Sebastian Vettel: Die 1 wird auch 2012 wieder auf dem Red Bull des Deutschen zu sehen sein - so viel steht nach Singapur fest, selbst wenn die größten Pessimisten im Fahrerlager - zu denen bei aller Tiefstapelei auch Vettel selbst immer dazugehört - mit mathematischen Rechenbeispielen noch das Gegenteil beweisen können. Die 1 auf dem Red Bull könnte demnach auch für das stehen, was Vettel zur Perfektion seiner Titelverteidigung noch fehlt: 1 Punkt - mehr ist es nicht und dann ist alles in trockenen Tüchern. Den Grundstein dafür legte Vettel in seinem RB7 einmal mehr selbst. Das Nachtrennen in Singapur war schlichtweg die nächste glanzvolle Demonstration des alten und bald auch neuen Champions. In zwei Wochen in Japan muss er eigentlich schon gar nicht mehr antreten. Gründe für eine Formkrise sieht man am Horizont keine. Nur eines steht ganz sicher fest: Fährt Vettel in Suzuka so wie in Singapur, holt er auch seinen zweiten Titel mit einem überlegenen Sieg.
Jenson Button: Der Brite rechnete nach der Zieldurchfahrt gleich einmal fleißig nach. Und auch wenn er der einzige Grund war, warum Vettel in der Nacht von Singapur noch nicht endgültig jubeln durfte, so dürfte auch ihm klar sein: Er braucht in den verbleibenden fünf Saisonrennen fünf Mal ganze fünf Hände voller Punkte - das macht nämlich dann fünf Mal 25 und wenn der deutsche Konkurrent dann nur einen Zähler einfährt, ist trotzdem alles vorbei. Dass Button diese Hirngespinste aber nicht verwirren, zeigte er eindrucksvoll in Singapur. Bereits am Start schob er sich von der sauberen Seite aus auf Platz zwei. Auch wenn er Vettels Pace in der Folge nicht mitgehen konnte, behielt er einen kühlen Kopf. Webbers Versuch ihm durch einen späten Reifenwechsel den zweiten Rang abzujagen, konterte er seinerseits mit einem Stopp. Am Ende nahm Vettel Tempo raus, doch auf Grund der sich vor ihm tummelnden und bereits überrundeten Nachzügler war an den Sieger kein Herankommen mehr. Umso besser sieht es nach dem dritten Podest in Folge dafür im teaminternen Duell mit Hamilton aus, dem Button einmal mehr zeigte, wie man in Ruhe Punkte einfährt.
Mark Webber: Dass der Australier im Vorfeld des Großen Preises von Singapur durch beleidigende Äußerungen gegenüber eines Journalisten aufgefallen war, der ihm eine kritische Frage gestellt hatte, blieb beim Nacht-Wochenende der F1 eine Randnotiz. Im Rennen zeigte der Red-Bull-Pilot eine ansprechende Leistung, wenngleich vor dem Hintergrund von Vettels Erfolgen im Schwesterauto natürlich alles relativ ist. Webber verlor am Start fast schon traditionell Positionen. Nach anfänglichen Problemen mit seinem DRS konnte er dann allerdings bald Alonso zurück überholen. Nach der Safety-Car-Phase im Anschluss an den Schumacher-Unfall lag er zwar abermals hinter dem Ferrari-Spanier, doch mit dem nächsten starken Manöver im Getümmel einiger überrundeter Autos, holte sich Webber die Position erneut zurück - am Ende sicherte das ein wohlverdientes Podium.
Fernando Alonso: Der Spanier war im zu schwachen Ferrari auf dem Stadtkurs zwar ein Podiumskandidat - doch wie so oft war seine Leistung wohl das Optimum des Boliden. Trotz eines guten Starts - die Pace der Spitze konnte die Scuderia zu keiner Zeit mitgehen. In den Duellen mit Webber musste sich der Asturier geschlagen geben - zu langsam war sein Auto. Spektakulär wie immer, war dafür Alonsos Fahrstil, mit dem er den Mauern oft sehr nahe kam, jedoch keinen Fehler machte. Auffallen um jeden Preis also, wie auch sein glitzernder Gold-Helm bewies. Die Farbe war dennoch passend zur Leistung Alonsos.
