Die Testfahrten zur Formel-1-Saison 2021 sind schon wieder Geschichte. Mit nur drei Testtagen, noch dazu diesmal in Bahrain, mussten die F1-Teams in diesem Jahr ob der weitgehend homologierten Boliden auskommen. Große Veränderungen waren deshalb nicht zu erwarten, doch kam es anders. Ausgerechnet die geringen Regeländerungen sorgten für ein ungewohntes Bild, gerade an der Spitze. Die größten Überraschungen der Formel-1-Tests in der Bilderserie von Motorsport-Magazin.com-Redakteur Jonas Fehling.
Mercedes kennt Probleme: Die größte Überraschung der Testfahrten lieferte ohne jeden Zweifel Weltmeister Mercedes. Und damit meinen wir nicht einmal den sensationellen Unterboden mit Leitblechen auf der Oberseite - Innovationen kennt man von Mercedes, spätestens seit DAS im Vorjahr.
Stattdessen waren es die Probleme, die viele Beobachter staunen ließen. Gleich am ersten Tag legte ein Getriebeschaden Valtteri Bottas fast komplett lahm, später beeinträchtigte ein wackliger Spiegel Hamiltons Programm. Mit nur 1.645 Kilometern fuhr Mercedes weniger als alle anderen.
Lewis Hamilton macht Fehler: Damit nicht genug des Ärgers für Mercedes. Der Stotterstart und die schlechteste Laufleistung aller Teams waren nicht alles. Noch dazu erwies sich der W12 als nur schwierig zu bändigendes Biest. Da unterliefen sogar Lewis Hamilton seltene Fehler. Zwei Dreher leistete sich der Weltmeister, einer davon endete im Kiesbett und mit einer roten Flagge. Auch das kostete Mercedes Zeit.
Hintergrund aller Probleme: Offenbar tatsächlich die Restriktionen der Aerodynamik für 2021. Trotz der zumindest äußerlich ausgeklügelten Lösung für das, was von den Unterböden übriggeblieben ist, hatte Mercedes jedenfalls gerade mit dem Heck massiv zu kämpfen. Die nervöse Hinterachse führten sowohl Bottas als auch Hamilton auf die Regeländerungen zurück. Was ins Bild passt: Auch der ‚Grüne Mercedes’ AMR21 von Aston Martin tat sich ähnlich schwer ...
Red Bull ist sofort fahrbar: Verkehrte Welt in der Formel 1. Während der Mercedes plötzlich schwierig zu fahren war, galt ausgerechnet für Red Bull das Gegenteil. Im Vorjahr hatte der RB16 Max Verstappen und Alex Albon das Leben beim Test noch massiv erschwert. Für Letzteren legte sich das nicht einmal im Saisonverlauf. Mit der B-Version des roten Bullen war plötzlich alles besser, auch Sergio Perez kam gleich zurecht. Verstappen sprach von einem vorhersehbaren Boliden und dem besten Wintertest seiner Red-Bull-Karriere. Und die ist inzwischen gar nicht einmal mehr so kurz.
Williams plötzlich im Mittelfeld: Gut, diese Überraschung ist wohl ein klarer Fall von Testfahrten-Bild ohne Aussagekraft. Dennoch: Mit dem Williams die sechstschnellste Runde der Wintertestfahrten zu drehen, das musste George Russell erst einmal schaffen. Und: Die rote Laterne könnte Williams 2021 tatsächlich weiterreichen. Später mehr dazu.
Alfa Romeo scheint zurück: Nicht nur Williams schien passabel aufgelegt. Noch mehr galt das für Alfa Romeo. Die Saubermänner fuhr nicht nur, zusammen mit AlphaTauri, die meisten Runden aller Teams, noch dazu legten Kimi Räikkönen und Antonio Giovinazzi eine stramme Pace an den Tag. Alfa scheint - auch dank besserer Ferrari-Power - den Anschluss an das Mittelfeld wiedergefunden zu haben. George Russell sprach anerkennend von der größten Überraschung aller Teams.
Rookies überzeugen: Mit Mick Schumacher, Nikita Mazepin und Yuki Tsunoda starten in der Formel-1-Saison 2021 gleich drei Rookies. Ähnlich wie vor zwei Jahren, als mit George Russell, Lando Norris und Alex Albon die gesamte Formel-2-Spitze den Aufstieg schaffte. Ob die Qualität der diesjährigen Generation daran heranreicht, wird der Saisonverlauf zeigen. Bei den Testfahrten glänzte das Trio jedenfalls auf ganzer Linie. Trotz guter Schule, etwa durch Ferrari, war Haas-Teamchef Günther Steiner überrascht, wie gut vorbereitet sich sein Duo zeigte. Tsunoda hielt da locker mit. Sauber geblieben, P2 im Gesamtklassement - DRS-Trickserei hin und oder her.
Alpine klotzt: Eine optische Überraschung abseits von Mercedes-Unterboden - oder sogar noch mehr - lieferte das von Renault zu Alpine umbenannte Werksteam aus Frankreich. Der A521 kam mit einer überdimensionierten Airbox, ein völlig unorthodoxes Konzept im Grid. Das fand nicht nur Anklang. Vergleiche mit dem legendären Renault-Teapot wurden bemüht. Alpine-Direktor Budkowski reagierte mit dem Spruch der Testfahrten: "Das ist Bodyworkshaming!"
Keine Überraschungen: Manches kam allerdings mit Ansage. Haas etwa erwies sich - wie auch selbst erwartet - alles andere als schnell. Das Team erklärte 2021 ohnehin zum Übergangsjahr. Teamchef Steiner sieht sich nach dem Test bestätigt, dass das Team Gefahr läuft, die rote Laterne von Williams zu übernehmen.
Fernando Alonso unterdessen erweckte bei seinem ersten Auftritt am Samstag den Eindruck, nie weg gewesen zu sein. Dass der Spanier auf Anhieb abliefern würde, hatte auch kaum jemand ernsthaft in Frage gestellt.
Dasselbe galt schon eher für McLaren - immerhin muss sich das Team 2021 auf eine neue Power Unit einstellen. Mit dem Mercedes-Antrieb traten allerdings nicht einmal im Ansatz Komplikationen auf. Ganz im Gegenteil, McLaren präsentierte sich nicht nur kugelsicher, sondern auch in starker Frühform. Eine Überraschung ist das jedoch nicht. Andreas Seidl hat Woking längst in geordnete Bahnen gelenkt.
Ferrari zeigte sich unterdessen verbessert, führte das selbst auf einen verbesserten Motor und eine gleichzeitig optimierte Windschlüpfrigkeit des SF21 zurück. Die Topspeedwerte bestätigen das in der Tendenz. Eine Überraschung ist das mitnichten. So schlecht wie Ferrari 2020 war, konnte es nur aufwärts gehen.
Auch wenn Mercedes hier aus der Reihe tanzte: Die Zuverlässigkeit insgesamt konnte sich sehen lassen. 3725 Runden drehten die Teams an den drei Tagen, also 1242 pro Tag oder im Schnitt täglich 124 pro Team. Das war zu erwarten gewesen. Immerhin waren die Chassis eingefroren, riesige Komplikationen wären da die Überraschung gewesen. So kam es zu gerade einmal drei roten Flaggen, noch dazu allesamt ausgelöst durch keine riesigen Technik-Dramen.
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