Portrait:

Schon früh entdeckte Daniel Ricciardo seine Leidenschaft zum Motorsport. Doch sein Heimatland Australien liegt fernab von jenen Serien, welche die Formel-1-Teams beobachten. Daher machte sich Ricciardo nach sechs Jahren im Kartsport auf nach Europa, um sein Talent dort zur Schau zu stellen. Der Weg war weit, und erst schwierig. Hatte er 2006 in der asiatischen Formel BMW noch den dritten Meisterschaftsrang belegt, lieferte er in der italienischen Formel Renault 2.0 sieglos eine mittelmäßige Saison 2007 ab.

Der europäische Durchbruch gelang ihm 2008: Mit acht Siegen holte er sich in der Formel Renault 2.0 WEC den Titel, und im Eurocup mit sechs Siegen Rang zwei. Das brachte ihm einen Platz in der britischen Formel 3 mit Carlin ein wo er 2009 ebenfalls nicht zu schlagen war. Sechs Siege und sechs weitere Podestplätze, in der Gesamtwertung lag er am Ende fast 100 Punkte vor dem Zweitplatzierten, und war nun obendrauf in Red Bulls Juniorkader angelangt. Ein Wechsel in die Formula Renault 3.5 folgte, bei seinem fünften Rennen schaffte Ricciardo den ersten Sieg in Monaco und wurde am Ende Vizemeister.

Ricciardo behauptet sich gegen Champ Sebastian Vettel

Red Bull gab Ricciardo 2011 neben einem weiteren Formel-Renault-Jahr Testtage. Der Sprung in die Formel 1 kam aber noch früher als erwartet, als Red Bull es schaffte, ihn ab Silverstone bei den Hinterbänklern von HRT unterzubringen. In elf Rennen blieb Ricciardo zwar punktelos, überzeugte aber und erhielt für 2012 absolvierte einen Stammplatz bei Toro Rosso.

Dort hatte es Ricciardo mit nur sechs Punkteankünften und einer teaminternen Niederlage gegen Jean-Eric Vergne erst nicht leicht, begann aber in der zweiten Saisonhälfte immer besser zu werden. 2013 war Ricciardo dann gegen Vergne obenauf, beendete die WM auf dem 14. Gesamtrang. Im September entschloss sich Red Bull, Ricciardo ab 2014 zum Nummer-1-Team Red Bull zu befördern, um Mark Webber zu ersetzen. Damit startete er als Teamkollege von Vierfach-Weltmeister Sebastian Vettel in die neue V6-Turbo-Ära der Formel 1.

Der junge Australier überraschte schon zum Saisonauftakt mit einem zweiten Platz, wurde aber wegen eines Technik-Vergehens nachträglich disqualifiziert. In Spanien holte er es nach - und dann ging es Schlag auf Schlag. In Kanada, Ungarn und Belgien bezwang Ricciardo die übermächtige Konkurrenz von Mercedes. Gegen Vettel dominierte er regelrecht. Mit einem dritten WM-Rang gewann er das teaminterne Duell deutlich.

Ricciardo & Max Verstappen als kurzes Dream Team

2015 bekam Ricciardo mit Daniil Kvyat einen neuen Teamkollegen. Den hatte er auf der Strecke klar im Griff, doch Red Bull machte als Team einen klaren Rückschritt. Nur zwei Podien und ein achter WM-Rang blieben. 2016 ging es wieder aufwärts - wobei Ricciardo ab Spanien mit Shooting-Star Max Verstappen anstelle des schwächelnden Kvyat einen neuen Teamkollegen bekam, der sofort das erste Rennen gewann. Ricciardo erlebte eine bittere Niederlage in Monaco, konnte aber in Singapur endlich wieder feiern.

2017 und 2018 nahm die Partnerschaft Ricciardo und Verstappen dann Fahrt auf. Wenngleich der pfeilschnelle Verstappen immer mehr die Oberhand gewann, und das Team an sich bei den meisten Rennen nicht siegfähig war. Zuverlässigkeitsprobleme mit den Renault-Motoren plagten Verstappen 2017, und Ricciardo 2018, nachdem er da erst noch in der Form seines Lebens begonnen und zwei der ersten sechs Rennen gewonnen hatte. Die Beziehung zu Verstappen blieb - trotz einer Kollision in Baku - immer gut, aber dass das Team den Niederländer als die Zukunft sah, setzte Ricciardo zu.

Ricciardo gibt Renault-Experiment auf - und setzt auf McLaren

Für 2019 verließ er daher die Red-Bull-Familie, als sein Vertrag auslief. Renault zog ihn mit einem Millionen-Deal für zwei Jahre an. Aber die Franzosen steckten beide Jahre im Mittelfeld fest, und Ricciardo brauchte bis 2020, um wieder aufs Podium zu kommen. Zwar hatte er seine Teamkollegen - 2019 Nico Hülkenberg, 2020 Esteban Ocon - klar im Griff, aber mit unterlegenem Material konnte er seine Klasse nie ganz zeigen, und holte 2019 nur WM-Rang 9, und 2020 WM-Rang 5.

Daher ließ er sich für 2021 mit dem Auslaufen seines Renault-Vertrages von McLaren anlocken. Doch dort erlebte er eine durchwachsene erste Saison. Lange kämpfte er mit einem Auto, das seinem Fahrstil überhaupt nicht passte. Doch nach der Sommerpause schien der Durchbruch gelungen: In Monza blitzte der alte Ricciardo auf, und mit einer perfekten Wochenendleistung staubte er seinen ersten Sieg seit 2018 ab. Es blieb allerdings bei einem Zwischenhoch.

Ricciardo kehrt zu AlphaTauri zurück

Nach einer weiteren enttäuschenden Saison bei McLaren wurde sein Vertrag vorzeitig aufgelöst. Ricciardo ging 2023 mangels Alternativen als Ersatzfahrer zurück zu Red Bull. Weil AlphaTauri von Nyck de Vries enttäuscht war, gab man Ricciardo die Gelegenheit, sich bei einem Reifentest im aktuellen Red Bull zu beweisen. Der Australier nutzte die Chance und gab noch vor der Sommerpause sein Formel-1-Comeback im AlphaTauri. Der italienische Rennstall soll dabei nur eine Zwischenstation sein: Das große Ziel, das gibt Ricciardo offen zu, bleibt eine Rückkehr zu Red Bull Racing.

Als er beim Ungarn GP nach langer Zeit wieder im Formel-1-Cockpit Platz nahm, setzte er sofort ein klares Zeichen. Teamkollege Yuki Tsunoda konnte den Australier aber größtenteils in Schach halten. Doch sein Comeback verlief nicht so reibungslos wie erhofft: In den Niederlanden verletzte sich Ricciardo bei einem Trainingsunfall an der Hand. Für fünf Rennen wurde er von Liam Lawson ersetzt. Erst in Mexiko gelang ihm der Sprung zurück in die Punkteränge.