Esteban Ocon hat es geschafft: Der Franzose trug sich am Sonntag in Ungarn als 14. Fahrer der 'Grande Nation' in die Siegerliste der Formel 1 ein - und zum ersten Mal seit Alain Prost war es eine rein französische Angelegenheit. Alle GP-Sieger Frankreichs in Bildern.
Maurice Trintignant zählt zu den großen Pionieren der Formel 1. Er debütierte 1950 in Monaco beim zweiten Grand Prix in der Geschichte des Sports.
Bis 1964 absolvierte er 82 Rennen, von denen er zwei gewann. 1955 und 1958 siegte er für Ferrari und Cooper-Climax jeweils im prestigeträchtigen Grand Prix von Monaco.
Francois Cevert galt Anfang der 1970er Jahre als Frankreichs große Hoffnung auf den ersten WM-Titel. Bei Tyrrell nahm ihn Jackie Stewart unter seine Fittiche und attestierte ihm bald das Zeug zum kommenden Champion.
Im Grand Prix der USA in Watkins Glen eroberte er im Oktober 1971 seinen einzigen Sieg in der Formel 1. Zwei Jahre später verunglückte er am Ort seines größten Erfolges im Qualifying tödlich.
Jean-Pierre Beltoise trat zwischen 1962 und 1964 zunächst in der Motorrad-WM an und fuhr parallel Sportwagenrennen, bevor er 1966 seine Chance in der F1 bekam.
Der Schwager von Francois Cevert nahm bis 1974 an 88 Grands Prix teil. Sein großer Moment kam 1972 im strömenden Regen von Monaco, als er im BRM mit einer Glanzleistung zum Sieg fuhr.
Jacques Laffite kam 1974 im Zuge eines F1-Booms in Frankreich in die Formel 1. Dank des Engagements des französischen Mineralölkonzerns Elf schossen die Förderprogramme für angehende Rennfahrer wie Pilze aus dem Boden. Über den Erfolg in der Rennfahrerschule École Winfield gelang Laffite 1974 der Sprung in die F1.
Nach seinem Debüt für Frank Williams ging er in seiner bis 1986 andauernden Karriere hauptsächlich für Ligier an den Start. Für den französischen Rennstall feierte er alle seiner sechs Siege, den ersten beim Großen Preis von Schweden 1977 in Anderstorp.
Patrick Depailler trat nach zwei spontanen Auftritten 1972 ab 1974 bei Tyrrell das schwerbe Erbe Ceverts an. Der Mann aus Clermont-Ferrand etablierte sich schnell als einer der wilderen Sorte in der Formel 1. Im Paddock leger mit Zigarette und im Auto mit beeindruckenden Driftwinkeln unterwegs, verkörperte er den französischen Draufgänger im Grid wie kein zweiter.
Beim Grand Prix von Monaco 1978 feierte er mit Tyrrell den ersten seiner zwei Siege in der F1. Im Sommer 1980 verunglückte er bei Testfahrten für Alfa Romeo auf dem Hockenheimring tödlich, als ihn in der Ostkurve ein technischer Defekt ereilte.
Jean-Pierre Jabouille unternahm 1974 und 1975 mit Williams und Tyrrell zwei fruchtlose Abstecher in die Formel 1. Erst sein Anlauf mit Renault ab 1977 sollte ihm den großen Erfolg bescheren.
Als Fahrer und Ingenieur in Personalunion war er maßgeblich an der Entwicklung des ersten Turbo-Boliden in der Königsklasse beteiligt. Beim Grand Prix von Frankreich 1979 in Dijon fuhr er den ersten Sieg für das Konzept und für Renault als Werksteam ein. 1980 wiederholte er den Erfolg in Spielberg.
Didier Pironi machte sich ebenfalls die Förderungen von Elf zunutze und stieg 1978 mit Tyrrell in die F1 auf. Das Ausnahmetalent aus einem Vorort von Paris machte im Team des ehemaligen Holzhändlers Ken Tyrrell sofort auf sich aufmerksam.
1980 wechselte er zu Ligier und errang im belgischen Zolder den ersten seiner drei Triumphe in der F1. Der große Durchbruch bahnte sich 1982 an, als er in seinem zweiten Jahr mit Ferrari Tifosi-Liebling Gilles Villeneuve im WM-Kampf die Stirn bot. Pironis Karriere fand nur wenige Wochen nach dem Tod des Kanadiers ihr Ende, als er in Hockenheim bei starkem Regen im Training auf Alain Prost auffuhr und schwere Beinverletzungen erlitt.
Alain Prost trug sich als achter Franzose in die Siegerlisten der Formel 1 ein. Sein erster Triumph 1981 in Dijon brachte ihm mit Renault den Durchbruch - und war dennoch nur ein kleiner Vorgeschmack auf das, was die F1-Legende der Grande Nation bis zum Rücktritt Ende 1993 erreichen sollte.
