2006 wurde aus Minardi die Scuderia Toro Rosso. Und damit gleichzeitig zum Ausbildungsteam von Red Bull. Grundregel: Wer ins Hauptteam will, muss sich erst beim kleinen Schwesterteam beweisen. Ausnahmen bestätigen die Regel. Wir werfen einen Blick auf die Erfolgsgeschichten, und die nicht so erfolgreichen.
Scott Speed:
Scott Speed bildete zusammen mit Vitantonio Liuzzi die erste Fahrerpaarung bei Toro Rosso. Gleich beim Debüt sollte er als Achter einen WM-Punkt holen. Zumindest kurzzeitig: Später wurde Speed die Platzierung wegen Überholens während des Safety-Cars aberkannt. Der Punkt ging stattdessen an den großen Bruder: David Coulthard von Red Bull. Weil Speed Coulthard im Rahmen dessen wild beschimpfte, musste er auch noch 5000 Dollar Strafe bezahlen. Punktelos ging seine erste Saison zu Ende, mit Streit ging es weiter: Als eine Auseinandersetzung mit Teamchef Franz Tost eskalierte, wurde der Amerikaner ab dem Ungarn-GP 2007 rausgeworfen und durch Sebastian Vettel ersetzt.
Sebastian Vettel:
Nach glanzvollem Einsatz anstelle des verletzten Robert Kubicas in Indianapolis ersetzte Sebastian Vettel ab Ungarn 2007 Scott Speed bei Toro Rosso. Schon ein Jahr später erzielte der Heppenheimer den ersten Sieg für Red Bull. Allerdings im kleinen Schwesterteam, dem B-Team, das eigentlich nur zur Ausbildung dient. Als Toro Rosso auch noch Red Bull in der Konstrukteurswertung schlug, hatte Dr. Helmut Marko genug gesehen. Sebastian Vettel wurde zu Red Bull befördert. Der Rest ist Geschichte.
Daniil Kvyat:
Seit 2010 im der Red-Bull-Akademie, 2013 erstmals Testfahrer bei Toro Rosso und nach freien Trainings in Austin und Interlagos ein Jahr später Stammfahrer beim Ausbildungsteam. Bevor ihm Max Verstappen auch diesen Rekord wegschnappte, war der Russe mit 19 Jahren der jüngste Fahrer in den Punkten. Damals als 'Entdeckung des Jahres' gefeiert, machte er mit Teamkollegen Jean-Eric Vergne kurzen Prozess und trat 2015 in die großen Fußstapfen von Sebastian Vettel. Zuerst noch auf Augenhöhe mit Daniel Ricciardo, musste der 'russische Torpedo' mitten in der Saison 2016 aufgrund einiger Zwischenfälle sein Cockpit für Max Verstappen räumen. 2017 für Pierre Gasly. Zurück in der alten Heimat Toro Rosso gelang ihm 2019 noch ein dritter Platz, bevor seine Formel-1-Karriere 2020 zu Ende ging.
Daniel Ricciardo:
Genau genommen kein Rookie, aber nennenswerte Ernennung: Red-Bull-Junior Daniel Ricciardo fuhr 2011 bei jedem Rennwochenende ein freies Training bei Toro Rosso, bis er selbst bei HRT Stammfahrer wurde. Ein Jahr später kam er bei Toro Rosso unter. Zuerst noch von Jean-Eric Vergne ausqualifiziert, hatte er 2013 mit dem STR8 seinen Teamkollegen im Griff. 20 Punkte reichten für eine Beförderung zu Red Bull. Zurecht: Als Nachfolger von Landsmann Marc Webber erzielte er drei Siege im ersten Jahr und wurde Dritter in der WM. Und das neben einem viermaligen Weltmeister.
Max Verstappen:
Von einem Red-Bull-Wunderkind zum Nächsten: Max Verstappen wurde mit nur 17 Jahren und einem Jahr in der Formel 3 durch einen Anruf von Dr. Helmut Marko zum jüngsten Formel-1-Fahrer aller Zeiten. Nach einer guten Rookie-Saison mit 49 Punkten (31 mehr als Teamkollege Carlos Sainz, trotz fünf Ausfällen), traf Red Bull die damals wahnsinnig anmutende Entscheidung, den gerade 18-gewordenen Holländer ins A-Team zu berufen. Fazit: Beim ersten Rennen für Red Bull gewann er gleich seinen ersten Grand Prix. Wurde erwachsen, und ist nun mit 25 zweifacher Weltmeister.
