Zwar gab es zur Disqualifikation von Lewis Hamilton und McLaren in Melbourne eine knappe Aussage der FIA, in der es hieß, man habe irreführende Angaben gemacht, die zum Nachteil der Veranstaltung gewesen seien, aber was genau zur Urteilsfindung führte, wurde nicht angegeben. Das wurde mittlerweile nachgeholt. Bei der ersten Anhörung in Melbourne hatten die Stewards keine Aufzeichnungen des Funkverkehrs zur Verfügung und es fehlten ihnen auch die Kommentare gegenüber den Medien. Rein vom Videomaterial her mussten die Stewards davon ausgehen, dass Jarno Trulli Hamilton hinter dem Safety Car überholt hatte, nachdem er zuerst den Platz an den Briten verloren hatte, weil er von der Strecke kam.
Bei der Anhörung nach dem Rennen wurden Hamilton und sein Team Manager David Ryan gefragt, ob es eine Anweisung an den Fahrer gegeben hatte, Trulli vorbeizulassen. Beide sagten, dass es eine derartige Anweisung nie gegeben hat. Der Renndirektor fragte Hamilton sogar spezifisch, ob es eine Anweisung gab, Trulli überholen zu lassen. Hamilton sagte, er habe keine Order erhalten und den Italiener auch nicht vorbeigelassen. Die neuen Beweise, die die Stewards dazu veranlassten, den Fall neu aufzurollen, zeigten anscheinend das Gegenteil.
So wurde einerseits festgestellt, dass Hamilton kurz nach dem Rennen und vor dem Meeting mit den Stewards ein Interview gab, in dem er sagte, dass ihm das Team gesagt hatte, Trulli vorbei zu lassen. Andererseits zeigte der Funkverkehr, dass das Team dem Fahrer zwei Mal gesagt hatte, Trulli vorbei zu lassen. Aus diesem Grund hatten die Stewards den Eindruck, dass sie von Hamilton und seinem Team Manager in die Irre geführt wurden, was dazu führte, dass Trulli eine ungerechtfertigte Strafe erhielt.
Der Inhalt des Funkverkehrs war folgender:
Team: OK Lewis, du solltest sicherstellen, dass dein Delta nach der Safety-Car-Linie positiv ist. Nach der Safety-Car-Linie ist das Delta unwichtig. Aber kein überholen. Kein Überholen.
Lewis Hamilton: Der Toyota ging in der zweiten Kurve von der Linie, ..., ist das OK?
Team: Verstanden, Lewis. Wir klären das und kommen zu dir zurück.
Lewis Hamilton: Er war abseits der Strecke, er kam nach draußen.
Team: Lewis, du wirst den Toyota durchlassen müssen. Lass den Toyota durch.
Lewis Hamilton: OK
Lewis Hamilton: Er ist genau vor mir langsamer geworden.
Team: OK, Lewis. Bleib einstweilen vorne. Bleib vorne. Wir melden uns wieder. Wir sprechen mit Charlie.
Lewis Hamilton: Ich hab ihn schon vorbeigelassen.
Team: OK, Lewis. Das ist in Ordnung. In Ordnung. Halte die Position. Halte die Position.
Lewis Hamilton: Sagt Charlie, dass ich ihn schon überholt hatte. Ich habe ihn gerade vorbei gelassen.
Team: Ich verstehe Lewis. Wir checken das. Du kannst jetzt auf gelb G5 gehen, gelb Golf 5.
Lewis Hamilton: Ich muss ihn nicht vorbeilassen, ich sollte die Position zurückbekommen, wenn er einen Fehler gemacht hat.
Team: Ja, das verstehen wir Lewis. Machen wir es einfach nach dem normalen Prozedere. Wir fragen jetzt Charlie. Du bist auf P4. Halte diese Position. Halte es einfach zusammen.
Team: OK Lewis, dein KERS ist voll, dein KERS ist voll. Pass also auf. Du kannst zurück auf schwarz F2 gehen, schwarz Foxtrott 2.
Lewis Hamilton: Irgendwelche Neuigkeiten von Charlie, ob ich zurück überholen kann oder nicht?
Team: Wir warten noch auf Antwort, Lewis, wir warten noch.
Team: Lewis, arbeite mit deinen Bremsen bitte. Die Vorderbremsen sind kalt.
Team: Wenn wir KERS verwenden könnten, wäre das gut. Wenn du KERS entlädst, mach das bitte jetzt.
Team: OK, Lewis, das ist die letzte Runde des Rennens. Am Ende der Runde wird das Safety Car hereinkommen, fahr einfach ohne Überholen über die Linie, ohne Überholen. Wir schauen uns die Trulli-Sache an, aber halte deine Position.
Aufgrund der neuen Beweise und der Erkenntnisse der Stewards wollte es die FIA am Donnerstag auch noch nicht ausschließen, dass Hamilton weiteres Ungemach drohen könnte. Ein Vergehen gegen Artikel 151c des Sportkodex kann jedenfalls mit Strafen bis zum WM-Ausschluss geahndet werden. In Sepang wurde sogar schon davon gesprochen, dass sich der World Motor Sport Council der Sache annehmen könnte.
diese Formel 1 Nachricht