Vor gut einem Jahr befand sich Mark Webber vor dem Großen Preis von Monaco in Monte Carlo in einer ähnlichen Situation wie dieser Tage: Mit 48 Punkten lag er damals auf Platz fünf im Gesamtklassement - dieses Jahr hat er bislang sechs Zähler weniger eingefahren und rangiert eine WM-Position weiter hinten. Vor zwölf Monaten ließ Webber dann einen eindrucksvollen Monaco-Sieg und wenig später auch noch einen in Silverstone folgen, wodurch er sich wieder ins Meisterschaftsrennen einbrachte und den kurzfristigen Höhenflug auch gleich nützte, um bei Red Bull ein neues Arbeitspapier, namentlichen einen Einjahresvertrag für die Saison 2013, zu unterschrieben. Auch bekannt wurde seinerzeit, dass Webber, bevor er seine Unterschrift unter diesen Kontrakt setzte, heftig von Ferrari umworben wurde.
Der kleine Flirt mit den Italienern schien Webber mehr als nur geschmeichelt zu haben - letzten Endes entschied er sich 2012 jedoch gegen einen Wechsel nach Maranello, um seine zum damaligen Zeitpunkt noch intakten WM-Chancen bei Red Bull nicht zu gefährden, wäre die interne Rückendeckung für einen feststehenden Abwanderer gegenüber Teamkollege Sebastian Vettel doch sicher nicht die Beste gewesen. Nun nähert sich die Königsklasse dieser Tage erneut dem Sommer und damit auch der Silly Season, in der die Gerüchteköche anfangen, mit Blick auf 2014 die ein oder andere Suppe voller Spekulationen zusammenzubrauen. Die Verbindung Webber-Ferrari haben einige dabei scheinbar nicht vergessen, glauben viele doch, dass es heuer einen ganz gravierenden Unterschied zum Vorjahr gibt: 'Multi 21'.
Süße Rache mit Ferrari?
Die große Kontroverse von Malaysia hängt vielen immer noch in den Köpfen - in jedem Fall aber Webber und Red Bull. Wenngleich beide Parteien fortlaufend das Gegenteil bekunden und gute Miene zum bösen Spiel machen: Dass Webber tatsächlich um ein weiteres Jahr beim Team aus Milton Keynes verlängert, kann sich kaum ein Insider vorstellen. Erstens wird der Australier nicht jünger, zweitens dürfte diesem langsam dämmern, dass er mit Vettel und Helmut Marko bei Red Bull auf Widersacher trifft, die nicht nur große Entscheidungsgewalt haben, sondern ihm auf und neben der Strecke seinen langersehnten Titeltraum über die Maßen schwer machen dürften. Und drittens befindet sich Red Bull angeblich längst in Gesprächen mit Kimi Räikkönen, um den Vettel-Freund für kommende Saison als Verstärkung ins Boot zu holen.
Wer nun aber Mark Webber kennt, weiß: So leicht wird der Australier all das nicht auf sich sitzen lassen. Und welch bessere Möglichkeit gäbe es für ihn, dem in gegenseitige Ungnade gefallenen aktuellen Arbeitgeber ein Schnippchen zu schlagen, als zum größten Konkurrenten Ferrari zu gehen? Einmal ganz abgesehen davon, dass Ferrari als Mythos immer noch zieht und das Team ist, für das jeder F1-Pilot einmal in seiner Karriere gefahren sein will, könnte Webber dort seine Chancen waren, um den Titel zu fahren und mit anderem Material als Vettel doch noch einmal die Chance erhalten, diesen zu schlagen. Aus Ferraris Sicht macht es derweil keinen Unterschied, wer neben Fernando Alonso die Nummer zwei spielt, egal ob Felipe Massa oder Webber. Profitieren könnten die Italiener aber vom kompletten Red-Bull-Know-how, das Webber ebenso mitbringen würde wie eine Extra-Portion Motivation im Kampf gegen sein Ex-Team.
Porsche kann warten
Dass Webber und Alonso sich abseits der Rennpiste richtig gut verstehen, ist zudem kein Geheimnis. Zuletzt sorgte nach dem Rennen in Sepang ein via Twitter veröffentlichtes Foto von den beiden für Schlagzeilen, das sie bei einem abendlichen Treffen in Dubai zeigte - Bildunterschrift: 'Abendessen mit Freunden.' Angesprochen auf seine Verbindung zu Alonso und einen möglichen Abgang in Richtung Italien, wollte Webber die Gerüchte jedoch herunterspielen und scherzte: "Naja... ich war mit Fernando auch 2001 schon gemeinsam Abendessen, aber damals gab es Twitter noch nicht." Der Routinier fügte an: "Mit Jenson Button und anderen habe ich beispielsweise auch schon Bilder hochgeladen - aber klar, weil es Fernando war, hat natürlich Jeder gesagt: 'Oh mein Gott!' Das ist dann eben das, was die Presse aus so etwas gerne macht."
Angesprochen auf seine Zukunft, hielt sich Webber wie schon in den vergangenen Monaten bedeckt. Zuletzt war er auch immer wieder mit einem Wechsel zu Porsche ins Langstreckenprogramm der Deutschen in Verbindung gebracht worden. Webber machte jedoch auch deutlich, weiterhin F1 fahren wollen. Der 35-Jährige weiß: Zu Porsche kann er auch in ein, zwei oder drei Jahren noch gehen. Einziges Ausschlusskriterium für seinen nächsten F1-Rennstall: "Ich habe immer gesagt, dass ich jetzt nicht noch einmal zu einem kleinen Team zurückgehen würde", so Webber, der bei der Frage nach Ferrari kein Dementi über die Lippen brachte: "In der F1 kann man niemals nie sagen. Im Moment bin ich aber noch mit Red Bull verbunden und wir hatten ja auch schon viele gute Erlebnisse zusammen", sagte Webber mit einem Augenzwinkern, das darauf schließen ließ, dass dem Mann aus Queanbeyan noch ein heißer Sommer bevorstehen dürfte - egal ob auf der Strecke oder am Verhandlungstisch.
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