Endlich geschafft: Beim Brasilien GP 2022 vollbrachte Russell endlich das was ihm beim Sakhir GP 2020 nicht vergönnt war. Der junge Brite gewann sein erstes Formel-1-Rennen. Das erste von vielen? Motorsport-Magazin.com blickt zurück auf die bisherige Karriere des 25-Jährigen.
2014 stieg Russell in den Automobilrennsport ein. Er bestritt die britische Formel-4-Meisterschaft sowie einige Rennen der Formel Renault 2.0. In der Formel 4 siegte er bereits beim Saisonauftakt und schloss das Jahr als Meister ab.
Im darauffolgenden Jahr schaffte der Brite den logischen Aufstieg in die Formel 3. Beim traditionsreichen Formel-3-Masters in Zandvoort belegte er hinter Antonio Giovinazzi den zweiten Platz. In der Formel-3-Europameisterschaft siegte er bei seinem Heimrennen in Silverstone und holte im weiteren Saisonverlauf je einen weiteren Podestplatz in Spa-Francorchamps und am Norisring. Er wurde zweitbester Rookie und Sechster im Gesamtklassement.
2016 bestritt Russell ein weiteres Jahr in der Formel-3-EM. Mit zwei Siegen und insgesamt zehn Podestergebnissen reichte es zum dritten Rang in der Meisterschaft.
Die bisherigen Leistungen überzeugten seinen künftigen Arbeitgeber. Im Januar 2017 nahm Mercedes den 18-jährigen Russell in sein Junior-Programm auf.
Seinen internationalen Karriereweg setzte er währenddessen fort. 2017 schnupperte er in der GP3, die ihre Rennen im Rahmen von Formel-1-Events austrug, erstmals den Duft der Königsklasse des Motorsports. Den Titel in der Nachwuchsrennserie gewann er deutlich: Er stand bereits vor dem Saisonfinale in Abu Dhabi als Champion fest.
Trotz seiner GP3-Verpflichtungen bekam er beim Formel-1-Finale in Abu Dhabi die Möglichkeit, einen Trainingseinsatz für Force India zu bestritten. Sein Freitagsdebüt gab er bereits zwei Wochen zuvor beim Brasilien GP.
2018 ließ er einen weiteren Meisterschaftstitel in einer Rookie-Saison folgen. Er bestritt die Formel-2-Saison wie das Vorjahr mit dem traditionsreichen ART-Rennstall. In der höchsten Nachwuchsmeisterschaft im Formelsport reichte es zwar nicht zum vorzeitigen Titelgewinn. Doch mit sieben Siegen in 24 Rennen stellte er seine Konkurrenten deutlich in den Schatten.
Im Oktober 2018 und damit schon vor seinem Titelgewinn verkündete Williams, dass Russell in den kommenden Saisons für das Team starten werde.
Schnell wurde deutlich, dass er bei Williams keine Bäume würde ausreißen können. Das Team ließ bei den Testfahrten in Barcelona die ersten Testtage aus, weil das Auto nicht rechtzeitig fertig wurde. Russell kämpfte nahezu ausschließlich gegen seinen Teamkollegen Robert Kubica.
Den Polen hatte er zumindest samstags im Griff. Russell war der einzige Fahrer, der in der Saison 2019 im Qualifying nicht von seinem Teamkollegen geschlagen wurde.
2020 verbrachte Russell sein zweites Formel-1-Jahr bei Williams. Beim zweiten Saisonrennen auf dem Red Bull Ring ließ er aufhorchen. Er qualifizierte sich als Zwölfter und zog damit erstmals in das zweite Qualifyingssegment ein.
Im Rennen geriet er während eines Duells mit Kevin Magnussen auf Platz elf liegend ins Kiesbett, was ihn zurückwarf. Hoffnungen auf ein Top-10-Ergebnis und die ersten Punkte seiner Formel-1-Karriere musste er danach begraben.
Beim Emilia Romagna GP in Imola hatte der Brite abermals Chancen auf ein gutes Ergebnis. Er startete von der 13. Position und lag zwischenzeitlich auf einem aussichtsreichen zehnten Platz, als er in einer Safety-Car-Phase beim Aufwärmen der Reifen einen Fehler machte. Er dreht sich von der Strecke und schlug in die Leitplanken ein. Damit war sein Rennen beendet.
