"Ich kümmere mich nicht darum, was ihr über Kimi oder mich schreibt. Was immer ihr auch schreibt, ob gut oder schlecht, hat keinen Einfluss auf mein Leben. Ich muss nicht die Zeitung lesen, um mich und meine Arbeit beurteilen zu können. Und nur das zählt." Mit diesen Worten hat Juan Pablo Montoya den Kollegen von Autosprint erklärt, welch unwesentlichen Teil der Medienwald in seiner Welt darstellt.
Die Welt des Juan Pablo Montoya ist - wenig überraschend - eine auf vier Rädern. "Ich muss an der Performance eines Autos arbeiten", sagt der Kolumbianer. Das muss auch sein Stallkollege Kimi Räikkönen - obwohl Montoya in der WM zurzeit vor Räikkönen liegt, sehen nicht wenige Formel 1-Fans und auch manche Journalisten in dem Finnen den schnelleren Mann. Das mag daran liegen, dass der "Iceman" im Vorjahr Vizemeister wurde, während Montoya in seinem ersten McLaren-Jahr nur Vierter wurde und um 50 WM-Punkte weniger an Land ziehen konnte. Das mag daran liegen, dass Kimi Räikkönen in Bahrain von der letzten Startreihe aus das Podest erstürmen konnte, während Montoya nur einen dagegen eher blass wirkenden fünften Platz aufweisen konnte.
"Wenn es derzeit so aussehen sollte, als würde Kimi dieses Auto besser fahren als ich, dann liegt das nur daran, dass er den Wagen besser versteht. Ich würde gerne sehen, wie die Dinge verlaufen würden, wenn es ein anderes Auto wäre", verteidigt sich Montoya. Im letzten Jahr musste sich der frühere Williams-Pilot erst an das McLaren-Team gewöhnen, zudem versäumte er auch noch zwei Rennen in der Frühsaison. In diesem Jahr kennt er zwar das Team - nur ist seinen Angaben zufolge das Auto, der MP4-21, vollkommen neu für ihn: "Glaubt mir, dieser McLaren ist völlig anders als jeder Wagen, mit dem ich bislang gefahren bin."
Der Vorjahrs-McLaren, der MP4-20, scheint für JPM ebenfalls eine harte Nuss gewesen zu sein - der letzte McLaren-Entwurf von Stardesigner Adrian Newey sei von seinem Fahrstil "weit entfernt" gewesen, erklärte Montoya. "Ich habe mir den Hintern abgearbeitet, um zu verstehen, wie der Wagen funktioniert und wie man Dinge verbessern kann. Trotzdem war ich manchmal schneller als Kimi. Er tut sich mit dem Setup leichter, hat mehr Konsistenz - weil er schon länger im Team ist."
Die Erstellung eines guten Setups gehört in der Formel 1 zu den wesentlichen Voraussetzungen, um Siege einholen zu können. Montoya gibt bereitwillig zu, dass er im Vorjahr das Auto offenbar zu seinem Leidwesen eingestellt hat. "Wenn man sich die Telemetriedaten anschaut - ich hatte ein derart großes Untersteuern, zum Beispiel in China - und sogar dann war ich schneller als Kimi..."
Montoya fühlt sich ungerecht behandelt: "Und sie sagen immer noch Dinge über mich - das ist einfach nur dumm. Es hat immer nur an der Arbeit gelegen, um das Auto besser zu verstehen. Das ist auch in diesem Jahr nicht anders..."
Dabei genießt Juan Pablo Montoya im für ihn so unheimlich unwichtigen und zugleich so unheimlich ungerechten Medienwald den Ruf, ein verdammt schneller Pilot zu sein. Seine Kritiker werfen ihm nicht vor, dass er zu langsam sei. Sie werfen ihm eher vor, dass er zum einen zum Teil recht unüberlegte Aktionen startet und öfter als nötig das Auto "verliert" und dass er zum anderen in punkto Setup-Erstellung Mängel aufweise. Dass Montoya derart vehement darauf hinweist, im letzten Grand Prix der Saison 2005 immer noch kein brauchbares Setup gefunden zu haben und sogar die Telemetriedaten heranzieht, um auf das große Untersteuern hinzuweisen, könnten ihm gegenüber weniger gut gesinnte Zeitgenossen "gegen ihn verwenden". Glücklicherweise ist Montoya ein Nichtleser...
Eigentlich schade, denn so hat Juan Pablo Montoya wohl auch die lobenden Worte seines Chefs Ron Dennis nicht gelesen - der McLaren-Boss hat erst unlängst erklärt, er habe "noch keinen Piloten erlebt, der so hart arbeitet wie Juan Pablo Montoya".
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