Die Geschichte von Ferrari in der Formel 1

Die Geschichte Ferraris geht auf Gründer Enzo Ferrari zurück. 1898 in Modena in der Emilia-Romagna geboren, begeisterte sich Ferrari früh für die Technik der Verbrennungsmotoren und den aufkommenden Motorsport. Als aktiver Rennfahrer gründete Ferrari 1929 seinen eigenen Rennstall, die Scuderia Ferrari. Zunächst wurde mit Fahrzeugen von Alfa Romeo gefahren.

Rennfahrer Enzo Ferrari im Alfa Romeo, Foto: Ferrari
Rennfahrer Enzo Ferrari im Alfa Romeo, Foto: Ferrari

Der Vertrag mit Alfa Romeo wurde 1939 beendet. Während des Zweiten Weltkriegs kam der Motorsport zum Erliegen. Ferrari zog mit seiner Werkstatt von Modena nach Maranello um und nahm nach Kriegsende den Rennwagenbau wieder auf. 1947 gelang der erste Sieg mit einem selbst gebauten Ferrari, dem 125 S, beim Großen Preis von Rom.

1950 startete die Automobilweltmeisterschaft, die heutige Formel 1, mit dem Großbritannien-Grand-Prix in ihre erste Saison. Ferrari - erst beim zweiten Rennen dabei - ist das einzige Team, das bisher in allen Saisons teilgenommen hat. Beim Ferrari-Debüt in Monaco fuhren die Italiener mit Alberto Ascari auf Anhieb auf Platz zwei. Der erste Ferrari-Sieg ließ allerdings noch ein wenig auf sich warten. Den holte 1951 der Argentinier Jose Froilan Gonzalez in Silverstone.

Alberto Ascari in Spa-Francorchamps auf dem Weg zum Sieg, Foto: Shell
Alberto Ascari in Spa-Francorchamps auf dem Weg zum Sieg, Foto: Shell

Den ersten Ferrari-Sieg konnte Ascari somit nicht mehr holen, doch der Italiener stieß in den Folgejahren in größere Höhen vor: 1952 und 1953 fuhr er für Ferrari die ersten beiden WM-Titel ein und war der erste Zweifachweltmeister der Automobil-Weltmeisterschaft. Das erste Jahrzehnt in der Königsklasse hielt zwei weitere Titel für Ferrari durch Juan Manuel Fangio und Mike Hawthorn bereit.

Ferraris ewige Achterbahnfahrt in der Formel 1

In den darauffolgenden Dekaden wechselten sich große Erfolgsgeschichten und tiefe Krisen regelmäßig ab. Im Jahr 1961 gewann Ferrari neben dem Fahrertitel für Phil Hill erstmals die Konstrukteurs-Weltmeisterschaft. Drei Jahre später wiederholte die Mannschaft das Kunststück, diesmal allerdings mit Motorrad-Ikone John Surtees hinter dem Steuer des WM-Autos. Danach folgte eine Durststrecke, von der Ferrari erst in den 1970er Jahren durch die Ankunft von Ausnahmetalent Niki Lauda erlöst wurde.

Der Österreicher wurde 1974 verpflichtet und brachte den Rennstall unter Führung von Teamchef Luca di Montezemolo und Technikdirektor Mauro Forghieri zurück an die Spitze. Zwischen 1975 und 1977 gewann Ferrari die Konstrukteurs-Weltmeisterschaft. Laudas Titel-Hattrick wurde einzig durch seinen verheerenden Feuerunfall auf dem Nürburgring vereitelt. Zwei Jahre nachdem der Erfolgsgarant das Team verlassen hatte, holte Jody Scheckter den Titel 1979 zurück nach Maranello.

Niki Lauda im Ferrari-Cockpit
Niki Laude holte für die Scuderia zwei WM-Titel, Foto: Ferrari

Der Titel des Südafrikaners sollte für lange Zeit der letzte für die Scuderia bleiben. Zwar gelang in den Jahren 1982 und 1983 jeweils der Gesamtsieg bei den Konstrukteuren, doch schwere Schicksalsschläge wie der Tod von Gilles Villeneuve und der karrierebeendende Unfall von Didier Pironi warfen das Team aus der Bahn. Die 1980er Jahre wurden ein ewiges Auf und Ab, das dem Mythos Ferrari allerdings keinen Abbruch tat. Die Italiener zogen weiterhin Top-Fahrer an, die versuchten, dem Rennstall zu altem Glanz zu verhelfen. Der denkwürdigste Erfolg der Dekade blieb allerdings eine Momentaufnahme.