Lewis Hamilton: "Er lernt einfach nichts." Den Vorwurf, den mittlerweile fast das ganze Fahrerlager teilt und den man eigentlich auch schon letztes Jahr in Singapur, sowie dieses Jahr in Kanada, Montreal und bei vielen anderen Rennen hören konnte, sprach diesmal Felipe Massa aus. Der Ferrari-Pilot war das Opfer Hamiltons nächster ungestümer Attacke. Bereits am Samstag war der Brite dem Brasilianer mit einer komischen Aktion im Qualifying unangenehm aufgefallen - im Rennen setzte er, wie so oft, noch einen drauf. Bei der folgenden Berührung machte sich Hamilton nicht nur seinen eigenen Frontflügel kaputt, sondern eben auch Massas Hinterreifen. Was folgte, war die nächste Strafe durch die Rennleitung. Danach zeigte er zwar eine gute Aufholjagd - in Anbetracht dessen, was mit dem McLaren drin gewesen wäre, war Singapur trotzdem wieder eine vergebene Chance. Das hatte wohl auch Massa festgestellt, der seinem Kontrahenten nach dem Rennen nur noch gute Besserung wünschen konnte und verriet: "Er hört sowieso auf niemanden - scheinbar nicht einmal auf seinen eigenen Vater."
Paul di Resta: Die beste Karriere-Platzierung des Schotten in der Formel 1 war die positive Überraschung in Singapur. Als einziger Pilot aus den Top-10 war Di Resta auf harten Reifen losgefahren. Diese Taktik spülte ihn vor seinem späten ersten Stopp zwischenzeitlich bis in Podest-Regionen vor. Der Rookie behielt dabei stets einen kühlen Kopf und verteidigte sich nicht unnötig gegen überstarke Gegner wie Hamilton, den er ohnehin nicht aufhalten konnte. So verlor er möglichst wenig Zeit und am Ende reichte das, um sogar den Mercedes von Rosberg zu schlagen.
Nico Rosberg: Am Start musste der Silberpfeil-Pilot abkürzen, sonst hätte es gekracht. Die Rennleitung sah es genauso und Rosberg musste sich keine Sorgen machen. Der Deutsche haderte danach aber vor allem mit einer Szene - dem Unfall seines Teamkollegen Michael Schumacher. Direkt davor hatte er in der Zielkurve die Ideallinie verpasst und war auf den schmutzigen Streckenteil gekommen. So konnte kurzzeitig Sauber-Pilot Perez durchschlüpfen, den er sich allerdings in einem guten Duell seinerseits wieder schnappte. Im Rückspiegel konnte er dann sehen, wie Schumacher auf den Mexikaner auffuhr und abflog. Für Rosberg schlecht, denn das folgende Safety Car verhagelte ihm seine komplette Strategie. Mit dem harten Satz war am Ende daher ein lange letzter Stint nötig und eine Verteidigung gegen Fahrer wie Hamilton, die mit frischen Pneus von hinten kamen, ausgeschlossen.
Adrian Sutil: Der Force-India-Pilot machte das Traumergebnis für seinen Rennstall perfekt. Mit den Plätzen sechs und acht holten die Inder im Kampf um den sechsten Rang in der Weltmeisterschaft der Konstrukteure eine ganze Menge wertvoller Punkte. Dass es für Sutil nicht noch weiter nach vorne ging, lag wie bei Rosberg an einem langen letzten Stint, in dem gute Rundenzeiten im Vergleich zur Konkurrenz dann nicht mehr möglich waren. Auf abgefahrenen Reifen rettete ihn letztendlich die Zielflagge vor dem nahenden Massa.
Felipe Massa: Der Brasilianer ärgerte sich nach dem Rennen zu Recht über Lewis Hamilton. Dieser hatte ihm mit seiner unnötigen Aktion den Hinterreifen und somit auch das Rennen zerstört. Immerhin klappten die Boxenstopps diesmal besser, als noch bei so manch anderem Grand Prix in Singapur. Ganz ohne Fehl und Tadel bleib Ferrari diesbezüglich aber auch 2011 nicht - allerdings konnte man in diesem Jahr nichts dafür. Kurz vor dem Safety Car wechselte man auf die superweichen Reifen - ein paar Runden später hätte man eine strategisch klügere Entscheidung treffen können. Massa kämpfte trotzdem weiter und konnte am Ende immerhin noch ein paar Punkte sichern. Seine Aufholjagd beendete die Zielflagge, sonst wäre es noch weiter nach vorne gegangen. Das Beste hob sich Massa aber ohnehin für nach dem Rennen auf. Der Schulterklopfer mit anschließendem Daumen nach oben für den verdutzten Hamilton brachte die meisten Leute im Fahrerlager zum Lachen.
Sergio Perez: Dass der Mexikaner nach dem Unfall mit Schumacher die Zielflagge sah und sogar noch den letzten Punkt abstaubte, war das eigentliche Wunder von Singapur. Bereits am Start und auch im Duell mit Rosberg war es eng. Dass Schumacher dann auf ihn auffuhr und spektakulär in Richtung Nachthimmel ausgehebelt wurde, war nicht zwingend die Schuld des Sauber-Fahrers, der bei dem Vorfall aber wohl etwas früh auf der Bremse war. Im Vergleich zu seinem Teamkollegen machte der Rookie beim Nacht-GP am ganzen Wochenende einen starken Eindruck - für Sauber war P10 aber trotzdem viel zu wenig.