Beim Sakhir GP erhielt Russell die Gelegenheit zur Wiedergutmachung. Da Weltmeister Lewis Hamilton positiv auf das Coronavirus getestet worden war, rückte der Nachwuchsfahrer ins Mercedes-Werksteam nach. Im Qualifying entfaltetet erneut seine Stärke. Er war nur 0.026 Sekunden langsamer als Valtteri Bottas und sicherte sich Platz zwei. Es war Russells erste Qualifying-Niederlage in der Formel 1.
Russell übernahm bereits beim Start die Führung von seinem Teamkollegen und dominierte das Rennen über weite Strecken. Beim zweiten Reifenwechsel unterlief der Mercedes-Crew aber ein folgenschwerer Fehler: Die Mechaniker montierten die für Bottas' bestimmten Reifen an Russells Fahrzeug. Er musste ein weiteres Mal zum Reifenwechsel in die Boxengasse fahren.
Der Neu-Mercedes-Fahrer fiel auf die fünfte Position zurück, konnte durch eine Safety-Car-Phase aber wieder aufschließen. Er hatte sich wieder auf Platz zwei nach vorne gekämpft, als er von einem Plattfuss erneut zurückgeworfen wurde. Russell beendete das Rennen auf Platz neun und sammelte seine ersten Formel-1-Punkte.
Für Russell wiederholte sich die Situation der Vorjahre. Er konnte mit guten Leistungen am Ende des Feldes auf sich aufmerksam machen. Das machte er gleich zu Saisonbeginn: In Bahrain und in Imola zog er jeweils ins Q2 ein.
In Italien lag erneut ein Punkteresultat im Bereich des Möglichen. Russell lag auf der zehnten Position, als er Valtteri Bottas überholen wollte. Bottas machte ihm das Leben schwer und drückte ihn auf die rechte Fahrbahnseite. Dort geriet Russell auf eine feuchte Stelle der Strecke, verlor seinen Williams und crashte mit hoher Geschwindigkeit in Bottas.
Zu dem Zeitpunkt ließ sich bereits erahnen, dass beide Fahrer Konkurrenten um das Mercedes-Cockpit für das kommende Jahr sein würden. Deswegen unterstellte Russell seinem Gegner, dass dieser nur so hart gefahren sei, weil Russell sein Gegner war. Bottas widersprach.
Russell holte 2021 in den Qualifyings mehr aus dem Williams, der konkurrenzfähiger zu sein scheint als in den Vorjahren. In den ersten elf Saisonrennen blieb er nur einmal in Q1 stecken. Beim Österreich GP und beim Großbritannien GP schaffte er sogar den Q3-Einzug.
In Ungarn war es endlich so weit: Beim chaotischen Rennen auf dem Hungaroring wurde Russell als Achter gewertet und sammelte damit seine ersten Punkte im Williams. Der einzige Makel aus Russells Sicht war, dass sein Teamkollege Nicholas Latifi Siebter wurde.
Der Belgien GP 2021 war kein Rennen wie jedes andere. Wegen starken Regens wurde es ausschließlich hinter dem Safety Car ausgetragen. Dadurch konnte Russell seinen sensationellen zweiten Platz aus der Qualifikation konservieren und sein erstes Podium in der Formel 1 feiern.
Mercedes-Debüt 2.0: Beim Bahrain-GP 2022 begann George Russells erstes volles Formel-1-Jahr bei Mercedes. Platz 4 direkt hinter Teamkollege Lewis Hamilton und damit 12 Punkte waren ein zufriedenstellender Einstand für den 24-jährigen.
Das dritte Rennen der Saison 2022 in Australien schloss Russell auf dem dritten Platz ab. Sein erstes Mercedes-Podium. Der Saisonbeginn verlief für den jungen Briten vielversprechend - obwohl der Mercedes W13, im Gegensatz zu seinen Vorgängern - kein Siegesgarant war.
In Ungarn war der Mercedes das erste Mal im Jahr 2022 Pole und Siegfähig. Und George Russell stellte den W13 auch prompt auf Pole. In einen Sieg konnte der Brite Startplatz 1 jedoch nicht ummünzen. Zumindest sprang noch ein dritter Platz und damit ein Podium heraus.
Das 81. Rennen seiner Karriere brachte George Russell seinen ersten Formel-1-Sieg. Der Brite fuhr ein größtenteils dominantes Rennen und schaffte es in den letzten Runden Teamkollege Lewis Hamilton hinter sich zu halten.
2023 lief es weniger gut für Mercedes Kronprinzen. Kein Sieg, keine Pole, zwei Podien und nur P8 in der Fahrerwertung. Bei den wenigen Chancen auf Triumph stand entweder der Teamkollege, die Strategie oder er selbst im Weg. Mission Sieg Nr. 2 startet jetzt.
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