Dr. Wolfgang Ullrich geht endgültig in Rente. Der ehemalige Sportchef wurde von Audi in den Ruhestand verabschiedet. Wir blicken auf die wichtigsten Etappen seines Engagements für die Vier Ringe.
Zunächst beteiligte sich Audi in den 90er-Jahren unter Dr. Ullrichs Ägide am Supertourenwagen-Cup - mit Erfolg. Emanuele Pirro errang hier 1996 den Gesamtsieg im deutschen Cup (siehe Bild). 1999 holte Christian Abt den zweiten Gesamtsieg für die Vier Ringe.
Die wichtigste Entscheidung fällt Dr. Ullrich allerdings am Ende des alten Jahrtausends: 1999 geht Audi erstmals in Le Mans an den Start - mit dem R8R und dem R8C. Der offene R8R setzte sich beim internen Ausscheidungsverfahren durch und bildet die Basis für den R8. Und damit für die anstehende Audi-Ära an der Sarthe.
2000 debütiert der R8 schließlich. Es sollte eines der erfolgreichsten Fahrzeuge in der Le-Mans-Geschichte werden. Audi dominiert die folgenden Jahre. Mit Ausnahme von 2003 gewinnt man bis 2005 alle Rennen an der Sarthe - egal, ob mit Werks- oder Privateinsatz und egal, wie sehr der R8 per Reglement eingebremst wird.
2004 steigt Audi auch in der DTM werksseitig ein, nachdem das Abt-Team vier Saisons lang auf privater Basis den TT einsetzte. Sofort siegte man auf ganzer Linie: Mattias Ekström holte seinen ersten Titel, auch die Markenwertung ging an Audi.
2006 die nächste richtungsweisende Entscheidung in der Ära von Dr. Ullrich: Audi versucht, den ersten Gesamtsieg eines Dieselmotors in Le Mans zu holen. Auch diese Herausforderung meistern die Ingolstädter. Frank Biela, Marco Werner und Emanuele Pirro fahren den historischen Erfolg ein.
2007 in Barcelona sind Dr. Ullrich und Audi die Hauptprotagonisten eines der kontroversesten DTM-Rennen der Geschichte. Nachdem Fahrer von Mercedes-Benz die Audi-Piloten Martin Tomczyk, Mattias Ekström, Timo Scheider und Mike Rockenfeller mit überharten Bandagen attackierten und sie teils ins Aus bugsierten, reagierte Dr. Ullrich mit einer drastischen Maßnahme: Er zog all seine verbliebenen Fahrzeuge aus dem Rennen zurück. Die anschließenden Diskussionen schlugen hohe Wellen.
Ab 2009 ist Audi auch im GT-Sport vertreten. Der R8 LMS bildet die Basis für den GT3-Boliden der Ingolstädter. Es sollte eine Erfolgsstory werden. Schon 2009 holt man den Gesamtsieg im ADAC GT Masters, 2012 folgt der erste Audi-Gesamtsieg beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring. Auch in der Blancpain GT Serie schreibt Audi eine Erfolgsstory.
2010 schreibt Audi wieder mal Geschichte. Mike Rockenfeller, Timo Bernhard und Romain Dumas gewinnen im komplett überarbeiteten R15 das Rennen - und zwar in Rekorddistanz. 397 Runden oder 5410 Kilometer absolviert das Trio. Solch eine Distanz wurde davor und danach nicht mehr in Le Mans zurückgelegt.
Der nächste Meilenstein folgt 2012: Nach dem Diesel-Debütsieg 2006 holt Audi nun auch den ersten Sieg eines Hybrid-Rennfahrzeugs an der Sarthe. Marcel Fässler, André Lotterer und Benoit Tréluyer zeichnen für diesen historischen Erfolg verantwortlich. Das Trio holt 2014 auch den bis dato letzten Audi-Sieg in Le Mans.
2015 ist Dr. Ullrich in den nächsten DTM-Skandal verwickelt. Im Regen von Spielberg muss sich Timo Scheider gegen zwei Mercedes-Piloten wehren. Nach einigen harten Manövern gegen Scheider hört man plötzlich Dr. Ullrich in den Funk rufen: "Timo, schieb ihn raus!" Der macht das prompt in der nächsten Kurve.
2016 geht eine Ära zu Ende. Im Oktober verkündet Audi seinen Ausstieg aus der LMP-Szene nach 17 Jahren. Das WEC-Finale in Bahrain wird zu einer emotionalen Angelegenheit, bei der Audi von allen Seiten mit Ehrungen zugeschüttet wird. Zum Abschluss holt man mit dem R18 nochmal einen dominanten Doppelsieg. Zudem verabschiedet sich Dr. Wolfgang Ullrich als Sportchef, er bleibt aber noch ein Jahr lang beratend bei Audi.
Im Rahmen des Formel-E-Wochenendes in Hong Kong wird Dr. Ullrich endgültig verabschiedet. Es ist sein letztes Rennwochenende in Audi-Diensten vor dem Ruhestand. Klar, dass man sich dafür auch was einfallen hat lassen.
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