Eine Fotostrecke von MSM-Redakteur Florian Becker:
Robert Kubica ist zurück! Der Pole feiert sieben Jahre nach seinem verheerenden Rallyeunfall ein Comeback in der Formel 1. Der Weg zurück ins Stammcockpit war für den 33-jährigen Publikumsliebling aus Krakau steinig und schwer.
Spontandebüt in Ungarn
Kubicas Einstand in der Formel 1 war 2006 einer nach Maß. Als Ersatz für den bei BMW Sauber in Ungnade gefallenen Jacques Villeneuve kletterte er in Budapest erstmals als Stammfahrer in ein F1-Cockpit. Im Rennen überzeugte er mit einem siebten Platz. Die Freude über die ersten WM-Punkte war jedoch nur von kurzer Dauer. Aufgrund eines untergewichtigen Autos wurde er im Nachhinein disqualifiziert.
Erstes Ausrufezeichen
Lange dauerte es danach nicht, bis Kubica sein Talent in der Königsklasse das erste Mal so richtig aufblitzen ließ. In Italien, wo er den Großteil seiner Nachwuchskarriere vom Go-Kart bis in den Formelsport zuhause war, fuhr er hinter Michael Schumacher und Kimi Räikkönen als Dritter erstmals auf das Podest.
Horrorunfall in Kanada
In seiner ersten vollen Saison machte Kubicas Karriere zunächst einen Knick. Weitere Podiums blieben aus, teamintern hatte Nick Heidfeld bei BMW Sauber die Oberhand. Der einschneidende Moment dieses Jahres war sein schrecklicher Unfall in Montreal. Kubica verschätzte sich im Zweikampf mit Jarno Trulli, woraufhin her mit einer Verzögerung von 75g in die Betonmauer einschlug. Wie durch ein Wunder kam er mit leichten Verletzungen an den Füßen und einer Gehirnerschütterung davon.
Pole Nummer eins
2008 fand Kubica zurück in die Erfolgsspur - und wie. Sein mit Abstand erfolgreichstes Jahr in der Formel 1 nahm schon am dritten Rennwochenende richtig Fahrt auf. In Bahrain sicherte er sich die erste und bis dato einzige Pole Position seiner Karriere. Das Rennen beendete er als Dritter.
Sensationssieg am Schicksalsort
Ein Jahr später wurde der Grand Prix von Kanada für Kubica zur Triumphfahrt. Dort wo er ein Jahr zuvor so schwer verunglückt war, fuhr er den ersten und einzigen Sieg in der Partnerschaft von BMW und Sauber ein. Heidfeld machte den Erfolg als Zweiter für das Team perfekt. Auch für Kubica sollte es der bisher einzige Sieg bleiben.
Neuanfang mit Renault
Der erwartete Angriff an der Spitze blieb im darauffolgenden Jahr aus. 2009 verkam für BMW Sauber zu einer völligen Katastrophe, woraufhin die Bayern den Stecker zogen. Kubica unterschrieb für 2010 bei Renault und blieb der Königsklasse damit erhalten.
Geheimfavorit
Nach drei Podestplätzen und einem starken Aufwärtstrend im ersten gemeinsamen Jahr, galten Kubica und Renault 2011 als Geheimfavoriten. Bei den Testfahrten in Valencia unterstrich Kubica dies mit der absoluten Bestzeit am letzten Tag der Testwoche.
Verheerendes Rallye-Hobby
Wenige Wochen später wurden sämtlichen Ambitionen in der F1 ein jähes Ende gesetzt. Ein Gaststart bei der Ronde di Andora wurde ihm am 6. Februar 2011 zum Verhängnis. Der damals 26-Jährige kam in seinem Skoda Fabia S2000 auf der letzten Wertungsprüfung von der Strecke ab. Die Leitplanke bohrte sich durch das Fahrzeug, Kubica wurde schwer verletzt. Mit einer schweren Handverletzung sowie mehreren Arm- und Beinbrüchen wurde er notoperiert.
Karriere-Aus in der Formel 1
Nach dem Unfall war schnell klar, dass Kubica 2011 nicht für Renault würde starten können. Bis 2012 stand er weiter bei dem später als Lotus bekannten Team unter Vertrag, doch ohne Hoffnung auf eine mittelfristige Rückkehr war er kurz darauf ganz aus dem Dunstkreis der Königsklasse raus. Zu allem Überfluss brach er sich im Januar 2012 beim Spazieren gehen auf einer Eisplatte das rechte Bein, das er sich bereits bei dem Unfall ein Jahr zuvor gebrochen hatte.
