgesamt mussten acht Piloten ihr Rennen aufgrund einer Kollision beenden. Drei Piloten gaben ihr Rennen allesamt aufgrund eines technischen Defekts auf. Einen Motorschaden erlitten drei weitere Fahrer. Darunter auch Kimi Räikkönen und Sébastien Bourdais. Beide Piloten gingen jedoch in die Wertung ein, da sie 90 % des Rennens absolviert hatten. Rubens Barrichello wurde am Ende disqualifiziert. Der Brasilianer hat eine rote Flagge missachtet.
2009 trug sich in Australien der Beginn einer Erfolgsstory zu, die es in der modernen Formel 1 so wohl kein zweites Mal geben wird: Jenson Button und Rubens Barrichello dominierten zunächst das Qualifying und fuhren Brawn GP dann zu einem unglaublichen Doppelsieg. Dabei wäre der BGP 001 um ein Haar nie in der Formel 1 angetreten, nachdem Honda, die den Boliden ursprünglich entwickelten, bei ihrem F1-Engagement den Stecker gezogen hatte.
Australien 2014 markierte eines der beeindruckendsten Fahrer-Debüts in der jüngeren Formel-1-Geschichte. Nachdem Jacques Villeneuve 1996 im Williams gleich bei seinem ersten Rennen den zweiten Platz belegte und Lewis Hamilton 2007 im McLaren ebenfalls im ersten Anlauf aufs Podium fuhr, hieß die Rookie-Sensation 2014 Kevin Magnussen. Der Däne war wie Hamilton von McLaren Mercedes in die Königsklasse befördert worden und beeindruckte schon im Qualifying, als er sich Platz vier sicherte und Teamkollege Jenson Button um Längen distanzierte. Im Rennen fuhr Magnussen auf Rang drei und durfte neben Sieger Nico Rosberg und Daniel Ricciardo jubeln. Letzterer wurde nach dem Rennen aufgrund von Ungereimtheiten beim Benzinverbrauch disqualifiziert. Magnussen erbte Platz zwei.
Ein ebenfalls beachtliches Debüt in Australien zeigte 2015 Felipe Nasr. Ähnlich wie viele Jahre zuvor bei Mark Webber, stand dem Brasilianer mit Sauber nicht das beste Material für eine Fahrt in die Punkte zur Verfügung. Doch Nasr wusste beim Einstand zu überzeugen. Im Qualifying nahm er Teamkollege Marcus Ericsson eine knappe Sekunde ab und schnappte sich Position elf. Im Rennen legte er sogar noch einen drauf und wurde hinter Landsmann Felipe Massa Fünfter. Nasr war an diesem Tag der letzte Pilot in der Führungsrunde, während Ericsson als Achter überrundet wurde. Sein fünfter Platz ist bis dato das beste Debüt-Resultat eines Brasilianers in der Formel 1.
Sensation Australien 2020? Wohl eher nicht. Denn der Grand Prix hat erst gar nicht stattgefunden. Dabei befand sich der gesamte Wanderzirkus schon vor Ort. Aufgrund der Covid-19-Pandemie wurde aber das gesamte Rennwochenende kurzfristig abgesagt. Und zwar ein paar Stunden vor Trainingsbeginn. Vorerst wurde das Rennen auf Mitte April verschoben, letztendlich aber komplett gestrichen.
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