Pastor Maldonado: Mit Platz elf schrammte der Rookie zwar knapp an den Punkten vorbei, doch mehr war im zu langsamen Williams auf dem Stadtkurs einfach nicht drin. Da half auch die gute Drei-Stopp-Strategie nichts. Am Ende konnte er immerhin noch seinen lange vor ihm fahrenden Teamkollegen Barrichello abfangen. Dass er zusammen mit dem Brasilianer dabei aber den zweitplatzierten Button bei dessen Überrundungsversuchen aufhielt, war nicht gut. Williams hatte Glück, dass es dafür keine Strafe setzte.
Sebastien Buemi: Der Schweizer klagte nach dem Nachtrennen über zu wenig Abtrieb. Platz zwölf sei daher das Maximum gewesen. Mit einem zudem hohen Reifenverschleiß, waren die Punkteränge für die Scuderia an diesem Wochenende ohnehin außer Reichweite und der Singapur-Auftritt somit eine große Enttäuschung.
Rubens Barrichello: Gerne hätte der Routinier seinem scheidenden Williams-Technikdirekor Sam Michael zum Abschied noch ein paar Punkte geschenkt - doch daraus wurde nichts. Zwischenzeitlich sah es zwar gar nicht so schlecht aus, doch da der Brasilianer auf einer Zwei-Stopp-Strategie unterwegs war, täuschte das Bild. Am Ende musste er einen langen letzten Stint fahren und fiel mit den abbauenden Reifen dementsprechend zurück.
Kamui Kobayashi: Der Japaner lag in Singpur schon ganz richtig, sich vornehmlich auf die Schönheiten abseits der Piste zu fokussieren, denn auf der Rennstecke gab es für ihn wenig Erfreuliches. Dass ein Mangel an Konzentration trotzdem ungeahnte Höhenflüge nach sich ziehen kann, musste er im Qualifying am Samstag auf die harte Tour lernen. Nach einem wilden Ritt und anschließenden, meterweiten und hohen Sprung über die Kerbs in der Schikane parkte er den C30 in der Mauer. Der spektakuläre Fahrtstil des Sauber-Piloten und die vielen, nahen und vor allem unverzeihlichen Mauern des Stadtkurses harmonierten eben nicht besonders. Im Rennen folgte dann zu allem Überfluss auch noch eine Durchfahrtsstafe für das Ignorieren von blauen Flaggen, die das alles in allem enttäuschende Wochenende des Japaners abrundete. Mehr als P14 war daher nicht drin. Dass der Wagen aber für Punkte gut gewesen wäre, demonstrierte so nur Teamkollege Perez.
Bruno Senna: Die Performance von Lotus Renault war in Singapur einfach nur unfassbar schlecht. Es hatte sich im Training angedeutet, setzte sich im Qualifying fort und drückte sich im Rennen in den Plätzen 16 und 18 für Senna und Stallgefährte Petrov aus. Dass der Brasilianer den Russen das ganze Wochenende über fest im Griff hatte, war der einzige Lichtblick für den F1-Rückkehrer. Im Rennen kostete ihn dann ein Fehler eine bessere Platzierung. Senna musste nach seinem ersten Stopp die Bremsbalance ziemlich stark nach vorne verändern, weil die Hinterreifen sehr stark abbauten. Auf frischen Pneus änderten sich dadurch die Gripverhältnisse. Mit blockierenden Vorderrädern steiß Senna dann mit dem Frontflügel in der Haarnadel an die Mauer und musste gleich nochmal reinkommen. Das Rennen war danach natürlich gelaufen.
Heikki Kovalainen: Das Ergebnis in Singapur freute den Finnen in Diensten von Team Lotus. Immerhin konnte er mit Petrov einen Fahrer vom anderen Lotus-Team hinter sich halten und das auch noch aus eigener Kraft. Teuer wurde das zu frühe Fahrsignal beim Boxenstopp. Kovalainen kreuzte ausgerechnet den Weg des Führenden Sebastian Vettel - die Rennleitung verhängte daher eine Strafe von 10.000 Euro gegen das Team.
