Portrait:
Hülkenberg begann seine Karriere als Neunjähriger im Kart. 2002 und 2003 gewann er zuerst die Junior-, dann die reguläre Deutsche Kart-Meisterschaft und sicherte sich so den Aufstieg in den Formelsport. In der Formel-BMW-ADAC wurde 'Hülk', wie er von vielen genannt wird, 2005 zum Rookie-Meister. Sein Sieg beim Deutschen Formel-3-Cup brachte ihm ein Cockpit im deutschen Team der A1-GP ein. Mit insgesamt neun Siegen gewannen die Deutschen im Winter 2006/2007 den Titel. Für Hülkenberg bedeutete das einen weiteren Karriereschritt: Aufstieg in die Formel 3-Euroserie. Bereits im ersten Jahr wurde 'Hülk' Gesamtdritter hinter Romain Grosjean und Sebastien Buemi.
Hülkenbergs Weg in die Formel 1
Durch seine Erfolge machte Hülkenberg das Williams-F1-Team auf sich aufmerksam, was ihm eine Einladung zu Testfahrten einbrachte. Nach überzeugenden Vorstellungen erhielt er einen Testfahrervertrag für 2008. Nebenbei fuhr er zudem weiterhin in der Formel-3-Euroserie und sicherte sich dort vorzeitig die Meisterschaft. Im folgenden Jahr ging der Emmericher dann wieder für das ART-Team an den Start, dieses Mal in der GP2-Serie. Mit seinem sofortigen Titelgewinn legte er endgültig den Grundstein für ein Stammcockpit bei Williams in der Königsklasse des Motorsports.
Die Debütsaison Hülkenbergs verlief jedoch bisweilen schwierig. In Teamkollege Barrichello fand er gerade zu Beginn des Jahres noch oft seinen Meister. Jedoch biss 'Hülk' sich durch, steigerte sich kontinuierlich und gab seiner Saison dann doch noch eine positive Note: Bei schwierigsten Bedingungen sicherte er sich beim Brasilien GP sensationell die Pole-Position. Auch im Rennen zeigte er eine beherzte Leistung, musste die Führungsposition im unterlegenen Williams jedoch abgeben. Mit 22 Punkten belegte er zum Jahresende dennoch einen passablen vierzehnten Platz. Der Husarenritt von Sao Paulo war allerdings zu spät gekommen, denn nach Auslaufen seines Vertrages fand Hülkenberg kein Cockpit für die Folgesaison.
Hülkenbergs Ausflug zu Sauber & Rückkehr in die vertraute Welt
2011 wechselte er daraufhin als Test- und Ersatzfahrer zu Force India, was sich als gute Entscheidung herausstellte. Nach nur einer Saison wurde Hülkenberg als Nachfolger von Adrian Sutil zum Stammpilot befördert. Teamkollege Paul di Resta hatte er meist im Griff. Seine beste Saisonleistung zeigte Hülkenberg beim Saisonfinale in Brasilien, wo er lange um den Sieg mitfuhr. Nach einer Kollision mit Lewis Hamilton reichte es immerhin noch zu Platz fünf. Mit elf Punkteankünften und 63 Zählern sicherte sich 'Hülk' einen beeindruckenden elften Gesamtrang. Sein bestes Ergebnis erzielte er beim Rennen in Spa, als er als Vierter die Zielflagge sah.
2013 wechselte Hülkenberg zu Sauber, wo er mit Rookie Esteban Gutierrez die Fahrerpaarung bildete. Von Beginn an ließ der Emmericher keinen Zweifel daran aufkommen, wer die Nummer 1 im Team ist. Nach einer äußerst verhaltenen ersten Saisonhälfte mit lediglich sieben Punkten explodierte Hülkenberg nach dem gezwungenen Wechsel auf die für den Sauber kompatibleren Vorjahresreifen förmlich. Sechs Punkteankünfte und 44 WM-Punkte wies die Bilanz von 'Hülk' nach der Sommerpause auf - vier Mal platzierte er sich gar zwischen dem vierten und sechsten Rang. Trotz seines beeindruckenden Ergebnisses kehrte er dem klammen Schweizer Rennstall zum Jahresende den Rücken und heuerte erneut bei seinem alten Arbeitgeber Force India an.
Für Hülkenberg war der Wechsel in die vertrauten Gefilde von Force India der richtige Schritt zum richtigen Zeitpunkt. Während sein ehemaliger Arbeitgeber Sauber in der Saison 2014 chancen- und punktlos blieb, hatte sich Force India bestens mit dem neuen Reglement um die V6-Turbomotoren vertraut gemacht. Starke Leistungen zum Saisonbeginn katapultierten den Emmericher auch in der Fahrerwertung in das vordere Mittelfeld. Aufgrund fehlender finanzieller Mittel musste sich sein Team im Technologiewettstreit und im Kampf um Gesamtrang fünf McLaren-Mercedes geschlagen geben. Nach einer schwächeren zweiten Saisonhälfte brillierte Hülkenberg beim Saisonfinale in Abu Dhabi noch einmal mit einem sechsten Rang. Insgesamt erzielte Hülkenberg in der Saison 2014 sein bisher bestes Ergebnis seiner Formel-1-Karriere. Platz neun und 96 Punkte bescherten dem Deutschen auch den Sieg über seinen Teamkollegen Sergio Perez mit dem er auch in der Saison 2015 für Force India an den Start ging.
