Eine Fotostrecke von MSM-Redakteur Florian Becker:
Das Frankreich-Comeback der Formel 1 hatte es in sich - vor allem an den Mikrofonen. Während dem Rennen eine Prise mehr Action sicher gut getan hätte, ging es im Boxenfunk und gegenüber den Medienvertretern ziemlich rund. Vor allem Alonso feuerte mal wieder aus allen Rohren. Warum er Vettel einen schrotten Ferrari wünschte, was Magnussen am verwirrten Iceman auszusetzen hatte und wie Max Verstappen die Presse zurechtstutzte. Die besten Sprüche aus Le Castellet.
Alonso = größer als 94 Jahre Le Mans
Fernando Alonso kam als frischgebackener Le-Mans-Sieger nach Le Castellet und damit einen Schritt näher an der heißersehnten Triple Crown. Nur blöd, dass die Motorsportwelt seinem Triumph an der Sarthe nicht ganz so viel Prestige beimessen wollte wie er selbst. Der Spaziergang im Toyota ohne jegliche Konkurrenz steht halt für sich. Für Alonso hingegen war sein Triumph in Le Mans aber das genaue Gegenteil: "Ich werte diesen Sieg höher als jeden anderen Sieg in Le Mans." Eine Meinung, mit der er ziemlich alleine dasteht. Schließlich wurden vor dem Debüt des F1-Stars schon 94 Ausgaben der 24 Stunden von Le Mans ausgetragen. Der eine oder andere Sieg in dieser Zeit war durchaus härter umkämpft als der Toyota-Paarlauf 2018...
Ihre Route wird berechnet...
Das Layout des Circuit Paul Ricard sorgte bei den Fahrern schon bei den Vorbereitungen für Kopfzerbrechen. Die richtige der 167 möglichen Streckenvarianten zu finden erwies sich zuweilen als kleine Herausforderung. "Im Simulator bin ich am Montag ein paar Mal die falsche Schikane gefahren. Das kann am Anfang schon mal sein, dass du zögerst und denkst: Bin ich jetzt hier richtig?", erklärte Nico Hülkenberg am Donnerstag. "Das ist wie eine große Kreuzung, wo es viele verschiedene Möglichkeiten gibt und du dann die richtige nehmen musst." Also doch alles wieder wie 1960, als noch auf öffentlichen Straßen gefahren wurde...
Hülkenberg ist King
Diejenigen mit einem Elefantengedächtnis erinnern sich vielleicht noch an Hülkenbergs sagenhaften Spruch zu Beginn der neuen Formel-1-Ära 2017. "Anpressdruck ist King" hieß es da. In Frankreich nun die Fortsetzung von Hülkenbergs erfolgreicher Sprüche-Reihe. Am Freitag verkündete er: "Balance ist King!" Nur war die bei Renault ausgerechnet beim Heimspiel nicht vorhanden...
Alonso als 'The Transporter'
Mit noch weniger Balance und dafür noch größerer Erklärungsnot sah sich Fernando Alonso in Frankreich konfrontiert. Das Aus im Q1 bedeutete einen neuen Tiefpunkt. Warum, wieso, weshalb, wollten die Medien ausgerechnet von ihm wissen, was den MCL33 zu einem derartigen Rohrkrepierer macht. "Ich weiß nicht. Ich fahre nur das Auto", erstickte Alonso die Fragerei wie ein Fluchtfahrer gleich im Keim. Jason Statham lässt grüßen. Dieselbe Coolness verkörpert Alonso jedenfalls als quasi-Actionheld der Formel 1...
K-MAG schmeißt F-Bomben nach Kimi
Kevin Magnussen war am Samstagabend nach dem Qualifying not amused. Es war für ihn nur der neunte Startplatz rausgesprungen, nachdem ihn ausgerechnet der eigentlich viel schnellere Räikkönen im Ferrari an einer schnelleren Runde gehindert hatte. K-Mag zündete daraufhin wieder einmal verbal. Hier die entschärfte Version ohne die im englischen Original verwendeten F-Wörter, mit denen der Däne nicht sparte: "Wenn du so verwirrt bist, dann versuch besser einfach, nicht anderen in den Weg zu fahren. Er hatte einfach keinen Plan, was zu tun war und war verzweifelt, eine Runde zu schaffen. Er hatte keine, er hat alle versaut, er war verzweifelt."
Wo ist Ericsson...
... wenn man (Grosjean) ihn mal (wieder) braucht?! Der Franzose war beim Heimspiel über weite Strecken stark aufgelegt, schien bis in die finalen Züge des Qualifyings tatsächlich der Held im Mittelfeld zu werden - und steckte dann doch nur wieder in der Mauer. Im Q3 flog er schon auf der ersten Runde in Kurve drei ab. Die Gründe? Nun, Marcus Ericsson war wie anfangs erwähnt nicht da. Es war ja auch ein Q3. Eine Erklärung hatte Grosjean daher nicht: "Es passierte ganz plötzlich, dann hat das Heck übersteuert und ich steckte mit der Nase in der Barriere. Wir müssen verstehen was passiert ist, denn ich habe wirklich nichts Verrücktes gemacht und es macht einfach keinen Sinn, dass ich das Heck auf diese Weise verloren habe."
Wer den Schaden hat...
... hofft, dass Vettel ihn auch hat! Nein, es geht nicht um eine mögliche Revanche von Valtteri Bottas an seinem Peiniger, der ihm in der ersten Runde das Rennen ruinierte. Fernando Alonso war kurz nach dem Restart in der dritten Kurve ebenfalls mit Sebastian Vettel aneinandergeraten und hatte sich gedreht. Auf die Frage des Renningenieurs ob sein McLaren beschädigt sei, reagierte Alonso mit ziemlich heftigen Rachegelüsten. "Ich weiß nicht. Ich hatte eine Berührung mit Vettel. Ich hoffe, er ist kaputt! Ein dummes Manöver!" Aber, aber Fernando... so etwas sagt man doch nicht.
Immer gut informiert
Obwohl Alonso schon nach der ersten Runde chancenlos am Ende des Feldes hinterherfuhr, trieb ihn das Team weiter unermüdlich an. Den Newsletter seines Renningenieurs bestellte Alonso dann kurzerhand per Boxenfunk ab. "Kollege, meine Bremsen funktionieren nicht, die Reifen sind fertig, wir sind nicht in den Punkten... ich tue hier was ich kann, aber das alles interessiert mich nicht!" Nach dem Rennen erklärte er: "Ich denke, das Team war im Funk einfach etwas zu aufgeregt als es mir die Abstände zum Fünften oder Sechsten mitteilte. Dabei war ich nach dem Safety Car Letzter."
Einer geht noch
Immer noch nicht genug von Fernando? Sehr gut, denn der Publikumsliebling war noch lange nicht fertig mit seinen Ansagen. Nachdem er das Rennen auf dem letzten Platz liegend in der letzten Runde mit einem Aufhängungsschaden aufgeben musste, ging wieder die Fragerei nach den Gründen für die nächste McLaren-Pleite los. "Ich bin überrascht, wie negativ ihr alle immer seid", konterte der 36-Jährige und stellte klar. "Lieber bin ich hier auf dem letzten Platz, als es im Fernsehen anzuschauen. Wir sind hier 22 Fahrer, die den besten Job der Welt haben." Statt der ganzen Schwarzmalerei würde Alonso zur Abwechslung außerdem gerne mal wieder etwas anderes hören: "Die Fragen die mir gestellt werden lauten immer nur, wie ich es schaffe positiv zu bleiben oder wie ich es schaffe zu lächeln, zu atmen, zu essen oder zu schlafen."
Es ist nicht leicht, Valtteri zu sein...
Der große Pechvogel von Le Castellet konnte nur einen Namen haben: Valtteri Bottas. Der Finne schien in Frankreich die Pace für den Sieg zu haben, doch nach der Kollision mit Vettel waren alle Träume schon nach einer Kurve dahin. "Ich weiß nicht, ob ich angesichts dieses Rennens lachen oder weinen soll", ließ Bottas hinterher seiner Frustration freien Lauf. Der WM-Kampf scheint für ihn nach dem nächsten Tiefschlag längst erledigt. Dabei war er gerade zu Saisonbeginn mehrfach auf Siegkurs gewesen, könnte statt Hamilton an der Spitze der WM stehen. Frankreich fügt sich nahtlos in sein Pleitenjahr ein: "Der Tag heute fasst meine Saison soweit gut zusammen, denke ich."
Kein Wochenende ohne Trouble mit Max
Zugegeben, bei Max Verstappen häufen sich nach seinem durchwachsenen Saisonstart die reibungslosen Wochenenden fast schon. Zumindest schaffte er es in Frankreich zum zweiten Mal hintereinander nicht negativ aufzufallen und lieferte die von ihm gewohnte Qualität ab. Platz zwei war alles, was mit dem Red Bull möglich war. Die Gelegenheit in der Pressekonferenz zu sitzen nahm Max dann auch gleich für eine Ansage an die Medienvertreter wahr. "Ich denke, das nächste Mal wenn ihr Seb seht, solltet ihr ihm nahelegen an seinem Fahrstil zu arbeiten, wisst ihr? Denn im Ernst, das ist inakzeptabel", ließ seinem Sarkamus freien Lauf. "Das ist es, was mir zu Saisonbeginn gesagt wurde. Also denke ich, dass ihr dasselbe mit ihm machen solltet!", stichelte er um daraufhin klarzustellen:" Natürlich sollte Seb gar nichts ändern und einfach weiterfahren, davon lernen und weitermachen. Das ist mein Rat an alle in diesem Raum."
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