Vitaly Petrov: Die Pfeile zeigen es an - der Trend beim Team aus Enstone geht steil bergab und der Russe erlebte nach eigener Aussage "ein Rennen zum Vergessen". Eigentlich war es ein komplettes Wochenende zum Vergessen, denn der viel zu langsame R31 wollte auf dem Stadtkurs einfach nicht funktionieren und der Mangel an Abtrieb war eklatant. Nach dem Start hatte Petrov auch noch Probleme mit seinem KERS. Noch schlimmer wurde es im Verlauf des Rennens mit dem Reifenverschleiß. Lotus Renault befindet sich im Moment in der Krise - und wenn Petrov weiterhin gegen Senna verliert, gilt das auch bald für den Russen selbst.
Jerome D'Ambrosio: Bis zu den Erfolgen von Landsmann Jacky Ickx fehlt dem jungen Belgier zwar noch ein bisschen, doch Singapur war für ihn ein gutes Rennwochenende. Nach einem guten Start konnte er seine Reifen schonen und daher sicherstellen, dass seine zwei-Stopp-Strategie funktionierte. Zur Belohnung gab es nach 61 Runden zwar nur Rang 18, D'Ambrosio wollte mit dem Ergebnis vor dem Hintergrund seiner Pace und dem Ausfall seines Teamkollegen Glock aber trotzdem zurfrieden sein.
Daniel Ricciardo: Das Glanzlicht in Singapur war für den jungen Australier sicherlich der teaminterne Sieg gegen Stallkollege Liuzzi. Nicht so gut lief hingegen seine Startphase, denn der Rookie musste schon noch wenigen Metern mit einem beschädigten Frontflügel zurück an die Box humpeln. Danach sei es auf Grund der vielen blaue Flaggen nicht einfach gewesen, einen Rhythmus zu finden. Beim anstrengensten Rennen des Jahres ins Ziel zu kommen, sei dann aber trotzdem ein versöhnlicher Abschluss gewesen.
Vitantonio Liuzzi: Der erste Teil des Rennens lief für den Italiener noch gut - im letzten Viertel war der HRT-Pilot dann aber gezwungen, auf einen Reifensatz zu wechseln, den er schon im Qualifying verwendet hatte. Das Auto hatte danach natürlich weniger Grip, was sich in Turn 14 bemerkbar machte. Liuzzi berührte die Mauer, zog sich einen Schaden am Frontflügel zu und musste diesen wechseln lassen. Mehr als der letzte Platz, aller sich noch im Rennen befindlichen Autos, war im ohnehin zu langsamen HRT so selbstredend nicht drin.
Jaime Alguersuari: Der Spanier gehörte in Singapur trotz offensichtlich widersprüchlichem Fotobeweis nicht gerade zu den Überfliegern. Nach Platz 16 im Qualifying geriet der Jungspund im Rennen früh mit Trulli aneinander, wofür er eine Strafe von der Rennleitung kassierte und weit zurückfiel. Wenige Runden vor Schluss knallte er dann noch mit seinem Toro Rosso am Tunneleingang in die Mauer und musste aufgeben. Fast hätte er dem Feld so nach zwei Stunden Renndauer noch eine zweite, überflüssige Safety-Car-Phase beschert.
Jarno Trulli: Das Rennen des Lotus-Piloten hatte hervorragend begonnen und nach dem Start fand er sich auf Platz 17 wieder. Das Auto lief in der Folge gut - bis Alguersuari ihm bei einer Kollision einen Reifen zerstörte. Danach fehlte die Pace und Trulli musste im Vergleich zur Anfangsphase Federn lassen. Ein Getriebeproblem beendete dann vorzeitig den Arbeitstag des Italieners.
Michael Schumacher: Für den Rekordweltmeister wären in Singapur einige Punkte drin gewesen. Dass er diese am Ende aber nicht einsacken konnte, hatte er dem spektakulären Abflug nach seinem Zusammenstoß mit Perez zu verdanken. Am Start konnte Schumacher noch eine Position gewinnen und verbesserte sich auch nach seinem ersten Boxenstopp weiter nach vorne. Kaum hatte er zum zweiten Mal frische Reifen aufgezogen, folgte einer schnellsten Rennrunde auch schon der Unfall mit Perez. Ein typisches Missverständnis sei es gewesen - Perez war wohl etwas zu früh auf der Bremse, der Silberpfeil-Pilot hingegen ein bisschen zu aggressiv. So passieren unnötige Rennunfälle - Glück hatte Schumacher, dass ihm bei der Aktion nichts passierte und er nicht noch seinen knapp vor ihm fahrenden Teamkollegen Rosberg abräumte.
Timo Glock: Das Rennen des Deutschen war kurz. Bereits in der Anfangsphase geriet er mit einem HRT aneinander und beschädigte sich dabei einen Reifen. Zudem verzog sich die ganze Spur seines Virgin-Boliden. Der folgende Abflug und das anschließende Aus waren daher im nächtlichen Singapur genauso vorprogrammiert, wie Glocks Frust nach dem kurzen Arbeitstag.
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