Williams in der Formel-1-Saison 2023
Unter der Leitung des ehemaligen Mercedes-Chefstrategen James Vowels holte sich Williams 2023 das beste Saisonergebnis in der Konstrukteursmeisterschaft seit 2017. Im Jahr 2022 lag das Team im Kampf um die Weltmeisterschaft noch abgeschlagen auf dem letzten Platz, ein Jahr später startete Williams mit Alex Albon als Zehnter in das erste Rennen der Saison.
Der FW45 hatte einen Schritt nach vorne gemacht: Vor allem auf Strecken mit langen Geraden konnte Williams um Punkte kämpfen. Enge und kurvenreiche Streckenlayouts offenbarten hingegen die Schwächen des Autos. Trotzdem gelang es Alex Albon, in einer Reihe von Rennen in die Punkteränge zu fahren. Mit 27 von insgesamt 28 Zählern verhalf der Thai-Brite Williams zu Platz sieben in der Gesamtwertung.
Die Geschichte von Williams in der Formel 1
Der erste Rennstall von Gründer Frank Williams firmierte unter dem Namen Frank Williams Racing Cars und trat erstmals im Jahr 1966 in Erscheinung. Unter diesem Banner setzte der 1942 geborene Brite zwischen 1969 und 1976 hauptsächlich Kundenchassis in der Formel 1 ein. Das Unternehmen geriet in finanzielle Schieflage und wurde an Walter Wolf verkauft und trat in Folge als Walter Wolf Racing an.
Williams kehrte bereits am 8. Mai 1977 beim Saisonauftakt in Jarama in die Königsklasse zurück. Als Williams Grand Prix Engineering Limited trat die Mannschaft ab 1978 mit dem FW06 erstmals als vollwertiger Konstrukteur in Erscheinung. Es war der Beginn der großen Erfolgsgeschichte von Williams als Konstrukteur in der Formel 1. Schon im darauffolgenden Jahr gewann das Team fünf Rennen und schloss die Weltmeisterschaft auf dem zweiten Platz ab.
In der Saison 1980 wurde Alan Jones mit Williams Weltmeister, wobei der Rennstall auch die Konstrukteurswertung erstmals gewann. Bis Ende 1983 trat Williams mit dem legendären Cosworth DFV an und feierte einen weiteren Fahrertitel durch Keke Rosberg sowie einen weiteren Konstrukteurstitel. In der darauffolgenden Turboära bildete die Truppe aus Grove eine schlagkräftige Allianz mit Honda. Zwei Konstrukteurstitel in den Jahren 1986 und 1987 sowie der WM-Titel durch Nelson Piquet etablierten Williams endgültig als Top-Team.
Nachdem die Japaner ausgerechnet zu Erzrivale McLaren abgewandert waren, musste Williams erneut Aufbauarbeit leisten. Auf ein enttäuschendes Übergangsjahr mit Motorenlieferant Judd als Notnagel wurde 1989 eine neue Partnerschaft mit Renault ins Leben gerufen. Die Kooperation mit den Franzosen war bis einschließlich 1997 die erfolgreichste des Teams. Nigel Mansell, Alain Prost, Damon Hill und Jacques Villeneuve gewannen allesamt WM-Titel mit Williams Renault. Der Konstrukteurstitel ging in dieser Zeit fünf Mal nach Grove.
Williams' Abstieg ins Mittelfeld
Ab 2000 bandelte Williams mit BMW an, doch anders als mit Honda und Renault blieb der ganz große Erfolg aus. Ralf Schumacher und Juan Pablo Montoya gewannen lediglich zehn Rennen für die britisch-bayrische Konstellation. Der ausgebliebene Durchbruch sorgte für Spannungen in der Beziehung, die nach der Saison 2005 nicht fortgeführt wurde. Mit der Trennung von BMW gehörte Williams als Top-Team der Vergangenheit an.
In klassischer Fahrstuhlmanier bewegte sich der Rennstall Jahr um Jahr im Mittelfeld. Vereinzelte Podien sowie Pastor Maldonados sensationeller Sieg 2012 in Barcelona waren das höchste der Gefühle. In der V8-Ära zwischen 2006 und 2013 hatte Williams mit Cosworth, Toyota, und Renault drei unterschiedliche Motorenlieferanten. Das Hybrid-Zeitalter gab den Startschuss zu einer Partnerschaft mit Mercedes, die für einen bemerkenswerten Aufschwung sorgte.
Von Williams' WM-Hoffnung zum Absturz
2014 wurde Williams mit Felipe Massa und Valtteri Bottas auf Anhieb Dritter in der Weltmeisterschaft. Im Folgejahr gelang es diesen Erfolg zu wiederholen, doch der Vorteil durch die dominanten Power Units aus Brixworth schmolz zusehends. Zur Saison 2017 wurde Lance Stroll verpflichtet, der die Mitgift seines einflussreichen Vaters Lawrence Stroll ins Team einbrachte.
Als dem jungen Kanadier 2018 mit Sergey Sirotkin ein weiterer Paydriver zur Seite gestellt wurde, stürzte Williams sportlich endgültig ab. Der Verlust von Stroll und dessen Budget warf das Team weiter zurück. Mercedes-Talent George Russell sorgte fahrerisch für frischen Wind, doch der Absturz war nicht mehr aufzuhalten. Ende 2020 musste die Gründerfamilie rund um Frank Williams und seine Tochter Claire Williams das Team verkaufen, um es vor dem Aus zu bewahren.
Die Saison 2021 war für das krisengebeutelte Williams-Team die beste seit drei Jahren. Eine Kampagne, die durch den Tod des Gründers Frank Williams im November überschattet wurde. Nach dem Absturz und dem Verkauf an Dorilton Capital ging der britische Traditionsrennstall mit Aufwind in die neue Ära der Formel 1. Mit finanzieller Stabilität und neuen personellen Strukturen hat Williams alle Voraussetzungen, um sein Schattendasein endgültig hinter sich zu lassen.
Williams rutscht wieder in den Tabellenkeller
Den Aufwärtstrend aus dem Vorjahr konnte Williams 2022 nicht fortsetzen. Der Verlust von George Russell saß tief. Mit gerade einmal acht Punkten rutschte das britische Traditionsteam wieder auf den letzten Platz der Konstrukteurswertung ab. Zum Saisonende herrschte dennoch Aufbruchsstimmung. So musste Nicholas Latifi sein Cockpit für Logan Sargeant freiräumen. Auch Teamchef Jost Capito und der technische Direktor Francois-Xavier Demaison verabschieden sich von der Formel-1-Welt.