Nach einer fünfjährigen Zwangspause kehrt die Formel 1 an diesem Wochenende zurück nach China. Zu diesem Anlass wirft Motorsport-Magazin.com einen Blick auf fünf spezielle Momente, die der Grand Prix in Shanghai hervorgebracht hat.

2006: Schumachers letzter Siegeszug

Damals konnte es noch niemand ahnen, jetzt wissen wir es. Beim China Grand Prix 2006 fuhr Michael Schumacher seinen letzten Formel-1-Sieg ein. Der Deutsche befand sich zu der Zeit im Titelkampf mit Fernando Alonso, der in Shanghai von der Pole Position startete und während des Rennens zeitweise einen Vorsprung von über 20 Sekunden auf Schumacher hatte.

Doch bei auftrocknender Strecke setzte sich der damalige Ferrari-Pilot in einem taktischen Kampf gegen die beiden Renaults von Alonso und Giancarlo Fisichella durch. Schumacher gewann das Rennen und zog im Titelkampf mit dem Spanier punktegleich. Es war der 91. Sieg des Deutschen, damals absoluter Rekord. Heute wissen wir drei Dinge: Schumacher hat die WM 2006 nicht gewonnen, sein Sieges-Rekord hielt bis 2020 (Stichwort: Lewis Hamilton) und die Regenfahrt in Shanghai war der letzte Sieg einer F1-Legende.

2007: Hamilton versenkt Rookie-Titel im Kies

China-GP 2007, vorletztes Rennen der Saison. Lewis Hamilton war auf dem Weg zum Rookie-Titel. Ein Sieg für den Briten hätte die WM für ihn entschieden und Fernando Alonso und Kimi Räikkönen alle Chancen auf den Titel genommen. Doch die Fahrt endete nicht mit Jubel, sondern im Kies. Hamilton stand auf der Pole und führte das Rennen bei feuchter Strecke an. Beim ersten Boxenstopp tankte der McLaren-Pilot nur und blieb auf den Intermediates. Das wurde ihm später zum Verhängnis.

Kein Befreien: Hamilton steckte im Kiesbett fest, Foto: Sutton
Kein Befreien: Hamilton steckte im Kiesbett fest, Foto: Sutton

Hamilton bekam Probleme mit den benutzten Reifen. Statt mehr Regen, trocknete die Strecke auf. Der Brite musste in die Box und am Weg dorthin, gab er den WM-Titel aus der Hand. Er schaffte die scharfe Linkskurve in der Boxeneinfahrt nicht und landete im Kiesbett, wo er seinen McLaren und seine erste Chance auf den Rookie-Titel versenkte. Das öffnete die Tür für den WM-Showdown zwischen Hamilton, Alonso und Räikkönen in Brasilien, der bekanntlich nicht mit der Sensation für den jungen Briten endete.

2009: Red Bull feiert ersten Sieg mit falscher Hymne

Die Änderung des Formel-1-Reglements für 2009 ermöglichte es Red Bull, sich vom Mittelfeldanwärter zum Spitzenreiter zu katapultieren. Bereits beim dritten Rennen der Saison 2009, dem China-GP, holte Sebastian Vettel den ersten aller Siege für das Team. Wie so oft in Shanghai, spielte auch damals schlechtes Wetter eine Rolle. Vettel starte von der Pole Position, aufgrund des Regens jedoch hinter dem Safetycar. Obwohl es nass blieb, gab es in der neunten Runde die grüne Flagge und Vettels Rennen zum ersten Red-Bull-Sieg der Geschichte nahm Fahrt auf.

Ein Kampf mit Jenson Button und ein Kontakt mit Sebastien Buemi konnten den Deutschen nicht aufhalten. Gemeinsam mit Teamkollege Mark Webber holte Vettel einen historischen Doppelsieg für das Team. Der erste von vielen für Red Bull. Nur eine Sache klappte für die Bullen beim China-GP 2009 nicht: Bei der Siegerehrung ertönte statt der österreichischen Nationalhymne, die britische.

2010: Sebastien Buemis kuriose Reifenpanne

Eine der kuriosesten Szenen der Formel 1 zog sich in Shanghai 2010 zu. Gegen Ende des ersten Freien Trainings verabschiedeten sich plötzlich beide Vorderreifen von Sebastien Buemi, der damals im Toro Rosso saß. Es passierte beim Anbremsen auf Kurve 14. Beide Vorderradaufhängungen brachen weg und Buemis Reifen flogen regelrecht vom Auto. Der Toro-Rosso-Pilot hatte keine Möglichkeit mehr zu lenken und steuerte auf die Streckenbegrenzung zu. Der Alptraumritt endete jedoch schnell und Buemi kam schließlich unverletzt im Kiesbett zum Stehen. Bis heute ist die Szene wohl einer der kuriosesten Vorfälle der Formel 1.

Buemi landete mit nur zwei Reifen im Kiesbett, Foto: Sutton
Buemi landete mit nur zwei Reifen im Kiesbett, Foto: Sutton

2016: Vettel macht Kvyat zum Torpedo

Neben ersten und letzten Siegen und Ausflügen ins Kiesbett, war der China-GP auch die Geburtsstätte eines ungünstigen Spitznamens. 2016 gewann Nico Rosberg das Rennen in Shanghai. Was sich hinter ihm abspielte sorgte für Diskussionen - besonders zwischen den betroffen Piloten selbst. Beim Start des China-Rennens steckte Sebastian Vettel hinter seinem Ferrari-Teamkollege Kimi Räikkönen fest. Die beiden ließen in der ersten Kurve eine verlockende Lücke, die sich Daniil Kvyat im Red Bull nicht entgehen lassen wollte. Der Russe stach hinein und überraschte Vettel. Der Deutsche fand nicht ausreichend Platz und kollidierte ausgerechnet mit Räikkönen.

Sofort kamen die Anschuldigungen am Funk. Vettel wurde noch Zweiter und Kvyat fuhr sein einziges Podium in dieser Saison ein. Doch bevor es zur Siegerehrung ging, gab es noch ein hitziges Gespräch zwischen den beiden Piloten. Die wütende Auseinandersetzung nimmt im Cool-Down-Room-Ranking wohl einen der Topplätze ein. Vettels "Du bist wie ein Torpedo auf mich zugeschossen" verpasste Kvyat den ungünstigen Spitznamen 'Torpedo', von dem der Russe nicht mehr wegkam. Beim folgenden Grand Prix in Sotchi gab es zwischen den zwei Piloten erneut einen Startcrash. Kurz darauf saß Max Verstappen, in Kvyats Red Bull.

Vettel ärgerte sich über Torpedo Kvyat, Foto: Sutton
Vettel ärgerte sich über Torpedo Kvyat, Foto: Sutton

Könnte es auch an diesem Wochenende zu einem kuriosen Moment kommen? Hier geht es zu den Brennpunkten vor dem China-GP 2024: