Die Formel 1 ist in Korea angekommen. Vor dem Rennwochenende wurde das Schlimmste befürchtet - seit Monaten war von einer Rennabsage die Rede. Erst wegen verzögerter Bauarbeiten, dann wegen politischer Spannungen und letztlich wieder wegen Problemen bei der Fertigstellung der Strecke und des späten Auftragens der Asphaltschicht.
Jetzt ist die Formel 1 da. Bislang hat nur das Safety Car ein paar Runden auf dem Asphalt gedreht, aber Streckenarchitekt Hermann Tilke ist felsenfest davon überzeugt, dass alles halten wird. "Der Asphalt wird halten", sagte er Motorsport-Magazin.com. Warum? "Erfahrung, Labortests und es ist alles sorgfältig gemacht worden."
Schlangen und Nägel
Und tatsächlich: Die Strecke an sich und das Fahrerlager sind fast komplett fertig. Nicht ganz so sorgfältig waren die Arbeiten im Umfeld. Von der für 2021 geplanten Stadt, durch die ein Teil der Strecke verlaufen soll, ist noch nichts zu sehen. Stattdessen streikt die Organisation hin und wieder: Das Internet im Media Centre spinnt, die Shuttle-Busse sorgen für Chaos, auf den Tribünen werden noch die Sitze festgeschraubt, in den Boxen fehlt teilweise der Strom und die Teams mussten ihre Häuschen erst einmal saubermachen, als sie ankamen.
Vom großen Chaos, wie es in der Boulevardpresse heraufbeschworen wird, ist jedoch nichts zu sehen. Eine angebliche Schlange, die ein deutscher Journalist beim Joggen auf der Strecke gesehen haben will, entpuppte sich als ein Stück Gummi, der von Sebastian Vettel gefundene Nagel in einem Kerb könnte von jeder Rennstrecke der Welt stammen.
Nur bei den Hotels besteht wirklich Nachholbedarf - abgesehen vom sündhaftteuren Streckenhotel (5.000 Euro für das gesamte Wochenende) gibt es zu wenig richtige Unterkünfte. Deshalb müssen viele Teammitglieder und Journalisten in "Stundenhotels", so genannten "Lovehotels", unterkommen - dort gehören rote Lampen und Bodylotions zur Ausstattung.
Besser als erwartet
Und was ist mit der Strecke? Auch daran muss noch ein bisschen gefeilt werden. "Die Strecke selbst ist fertig, auch wenn es noch ein paar Stellen gibt, die gefährlich sind, über die wir noch mit Charlie Whiting reden müssen", verriet uns Bruno Senna. An ein paar Kurvenausgängen fehlen die Curbs, an anderen ist der Asphalt höher als die Curbs selbst, auch die Boxeneinfahrt und eine zu nahe Mauer sind nicht unkritisch. "Relativ kleine Sachen, die aber noch gemacht werden müssten, damit der Kurs das Niveau wie alle anderen bekommt", so Senna.
Davon abgesehen gefällt die Strecke fast allen Fahrern. "Ich bin überrascht von der Strecke", sagte uns Sebastian Vettel stellvertretend für seine Kollegen. Michael Schumacher stimmt ihm zu: "Die Strecke macht einen sehr guten Eindruck auf mich, vor allem was die Charakteristik angeht, die sehr gemischt ist."
Einerseits gibt es langsame Kurven wie in Monte Carlo, andererseits schnelle Ecken wie in der Türkei. Dazwischen gibt es lange Geraden, auf denen das Überholen möglich sein sollte - wenn der Grip abseits der Ideallinie stimmt. Noch steht allerdings nicht fest, wie sehr sich das Gripniveau im Laufe des Wochenendes verbessern wird. Sicher ist nur: Zu Beginn wird es garantiert äußerst rutschig sein. "Der letzte Abschnitt ist fast wie ein Straßenkurs", sagt Schumacher. "Es ist eine gute Mischung."
Es scheint also alles gerichtet zu sein. Das Rennen neben der Baustelle Yeongam wird wohl wirklich mit Rennautos und nicht mit Baggern stattfinden.
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