Eine Fotostrecke von MSM-Redakteur Florian Becker:
Sebastian Vettel wird beim Ferrari-Sieg in Montreal sentimental, Romain Grosjean vermutet einen Biber im Auto, Fernando Alonso hat Gedächtnislücken und Max Verstappen knutscht Bottas ab. Die besten Sprüche vom Rennwochenende in Kanada.
Max 'Headbutt' Verstappen
Und täglich grüßt das in Montreal ansässige Murmeltier - dachte sich wohl auch Max Verstappen, als er am Donnerstag in der Fahrer-PK saß. Die Fragen zu seinem Monaco-Bock und sämtlichen anderen Fehltritten in dieser Saison waren unausweichlich. Darum gab's von Mad Max als es soweit war gleich mal eine Ansage: "Wie ich schon zu Beginn dieser Pressekonferenz gesagt habe, langweilen mich diese Fragen. Ich denke, wenn ich noch ein paar mehr bekomme, könnte ich vielleicht jemandem eine Kopfnuss verpassen!" Hat er dann aber doch nicht... zum Glück.
War da was?
Fernando Alonso feierte in Montreal sein 300. Rennwochenende in der Formel 1. Dem zweimaligen Weltmeister fiel es dabei nicht leicht, 17 Jahre Königsklasse Revue passieren zu lassen - aber nicht nur wegen der vielen schönen Erinnerungen. "Wenn ich versuche mich an alle zu erinnern, vergesse ich wahrscheinlich 20 Prozent. Wahrscheinlich aus Absicht, weil ich versuche einige der schlechten Erinnerungen zu löschen", schmunzelte der Spanier.
Max war's! Wer denn sonst?
Ob Kopfnuss oder nicht, als Marcus Ericsson im Qualifying in unmittelbarer Nähe von Verstappen in Turn zehn die Mauer touchierte, schien die Schuldfrage für dessen Renningenieur schnell geklärt. "War es Verstappen?", fragte dieser im Teamradio. Ausnahmsweise war der es mal nicht. "Nein, nein...", stellte Ericsson klar.
Erzähl' mir was Neues...
Verstappen hatte in Montreal wirklich ganz andere Dinge im Kopf, als einem Marcus Ericsson im Sauber das Zeittraining zu ruinieren. Der Niederländer fuhr das gesamte Wochenende blitzsauber und meldete sich nach drei Bestzeiten in den Trainings auch als es ernst wurde zurück. Für Platz drei im Qualifying gab es Lob von Teamchef Christian Horner: "Max, gut gemacht. Du bist damit fürs Rennen definitiv voll dabei." Für die Kritiker vielleicht eine Überraschung, für Verstappen nur eine Selbstverständlichkeit. "Ich schätze ich weiß noch wie man fährt", gab es von Max statt Kopfnuss eine Ansage im Boxenfunk.
Ericssons war's! Oder der Biber...
Romain Grosjean schien in Montreal endlich mal ein konkurrenzfähiges Wochenende zu erleben. Auch ein Wildunfall mit einem Murmeltier im dritten Training schien dem keinen Abbruch zutun. Im Qualifying schlug das Schicksal dann jedoch unbarmherzig zu: Gleich beim Verlassen der Garage im Q1 verabschiedete sich der Ferrari-Motor im Heck des Haas mit einer enormen Rauchwolke. "Etwas ging schief. Vielleicht steckte ja noch der Biber (tatsächlich handelte es sich um ein Murmeltier, Anm. d. Red.) von gestern da irgendwo drin", scherzte Grosjean. Diesmal gab er immerhin nicht Ericsson die Schuld - der fuhr nämlich zum Zeitpunkt des Motorplatzers wieder mal genau hinter ihm...
JV aus der Dose
Für die kanadischen Fans gab es am Rennsonntag bei der Fahrerparade ein ganz besonderes Schmankerl. Weltmeister Jacques Villeneuve drehte eine Ehrenrunde in einem ganz besonderen Ferrari. Es war der 312 T3 mit dem Vater Gilles 1978 in Montreal seinen ersten GP-Sieg einfuhr. "Es ist sehr anders. Es ist im Grunde genommen so, als ob man in einer Thunfischdose sitzt", erklärte der 47-Jährige. "Du kannst deine Füße sehen. Dann montiert jemand ein bisschen Plastik um dich herum, als Hülle, und du fühlst dich sicher. Dabei ist es nur Plastik. Aber es ist trotzdem Wahnsinn, wie fortschrittlich die Autos damals waren."
Sentimentaler Super-Seb
Sebastian Vettel beglückte die Fans zum 40. Jubiläum des Villeneuve-Triumphes mit einem weiteren Sieg in Rot. Der Heppenheimer konnte nicht anders als an diesem für die Scuderia so geschichtsträchtigen Ort etwas rührselig zu werden. "In den letzten Runden musste ich viel an Michael denken, an seinen letzten Sieg hier", war Vettel im Moment des Erfolges in Gedanken bei Freund und Jugend-Idol Michael Schumacher. "Es ist schade, dass er nicht dabei sein konnte. Es ist unglaublich für mich, in dieser Position zu sein, das gleiche Auto wie er zu fahren."
Die andere Seite des Max Verstappen
Am Rennsonntag strafte Verstappen seine Kritiker nochmals mit einer sauberen Performance ab. Und das obwohl nach seinem Raketenstart der zweite Platz von Bottas lockte. Im Zweikampf in der ersten Kurvenkombination hielt sich Verstappen aber brav zurück und ließ den Finnen im Silberpfeil überleben. "Wir haben uns ein bisschen berührt", so Bottas nach dem Rennen in der Pressekonferenz, woraufhin Verstappen mit einem Schmunzeln entgegnet: "War doch nur ein Kuss." So kann er halt auch, der Max.
Toto packt die verbale Faust aus
Ob Mercedes-Teamchef Toto Wolff in Montreal angesichts der Klatsche für sein Team auch in gewohnter Manier die Faust auf den Tisch knallte, ist nicht überliefert. Dafür packte der Österreicher aber verbal die Keule aus. "Das ist überhaupt keine Schadensbegrenzung! Es ist für uns echt ein scheiß Resultat. Ich muss es leider so sagen", polterte er am Mikrofon vom ORF.
Tolle Freunde
Der Kanada GP musste ob seines friedlichen Rennverlaufes viel Kritik einstecken. Todlangweilig seien die 70 Runden um den Circuit Gilles Villeneuve gewesen, hieß es aus den Reihen vieler Fans. Hamiltons Kumpels sahen das offenbar ähnlich. "Ein paar meiner Freunde sagten, dass der Unfall am Anfang der aufregendste Teil des Rennens war", so der Weltmeister. Das lässt tief blicken - und erfreute auch den Mercedes-Star nicht: "Wenn das wirklich das ist worum es in der Formel 1 geht, ist das etwas traurig zu hören. Denn sie hat so viel mehr zu bieten."
Suche nicht nach der Antwort
Der Rennsieger ging da mit seinem WM-Rivalen in Silber wieder einmal d'accord. Von Motorsport-Magazin.com auf die Gründe für das ereignislose Rennen angesprochen, sagte Vettel: "Es gibt keinen Grund, suche erst gar nicht nach einer Antwort, schreibe nichts! Schreibe über etwas anderes." Für ihn war es einfach der natürliche Lauf der Dinge: "Ich denke, die Antwort auf deine Frage ist das Leben. So ist das Leben, so ist das Racing. Wir hatten sieben Rennen in diesem Jahr, einige davon waren phänomenal, einige langweilig."
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