3:12. Das ist das ebenso unerwartete wie für Michael Schumacher unerfreuliche Ergebnis im Qualifyingduell gegen seinen Teamkollegen Nico Rosberg. Die Erklärung für den deutlichen Rückstand des Rekordweltmeister auf seinen jungen Landsmann ist meistens: Schumacher komme mit den Vorderreifen nicht so gut zurecht, da er die Reifengeneration nicht gut genug kenne und die diesjährigen Reifen besonders schwierig zu handeln sind.

Das ist eine Tatsache. Auch Nick Heidfeld klagt nach einem Jahr Pause über die schwierigen Bridgestone-Vorderreifen. Interessanterweise ergeht es aber auch Nico Rosberg so. "Ich glaube nicht, dass ich besser mit den Reifen zurechtkomme als Michael. Ich glaube, er kommt besser zurecht mit den Vorderreifen", lautet die erstaunliche Aussage des Mercedes-Piloten.

In Singapur trennten das Silberpfeil-Duo im Qualifying zweieinhalb Zehntel. "In Singapur war ich in langsamen Kurven schneller, da spielt der Reifen keine große Rolle", betont Rosberg. "Da komme ich einfach besser zurecht." Aber die Vorderreifen schmecken ihm überhaupt nicht - obwohl sie teilweise sogar von Teamchef Ross Brawn als Begründung für Schumachers Probleme herangezogen werden.

Unnatürlicher Fahrstil

"Es wird dies und jenes erklärt, das ist aber völliger Quatsch", sagt Rosberg. "Ich komme nicht gut zurecht mit den Vorderreifen. Ich glaube, er kommt da viel besser zurecht. Es war schon immer mein Problem, wenn die Vorderreifen schwach sind und untersteuern. Das ist überhaupt nicht meine Richtung von Auto." Mit einem solchen Auto könne er nicht aggressiv in die Kurven fahren. Deshalb musste Rosberg seinen Fahrstil sehr umstellen. "Ich fahre nicht natürlich, sondern muss sehr daran denken."

Schumacher komme dabei seine Erfahrung aus vielen Jahren Formel 1 entgegen. "Er ist einer der Besten aller Zeiten, seine Stärke ist die Anpassungsfähigkeit", sagt Rosberg. "Mir hilft es nicht, dass ich schon mal mit anderen Bridgestones gefahren bin. Der Vorderreifen ist ganz anders, er ist im Vergleich zum Vorjahr sehr schwach." Die Umgewöhnung ist für Rosberg ein schleichender Prozess.

"Das geht sehr langsam und ist teilweise streckenabhängig", verrät er. Auf manchen Strecken tue es richtig weh, etwa in Barcelona, wo Schumacher schneller unterwegs war als Rosberg. "Das waren die Strecken, wo es für mich im Vergleich mit Michael am schwierigsten war." Das waren jedoch nicht viele.