Eine Fotostrecke von MSM-Redakteur Markus Steinrisser:
Wieder holt Mercedes mit Teamwork den Sieg - diesmal jetzt mit eindeutiger Teamorder. Lewis Hamilton gewinnt, Valtteri Bottas muss sich auf Team-Anweisung hinten anstellen. Der Sieg mag geschenkt sein, aber für Mercedes geht es um zu viel. Das war der Russland-GP, kompakt und Team für Team.
Lewis Hamilton gewann, Valtteri Bottas hätte gewinnen sollen. Nach einem fehlerfreien Qualifying musste Bottas trotzdem Hilfsdienst für Teamleader Hamilton leisten. Zuerst zog er ihn beim Start mit Windschatten vorbei an Sebastian Vettel, und später machte er in Kurve 13 für Hamilton Platz, weil der von Vettel attackiert wurde und das Team um seine Hinterreifen fürchtete. Bei Hamilton kam über den geschenkten Sieg keine Freude auf. Im Hinblick auf die WM war es dennoch die richtige Entscheidung, Hamilton reist mit 50 Punkten Vorsprung nach Japan.
Ferrari sah im Rennen zumindest besser aus als an jedem anderen Punkt des Sotschi-Wochenendes. Kurz kam Hoffnung auf, als Sebastian Vettel sich mit frühem Boxenstopp Platz zwei von Hamilton holte. Doch Hamilton fackelte nicht lange, auch ein aggressiver Block von Vettel konnte ihn nicht zurückhalten. Nachdem Hamilton ihn überholt hatte, verbrachte Vettel den Rest des Rennens in Sichtweite von Valtteri Bottas, kam aber nie nah genug für einen Angriff. Er und Teamkollege Kimi Räikkönen kamen dort an, wo sie losgefahren waren: Auf den Plätzen drei und vier.
Red Bull rechnete mit fünf und sechs, und sie bekamen fünf und sechs. Trotzdem beeindruckend, da Max Verstappen und Daniel Ricciardo nach Motorstrafen vom Ende des Feldes losfuhren. Verstappen pflügte innerhalb von sieben Runden durch das Feld und holte sich Platz fünf. Danach konnte er die Pace der Spitze mitgehen, aber durch den schlechten Startplatz ging nicht mehr. Bitter lief es für Daniel Ricciardo. Er erwischte nach einer halben Runde bereits ein Trümmerteil, musste drei Viertel des Rennens mit kaputtem Frontflügel fahren und wurde abgeschlagen Sechster.
Charles Leclerc sicherte sich Platz 7 mit einem Wahnsinns-Start. Zuerst schnappte er sich den vor ihm startenden Esteban Ocon, und kassierte kurz darauf Kevin Magnussen mit einem wunderschönen Manöver auf der Außenbahn durch die lange Links Kurve 3. Danach war Leclerc auf und davon, während Magnussen sich nach hinten verabschiedete. Es wurde für Leclerc ein einsames Rennen zu Platz sieben. Marcus Ericsson im zweiten Sauber konnte indessen nicht glänzen und kam nur auf Platz 13 ins Ziel.
Eine gute Defensiv-Leistung bescherte Kevin Magnussen noch den achten Platz in Sotschi. Leclerc musste er früh ziehen lassen, aber danach konnte er zuerst Ocon, dann Perez, und dann wieder Ocon für das ganze Rennen auf Armlänge halten. Doppelte Haas-Punkte wurden es keine, Romain Grosjean konnte mit Magnussen und den Force Indias nicht mithalten und wurde Elfter.
Esteban Ocon versuchte gleich am Start eine Attacke gegen Kevin Magnussen - aber Magnussen drückte ihn raus, Ocon musste zurückstecken. Force India versuchte danach alles, um am Haas von Magnussen vorbeizukommen. Man tauschte die Positionen, ließ zuerst Ocon, dann Perez, und dann wieder Ocon ran. Aber trotz eines schnelleren Autos kam keiner der beiden vorbei. Zumindest brachten die Team-Anweisungen zur Rennmitte ordentlich TV-Zeit ein.
Renault setzte große Hoffnungen in eine alternative Strategie. Hoffnungen, die sich nicht erfüllten. Auf den härtesten Reifen gestartet, wollten Hülkenberg und Sainz lange draußen bleiben und dann im Endspurt in die Punkte fahren. Aber Hülkenberg war nicht schnell genug - er konnte nie eine Lücke zu Magnussen auffahren, und landete nach dem Stopp auf Platz elf, bevor er noch einen Platz an Grosjean verlor. Sainz kollidierte in der Startphase mit Sergey Sirotkin und kämpfte danach mit stumpfen Waffen, beziehungsweise mit einem kaputten Unterboden.
McLaren kam mit wenig Hoffnung in das Rennen. Getriebe-Strafe für Vandoorne, Motorwechsel für Alonso. Ein aggressiver früher Stopp machte sich für Alonso nicht bezahlt, er verbrachte das Rennen danach auf Platz 14, verteidigte sich bis zum Schluss erfolgreich gegen Lance Stroll. Den Anschluss an das Mittelfeld verlor er aber früh - Marcus Ericsson vor ihm fuhr eine so große Lücke auf, dass Sauber ihn sogar für einen zweiten Stopp an die Box holen konnte. Stoffel Vandoornes einziger Auftritt war ein opportunistisches Überholmanöver gegen Carlos Sainz, als dieser Platz für Valtteri Bottas machte - Platz 16 für den Belgier.
Hier gibt es mal wieder wenig zu sagen. Lance Stroll schaffte es, Alonso einzuholen, aber Überholen war nicht drin, er blieb auf Platz 15 stecken. Sergey Sirotkin sprach vom "wohl schmerzvollsten Rennen des Jahres", er wurde 18. und war der letzte Fahrer, der noch ins Ziel kam. Kein toller Auftritt beim Heimrennen für ihn.
Was war da los? Innerhalb weniger Runden verabschiedeten sich bei Toro Rosso die Bremsen. Sowohl Pierre Gasly als auch Brendon Hartley verloren die Kontrolle über ihre Autos, drehten sich raus in die Auslaufzone. Das Team begründet es mit überhitzenden Vorderrad-Bremsen, die zu überhitzender Bremsflüssigkeit führten. Das Problem war nicht zu lösen, sowohl Gasly als auch Hartley mussten nach vier Runden ihre Autos in die Garage stellen. Jetzt steht Ursachenforschung am Programm.
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