Entwicklungsarbeit ist in der heutigen Formel 1 eine schwierige Sache, denn was aus dem Werk kommt, kann nicht mehr ordentlich getestet werden, bevor es ans Rennwochenende geht. Dadurch werden Freitags-Trainings zu Test-Sessions. Das Testverbot während der Saison soll Geld sparen, allerdings bremst es die Teams auch sehr stark aus, daher würden sich einige eine Rückkehr von Testfahrten durchaus wünschen. So etwa Michael Schumacher.

"Wir sehen Teams mit verschiedenen Aerodynamik-Features am Auto und man will die auch haben. Man entwickelt sie zuhause, baut sie ohne Tests aufs Auto - sei es der F-Duct oder andere Dinge wie ein Auspuff. Jetzt testet man am Rennwochenende und da ist sehr wenig Zeit. Mit all diesen neuen Ideen und neuen Teilen geht man ohne Erfahrung ins Wochenende. Es ist dann wenig Zeit, um Erfahrungen zu sammeln und deswegen muss man Kompromisse machen. Es ist schwierig, sich so durch die Entwicklungsbereiche zu kämpfen, die man durchschreiten muss, um Erfahrung zu sammeln. Als Konsequenz hat man hier und da dann Probleme", sagte Schumacher.

Lächerlich

Angesichts des sportlichen und technologischen Wettkampfes sowie des finanziellen und menschlichen Inputs, der in der Formel 1 zelebriert wird, fand es der Rekordweltmeister lächerlich, dass die Königsklasse des Motorsports die einzige Serie ist, bei der gar keine Tests gefahren werden. Er wollte aber auch nicht, dass wie früher wieder 90.000 Testkilometer im Jahr getestet werden, denn das ist für ihn genauso lächerlich wie gar keine Tests. "Man sollte das genau durchdenken, ob und wie man auf angemessene Art wieder testet. Ich denke, jeder würde dem zustimmen, zumindest hoffe ich das." Die größte Schwierigkeit sah Schumacher darin, dass sich alle auf etwas einigen können. So wurde er gefragt, ob er einen Testtag am Montag nach dem Rennwochenende gut fände.

Bei Tests könnte man alles genauer unter die Lupe nehmen, Foto: Sutton
Bei Tests könnte man alles genauer unter die Lupe nehmen, Foto: Sutton

Schumacher meinte, das sei eine Idee, doch im Fahrerlager gebe es noch viele weitere und nun müsse sich der gesunde Menschenverstand durchsetzen und eine Lösung gefunden werden, der alle zustimmen. Aktuell sei jedenfalls klar, dass jeder Probleme habe, weil es keine Tests gibt. "Das sieht man bei McLaren mit dem Auspuffsystem, bei Ferrari, die den F-Duct und den Auspuff integriert haben und bei uns ist das nicht anders. Alle haben Probleme damit, weil es konzeptionell andere Dinge sind, wo du nicht alle Probleme vorhersehen kannst, die dabei auftreten. Red Bull war in dieser Hinsicht am besten vorbereitet. Die hatten bis auf den F-Duct das komplette Paket und der birgt auch seine Probleme. Aber mit dem Vorsprung, den sie mitbrachten, war es nicht ganz so problematisch", meinte Schumacher.

Plötzlich ist alles anders

Für Mercedes war es problematischer, so fragte sich das Team am Samstag nach dem Qualifying in Hockenheim wieder einmal, wo die erhofften Fortschritte geblieben waren, die sich in den Trainings noch angedeutet hatten. "Da kommt das Qualifying und plötzlich ist alles anders. Aber das ist das Schöne an der Formel 1, sie bringt immer wieder Überraschungen, mit denen man sich auseinandersetzen kann. Mal geht es in die eine Richtung, mal in die andere Richtung, aber das wird sich wieder ändern", sagte Schumacher. Nico Rosberg klang jedenfalls frustriert, denn seine Chancen, in der WM noch irgendein Wörtchen mitzureden, sah er dahin schmelzen. "Ich kann es mir nicht erklären, dass wir meinen, da zu sein, wo wir glauben, dass wir sein sollten und im Qualifying machen wir dann einen Schritt zurück. Eigenartig. Auch an diesem Wochenende ist das schwer zu erklären. Hoffentlich finden wir den Grund dafür. Vielleicht liegt es an den Upgrades, dass die nicht so funktioniert haben wie erwartet", meinte Rosberg und hätte sich wohl auch ein paar Tests gewünscht.

Die nächsten großen Team-Tests mit den Einsatzfahrer wird es aber erst nächsten Februar wieder geben, deswegen wollte Schumacher auch wieder einmal nach vorne schauen und sich optimistisch für die Zukunft geben. Denn der Grundgedanke für 2011 sei bei ihm positiv. "Ich weiß, was es mit diesem Auto für Möglichkeiten gibt, wenn wir den ganzen Winter und die Vorbereitung für die Verbesserung und die Umstrukturierung haben. Wir sollten das umsetzen können, ob es gelingt, steht auf einem anderen Blatt Papier. Das wird man erst bei den Testfahrten im Februar sehen."