Beim Grand Prix von Italien 1988 feierten Gerhard Berger und Michele Alboreto im ersten Rennen nach dem Tod von Enzo Ferrari einen überraschenden Doppelsieg, nachdem beide dominierenden McLaren von Alain Prost und Ayrton Senna ausgefallen waren. In den Kampf um die Weltmeisterschaft griff man erst 1990 wieder ein, nachdem Prost von McLaren abgeworben wurde. Der Franzose flog 1991 nach einem kritischen Kommentar aus dem Team und war nach Nigel Mansell der nächste hochkarätige Heilsbringer, der daran scheiterte, Ferrari wieder zur Nummer eins zu machen.

Michael Schumacher macht Ferrari zur Formel-1-Macht

Michael Schumacher verhalf Ferrari in den 2000er-Jahren zu außerordentlichem Ruhm, Foto: Ferrari
Michael Schumacher verhalf Ferrari in den 2000er-Jahren zu außerordentlichem Ruhm, Foto: Ferrari

Das Jahr 1996 leitete die Wende ein. Nachdem 1993 mit Jean Todt ein Erfolgsteamchef aus der Rallye- sowie der Sportwagen-WM verpflichtet wurde, fand man drei Jahre später das fehlende fahrerische Puzzleteil. Michael Schumacher nahm nach zwei WM-Titeln für Benetton die Herausforderung an, Ferrari zu seinem Siegerteam zu machen. Mit dem Transfer des Top-Fahrers ging die Verpflichtung weiterer Schlüsselfiguren einher, die Schumacher von seinem alten Arbeitgeber mitbrachte. Technikdirektor Ross Brawn und Chefdesigner Rory Byrne folgten ihm nach Italien.

Obwohl sich durch die personellen Veränderungen schnell ein Aufwärtstrend einstellte, mussten Ferrari und Schumacher einige Fehlschläge hinnehmen, bis der Knoten endlich aufging. Nach zwei verlorenen WM-Showdowns gelang 1999 mit dem Gewinn der Konstrukteurs-WM der erste Durchbruch. In der Saison 2000 erlöste Schumacher die Scuderia mit seinem ersten WM-Titel in Rot von ihrer 21-jährigen Durststrecke. Die darauffolgenden Jahre wurden zu einer beispiellosen Erfolgsgeschichte, die den Kerpener zu vier weiteren Titeln führte.

Ferrari fällt in alte Muster zurück

Auch mit Felipe Masse konnte Ferrari nicht an die vorherigen Erfolge anknüpfen, Foto: Ferrari
Auch mit Felipe Masse konnte Ferrari nicht an die vorherigen Erfolge anknüpfen, Foto: Ferrari

Nach Schumachers Rücktritt Ende 2006 zehrte Ferrari für zwei Jahre von der Arbeit des Dreamteams. Nachfolger Kimi Räikkönen bezwang 2007 Fernando Alonso und Lewis Hamilton und wurde sensationell Weltmeister. Teamkollege Felipe Massa scheiterte in der Saison darauf nur knapp daran, das Kunststück zu wiederholen. Ab 2009 fiel Ferrari wieder in alte Muster zurück. Nach einer desaströsen Saison angelte das Team wieder nach vermeintlichen Heilsbringern.

Weder Fernando Alonso noch Sebastian Vettel vermochten zwischen 2010 und 2020 das Ruder herumzureißen, obwohl sich beide mehrfach in den Titelkampf einschalteten. Die Rückkehr von Räikkönen brachte ebenfalls keinen Erfolg. Die Teamführung wurde auf der Suche nach Antworten ebenfalls mehrfach getauscht, doch auch diese Anstrengungen waren vergebens. Bei Ferrari fand daraufhin ein Umdenken statt.