Seine Duelle mit Ayrton Senna sorgten für eine der intensivsten Fehden in der Geschichte der F1. Mit Renault, McLaren, Ferrari und Williams errang Prost in 199 Starts unglaubliche 51 Siege. Der Rekord des vierfachen Weltmeisters wurde erst 2001 von Michael Schumacher geknackt.
René Arnoux traf nach einer Jugend als Kartfahrer im Jahr 1972 auf Jean-Pierre Beltoise und entschied sich in Folge dessen dazu, wie viele seiner erfolgreichen Landsmänner über eine Rennfahrerschule den Weg in den professionellen Motorsport einzuschlagen.
1978 debütierte er für Martini, bevor Renault ihn ab 1979 für das Werksteam verpflichtete. Dort begann eine Rivalität mit Teamleader Jabouille, an dessen Seite er 1980 in Brasilien sein erstes Rennen gewann. Bis zu seinem Rücktritt Ende 1989 folgten sechs weitere Siege, drei davon mit Ferrari.
Patrick Tambay kam 1977 im Alter von 28 Jahren in die Formel 1, nachdem er in der Formel 2 und der Can Am Erfolge gefeiert hatte. Mit Theodore Racing sammelte er schon im zweiten Rennen den ersten WM-Punkt.
Nach Kooperationen mit McLaren und Ligier kam er 1982 durch traurige Umstände zu einer Chance bei Ferrari, in dem die Scuderia ihn als Ersatz für den tödlich verunglückten Gilles Villeneuve anheuerte. Für die Italiener gewann er noch im selben Jahr in Hockenheim seinen ersten GP. 1983 folgte ein weiterer Sieg in Rot.
Jean Alesi machte Frankreich ab 1989 Hoffnung auf einen weiteren F1-Star neben Alain Prost. Bei seinem spontanen Debüt für Tyrrell schrammte er im Grand Prix von Frankreich 1989 als Vierter nur knapp an der Podest-Sensation vorbei.
1990 muckte er im Tyrrell bei Senna & Co. auf. Zwei Podeste in Phoenix und Monaco überzeugten Ferrari. Der Italo-Franzose fuhr sich mit wilden Drifts schnell in die Herzen der Tifosi. Das unzähmbare Naturtalent schaffte trotzdem nie den großen Durchbruch. 1995 fuhr er in Montreal an seinem 31. Geburtstag den einzigen Sieg seiner Karriere ein.
Olivier Panis gelang 1994 mit 27 Jahren der Durchbruch in die Formel 1, nachdem er sich mit Titeln in der französischen Formel Renault sowie der Formel 3000 Europameisterschaft bei Ligier empfohlen hatte.
In Diensten des französischen Traditionsrennstalls feierte er beim Grand Prix von Monaco 1996 in einem chaotischen Rennen seinen einzigen Sieg. Nach der Übernahme des Teams durch Alain Prost schaltete sich Panis 1997 als Underdog in den Titelkampf ein, bis ein schwerer Unfall in Montreal seinen Ambitionen ein Ende setzte. Er kehrte wenige Monate später zurück, war im restlichen Verlauf seiner Karriere mit Prost, BAR und Toyota aber nicht in der Lage an seine Topform anzuknüpfen.
Pierre Gasly wurde 2014 in das Förderprogramm von Red Bull aufgenommen und gab 2017 beim USA GP mit Toro Rosso sein Debüt. Als Ersatz für den aussortierten Daniil Kvyat überzeugte er das Team. 2018 bestritt er für Red Bulls Schwesterteam seine erste volle Saison und empfahl sich für höhere Aufgaben.
Die Beförderung zu Red Bull wurde 2019 für ihn zum Spießrutenlauf. Unter dem Druck an der Seite Max Verstappens zerbrach er und wurde zur Saisonmitte von Alex Albon ersetzt. Mit der Rückkehr zu Toro Rosso fand er zu alter Stärke zurück. Auf ein sensationelles erstes Podest beim Brasilien GP folgte zehn Monate später der spektakuläre Sieg in Monza, der erste für einen Franzosen in 24 Jahren.
Esteban Ocon hatte auf dem Weg zum ersten F1-Sieg mit einigen Turbulenzen zu kämpfen. Der aus einfachen Verhältnissen stammende Ocon empfiehl sich früh mit Titeln in der Formel 3 und GP3 für Höheres, und Mercedes holte ihn 2015 in den Juniorkader. Über den gab er 2016 mit Manor sein F1-Debüt.
2017 und 2018 fuhr Ocon für Force India, musste dann aber den Platz räumen und 2019 als Mercedes-Testfahrer ein Schattendasein fristen. Dann die nächste Chance: Renault warb ihn ab, und beim ab 2021 als Alpine startenden Werksteam nahm Ocons Karriere endlich Fahrt auf. 2020 holte er in Sakhir sein erstes Podium, ehe er 2021 in Ungarn sensationell den ersten Sieg feierte. Damit ist er der erste Franzose seit Alain Prost, der mit einem französischen Auto und einem französischen Team gewinnen konnte.
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