WRC statt Formel 1
Der Formel 1 blieb Kubica in der Folge fern. Der verletzte Arm hinderte ihn daran, einen Formelboliden zu steuern. Als Besucher im Paddock oder Experte am Mikrofon sah man ihn nicht. Zu sehr hätte es ihn geschmerzt, sich mit der Welt die er verloren hatte, auseinanderzusetzen. Stattdessen ließ Kubica seiner Leidenschaft für den Rallyesport weiter freien Lauf. Von 2013 bis 2015 startete er in der WRC. Sein bestes Ergebnis feierte er bei der Rallye Argentinien 2014, die er als Sechster beendete. Ansonsten war das Abenteuer eher von spektakulären Unfällen als von Erfolg gekrönt.
Rückkehr auf die Rundstrecke
Nachdem Kubica im Januar 2013 in Valencia einen DTM-Mercedes getestet hatte, fuhr er im März 2016 bei einem 24h-Event in Mugello in einem Mercedes SLS GT3 erstmals wieder ein Rennen. Im Herbst des Jahres startete er außerdem in Spa-Franchorchamps bei der Renault Sport Trophy. Im Januar 2017 folgte ein Start bei den 24h von Dubai in einem Porsche 911 GT3
LMP1-Ambitionen
Im Jahr 2017 wollte Kubica wieder richtig Ernst machen. Nach einem erfolgreichen Rookie-Test im November 2016 plante er ein Engagement in der LMP1-Klasse der WEC. Der Vertrag mit ByKolles war bereits unterzeichnet, doch wenige Monate später gab Kubica bekannt, dass er nicht in der Sportwagen-WM starten würde.
Kubica zurück im F1-Auto
Weshalb Kubica sich der WEC abwendete, wurde kurz darauf klar. Bei Renault erhielt er im Juni des Jahres die Chance, erstmals seit seinem schweren Unfall wieder ein Formel-1-Auto zu pilotieren. In einem Lotus E20 des Jahrgangs 2012 absolvierte er in Valencia 115 Runden, ohne dass ihm der rechte Arm dabei irgendwelche Probleme bereitete. Die Einsatzfähigkeit im Formelauto hatte Kubica im April bei einem Test mit einem GP3-Boliden sichergestellt, der im Gegensatz zum F1 nicht über Servolenkung verfügt.
Erste Schritte zum Comeback
Nach dem erfolgreichen Test im 2012er Boliden machte Renault mit Kubica den nächsten Schritt. In Ungarn durfte er im August beim offiziellen In-Season-Test ins Cockpit des R.S.17 klettern, und damit erstmals ein aktuelles Formel-1-Auto pilotieren. Erneut kam Kubica bestens zurecht. Erste Gerüchte über ein Comeback als Rennfahrer keimten auf.
Williams statt Renault
Obwohl er lange Zeit im Rennen um ein Stammcockpit zu sein schien, stand Kubica bei Renault am Ende vor verschlossenen Türen. Die Franzosen entschieden sich für Carlos Sainz, woraufhin Kubica bei Williams anheuerte. Im Oktober testete er einen FW36 des Jahrgangs 2014, zunächst in Silverstone und dann auf dem Hungaroring.
Niederlage gegen Sirotkin
Nachdem er den Abu-Dhabi-Test im 2017er Williams bestritten hatte, schien Kubica beim britischen Traditionsrennstall beste Chancen auf ein Renncockpit zu haben. Am Ende musste er sich aber auch dort unterordnen. Williams gab bei der Präsentation für 2018 Lance Stroll und Sergey Sirotkin als Fahrer bekannt. Kubica bekam die Rolle als Test- und Entwicklungsfahrers.
Rückkehr in drei Akten
In dieser Funktion nahm Kubica für Williams planmäßig an den Testfahrten teil. 2018 sollte für ihn aber noch einen weiteren wichtigen Schritt in Richtung Vollzeit-Comeback beinhalten. In Barcelona durfte er für Williams das 1. Freie Training fahren, womit er erstmals seit dem Finale 2010 wieder ein F1-Auto an einem Rennwochenende pilotierte.
Kubica am Ziel
Die Silly Season entwickelte sich mit der Übernahme Force Indias durch Lawrence Stroll ganz im Sinne Kubicas. Nachdem der kanadische Milliardär sein Geld und in der Folge auch seinen Sohn aus dem Team zog, erhöhten sich die Chancen des Polen dramatisch. Den Platz Strolls erhielt aber zunächst Mercedes-Junior George Russell. Kubica befand sich damit abermals im Rennen gegen Sirotkin, diesmal mit dem besseren Ende für ihn. Vor dem Finale in Abu Dhabi verkündete Williams, dass das Traum-Comeback für 2019 fix ist. Kubica wird beim Auftakt in Australien erstmals seit 2010 wieder im Grid stehen.
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