Mit Mattia Binotto wurde 2019 ein Teamchef mit technischem Background einberufen. Darüber hinaus widmete sich Ferrari verstärkt der Förderung junger Talente. Mit Charles Leclerc wurde zeitgleich der erste Fahrer aus dem hauseigenen Nachwuchsprogramm ins Renncockpit befördert. Es folgte die schwächste Saison seit einer kleinen Ewigkeit. 2021 verstärkte sich das Team mit Carlos Sainz, der sich mit starken Leistungen bei McLaren empfohlen hatte, gegen Leclerc jedoch über vier Saisons insgesamt den Kürzeren zog.

Unter Mattia Binotto misslang Ferrari der Sprung an die Formel-1-Spitze, Foto: Ferrari
Unter Mattia Binotto misslang Ferrari der Sprung an die Formel-1-Spitze, Foto: Ferrari

Vor dem Hintergrund des Pleitenjahres 2020 konnten bei Ferrari 2022 die Weichen für das neue Sportliche-Reglement umgestellt werden. Dabei startete das Team aus Maranello mit einem Hoch in die neue Saison. Nach einer langen Durststrecke sah man in Charles Leclerc einen potenziellen Anwärter für den WM-Titel. Schnell wurden der Scuderia aber technische Defekte, verpatzte Boxenstopps und Strategiefehler zum Verhängnis, das zerstörten dem Team zur Saisonhälfte endgültig den Traum vom Gewinn beider WM-Titel. Teamchef Mattia Binotto gab noch am Ende des Jahres seinen Rücktritt bekannt.

Ferrari in der Formel-1-Saison 2023

Als Nachfolger von Binotto übernahm Frédéric Vasseur 2023 den Posten des Ferrari-Teamchefs. Unter dem ehemaligen Sauber-Teamchef wollten die Italiener wieder einen Schritt nach vorne machen. Ferrari startete mit der gleichen Aerodynamik-Philosophie wie im Vorjahr. Doch die Hoffnung, an den Start von 2022 anknüpfen zu können, zerschlug sich bereits beim Auftakt in Bahrain 2023. Neben dem Motorschaden von Charles Leclerc war Ferrari meilenweit von der Pace Red Bulls entfernt.

In Barcelona folgte das erste große Update-Paket mit neuen Seitenkästen. Damit näherte sich das Team aus Maranello dem Designkonzept von Red Bull an. Doch der hohe Reifenverschleiß und die Inkonstanz des Autos blieben. Zahlreiche Updates folgten, bis ihnen in Singapur der große Durchbruch gelang. Neben Red Bull war Ferrari das einzige Team, das 2023 einen Grand Prix gewinnen konnte. Doch trotz des Triumphs und acht weiterer Podestplätze verdrängte Mercedes die Italiener vom zweiten Platz in der WM-Wertung.

Ferrari-Steigerung 2024 mit starker zweiter Saisonhälfte

Charles Leclerc und Carlos Sainz Jr. in der Ferrari-Box
Charles Leclerc und Carlos Sainz legten 2024 in der zweiten Saisonhälfte einen Aufwärtstrend hin, Foto: Ferrari

In der Saison 2024 drohte sich das Bild aus dem Jahr zuvor zu wiederholen: Dauersieger Max Verstappen dominiert das Feld im Alleingang. Doch ab dem Miami-GP konnte McLaren mit wirkungsvollen Updates dem Niederländer die Punktejagd erschweren. Ferrari holte dank des Verstappen-Bremsdefekts in Australien mit Carlos Sainz den ersten Saisonsieg. Beim Heimrennen in Monaco gelang Charles Leclercs erster Triumph sogar aus eigener Kraft. Verstappen und Red Bull begannen ernsthaft zu schwächeln. Ferrari war hinter McLaren zweitstärkste Kraft.

Insbesondere in der zweiten Saisonhälfte trumpften Leclerc und die Scuderia mehr und mehr auf. Der Monegasse überzeugte im Gegensatz zu den McLaren-Fahrern Lando Norris und Oscar Piastri stets mit seiner Konstanz und holte in der zweiten Saisonhälfte sogar die meisten WM-Punkte aller Piloten. Gegen Saisonende spitzte sich zumindest der Kampf um die Konstrukteurs-WM zwischen Ferrari und McLaren zu. Mit fünf Saisonsiegen verpasste die Scuderia den Titel denkbar knapp um 14 Zähler. McLaren schnappte sich erstmals nach 1998 wieder den Konstrukteurs-Titel.