Carlos Sainz:
2015 startete Carlos Sainz seine Rookie-Kampagne bei Toro Rosso. Und hatte mit Max Verstappen von Anfang an starke teaminterne Konkurrenz. In seiner ersten Saison beim Team musste er sich dem späteren Weltmeister geschlagen geben. Noch schlimmer: Nach Max Verstappens Beförderung und Daniel Ricciardos guten Leistungen waren für Sainz die Türen bei Red Bull vorerst zu. Toro-Rosso-Rückkehrer Daniil Kvyat hatte er zwar im Griff, trotzdem wechselte der Madrider mit einer Honda-Renault-McLaren-Red-Bull-Rochade mitten in der 2017er Saison zu Renault. Über Umwege über McLaren ging es schließlich nach Maranello, wo sich Sainz als Ferrari-Pilot seinen Kindheitstraum erfüllte.
Pierre Gasly:
Pierre Gaslys Karriere bei Red Bull begann schon denkbar schlecht: Kommend vom Red-Bull-Nachwuchskader gab es für ihn nach Gewinn der Formel-2-Meisterschaft kein freies Cockpit. Weder bei Red Bull, noch bei Toro Rosso. Die Lösung: Ein Auslandssemester in Japan bei der Super Formula, bevor er 2017 Daniil Kvyats Cockpit übernahm. 2019 folgte nach Daniel Ricciardos Wechsel zu Renault ein kurzer Stint beim Hauptteam. Nachdem dieser alles andere als erfolgreich war (Unfall gleich bei den Testfahrten, Highlight P4 in Silverstone), folgte nach zwölf Rennen die Rückversetzung nach Faenza. Dort erlebte er allerdings einen zweiten Frühling und machte sich in einem chaotischen Monza-GP zum Rennsieger. 2021 war ähnlich erfolgreich, 2022 folgte der Absturz und 2023 ist Gasly auf dem Weg zu Alpine.
Brendon Hartleys Weg in die Formel 1 war etwas ungewöhnlich: Seit 2008 im Red-Bull-Kader, saß er erst zehn Jahre später zum ersten Mal im Cockpit. Als Youngster war er schnell, aber fehleranfällig. Der Reifeprozess als Fahrer für Porsche in der Langstrecken-WM war erfolgreich und 2017 erhielt der Neuseeländer sein Formel-1-Cockpit: Nach erfolgreichem Sainz-Renault-Deal sprang Hartley bei den letzten vier Rennen für ihn ein. Vier Rennen, vier Startplatzstrafen aufgrund des 'Economy-Class Motors' von Renault. 2018 mit Honda sollte es besser werden: Das Gegenteil trat ein. Nur drei Top-10-Platzierungen waren nicht genug für ein weiteres Jahr in der Königsklasse.
Alex Albon:
Eigentlich schon auf dem Weg zur Formel E, erhielt Alex Albon den rettenden Anruf von Red Bull: Dank dünnem Nachwuchskader war bei Toro Rosso ein Cockpit für ihn frei. In der ersten Saisonhälfte lieferte sich der Brite ein enges Duell mit Daniil Kvyat, bevor ihn in der Sommerpause nochmal ein Anruf von Red Bull aus der Bahn warf: Beförderung zum Hauptteam, Platztausch mit Pierre Gasly. Kvyat hatte zwar mehr Punkte, aber die Red-Bull-Führungsetage war vom Potenzial Albons überzeugt.
Er lieferte eine ansehnliche zweite Saisonhälfte ab: Zwar immer hinter Max Verstappen, aber mit Ausnahme von Brasilien immer unter den Top-6. Eine zweite Saison bei Red Bull folgte, mit zwei dritten Plätzen aber nicht genug für eine Weitere. 2021 war Albon Ersatzfahrer bei Red Bull, ab 2022 Stammfahrer bei Williams.
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