Ein altes Auto kostete Nico Hülkenberg in der ersten Saisonhälfte 2015 einige gute Positionen. Als ihm dann der fertige Force India zur Verfügung stand, konnte der Deutsche erneut einige starke Rennen fahren und fuhr regelmäßig in die Punkteränge. Am Ende lag Hülkenberg wieder in den Top-Ten, diesmal jedoch nur auf dem zehnten Rang.
Hülkenberg: Wechsel zu Renault
Auch 2016 blieb Hülkenberg der große Durchbruch verwehrt. Chancen auf das Podest gingen ihm erneut mehrfach durch die Lappen - ungünstige Rennverläufe, Pech oder auch eigene Fehler standen ihm wieder und wieder im Weg. Der Speed stimmte allerdings nach wie vor. Bei 14 der 21 Rennen fuhr Hülkenberg in die Punkte. In der Gesamtwertung landete er mit 72 Punkten auf dem neunten Rang. Gegen seinen Teamkollegen Sergio Perez zog er dabei zwar den Kürzeren, doch im Qualifying besiegte er ihn mit 12:9. Nachdem es zunächst nach einem Verbleib bei Force India aussah, unterzeichnete Hülkenberg im Herbst des Jahres einen mehrjährigen Vertrag bei Renault.
Als Werksfahrer für Renault war Hülkenberg 2017 die klare Nummer 1 im Team. Jolyon Palmer sah gegen den Deutschen kein Land. Fast eine Sekunde verlor der Brite im Durchschnitt auf Hülkenberg, der alle Qualifying-Duelle gewann - bis Palmer entlassen wurde. Doch auch dessen Nachfolger Carlos Sainz hatte Hülkenberg im Griff. Insgesamt erzielte Hülkenberg in seinem ersten Renault-Jahr 43 Punkte. Das reichte zum 10. WM-Rang. Bei Force India hätte er zwar kurzfristig bessere Resultate erzielt, etwa sein erstes Formel-1-Podium, auf das der Emmericher auch 2023 noch immer wartet, doch sieht er bei den Franzosen langfristig die bessere Perspektive.
Auch 2018 hatte Hülkenberg Sainz im Griff. Einer sehr starken ersten Saisonhälfte folgte eine durchwachsene zweite. In der Gesamtwertung holte Hülkenberg am Ende den siebten Platz hinter den Fahrern der drei Top-Teams Mercedes, Ferrari und Red Bull. Der Sprung aufs Podium blieb dem Deutschen wieder verwehrt, sodass er inzwischen der Fahrer mit den meisten Grand Prix-Starts ohne Podiumsplatzierung ist.
2019 hatte Hülkenberg hingegen das Nachsehen gegen seinen Teamkollegen. Sowohl im Qualifying als auch im Rennen hinkte er hinter Daniel Ricciardo hinterher. Mit einem besten Resultat von Platz 5 in Italien blieb ihm erneut der Sprung auf das Podium verwehrt. Im August wurde bekanntgegeben, dass er bei Renault 2020 durch Esteban Ocon ersetzt werden würde. Auch bei den anderen Teams fand der Deutsche keinen Platz mehr und musste sich deshalb vorerst aus der Formel 1 verabschieden.
Hülkenberg: Formel-1-Comeback mit Haas
Nach zwei Jahren kehrte Hülkenberg in die Formel 1 zurück. In Vergessenheit geriet der Deutsche jedoch nicht. Unter anderem absolvierte er im Coronavirus-Jahr 2020 zwei Rennen für Racing Point, Anfang 2022 ersetzte er den erkrankten Sebastian Vettel bei Aston Martin. Damit hielt er sich in Erinnerung und wusste vor allem mit seinen Leistungen aus dem Stand zu überzeugen. Entsprechend gab Haas vor dem Saisonfinale 2022 in Abu Dhabi die Trennung von Mick Schumacher bekannt. Mit dem Emmericher holte sich das Team einen erfahrenen Fahrer an die Seite von Kevin Magnussen.
Zurück im Cockpit überzeugte Hülkenberg vor allem im Qualifying, zehn Q3-Auftritte ließen seine Bilanz im Jahr 2023 glänzen. Ansonsten hatte er im Rennen mit dem reifenfressenden VF-23 zu kämpfen, was seine Chancen auf Punkte schnell minimierte. Nur in Australien schaffte es der Deutschen in die Top-10. Sieben der insgesamt zwölf Haas-Punkte gingen zum Saisonende auf Hülkenbergs Konto.