Mark Webber: Eine souveräne Leistung des Australiers, der sich das ganze Rennen über nicht von Nico Rosberg nervös machen ließ. Auch in der kurzen feuchten Phase hatte er seinen Red Bull stets unter Kontrolle. Vor allem bekam er endlich einmal einen guten Start hin. Das einzige, was er sich zu Schulden kommen ließ, war ein heftiger Verbremser in der Hafenschikane. Doch auch davon ließ er sich nicht beirren, den Bremsplatten bekam er schnell wieder aus dem Reifen. Er war immer dann schnell, wenn er es sein musste, etwa als Sebastian Vettel drohte, ihm so weit davon zu ziehen, dass er vor Webber wieder aus der Box gekommen wäre. Doch Webber fand stets die passende Antwort und holte verdient seinen zweiten Monaco-Sieg.
Nico Rosberg: Letztlich hat ihn seine Qualirunde den Sieg gekostet. Rosberg hätte wohl um einiges schneller gekonnt als Webber, aber er kam einfach nicht vorbei. Webber startete zu gut, so dass die geplante Attacke in der ersten Kurve ausfiel. Mercedes versuchte alles, um Rosberg vor Webber zu bekommen. Er ging als erster an die Box, doch frische Reifen waren heute ausnahmsweise kein Vorteil. Webber blieb zwei Runden länger draußen und kam trotzdem vor Rosberg aus der Box zurück - damit war die Entscheidung gefallen. Rosberg fuhr gut, aber nicht gut genug, um das Rennen zu gewinnen. In den entscheidenden Momenten - im Qualifying und beim ersten Boxenstopp - war Webber einfach einen kleinen Tick stärker.
Fernando Alonso: Zwei Positionen hat der Doppelweltmeister im Laufe des Rennens gut gemacht. Direkt am Start überholte er Grosjean, mit dem er eine leichte Berührung hatte. Das löste den Unfall zwischen dem Franzosen und Michael Schumacher aus. Einen Vorwurf kann man dem Asturier hier nicht machen, denn er war auf das Geschehen vor ihm fixiert. Als Hamilton an die Box kam, nutzte Alonso den sicherlich in dieser Saison einmaligen Effekt, dass mit alten Reifen sich für einige Zeit schnellere Rundenzeiten erzielen ließen als mit frischen Gummis. Nach seinem Boxenhalt war er an Hamilton vorbei. Fahrerisch hat er wieder eine fantastische Leistung gezeigt. Er schonte immer wieder seine Reifen, um dann zur Attacke zu blasen. Doch er konnte Rosberg genauso wenig anhaben wie dieser Webber.
Sebastian Vettel: Vermutlich hätten nicht viele den amtierenden Weltmeister auf der vierten Position erwartet. Vettel schob sich im Startchaos zunächst bis auf Platz sechs nach vorne. Das sollte sich als ganz wichtig herausstellen, denn er kam so an der rollenden Straßensperre Räikkönen vorbei. Die härteren Reifen zu Beginn des Rennens waren kein Nachteil. Dann nutzte er den bereits thematisierten Reifeneffekt aus, um richtig Zeit gutzumachen. In den Runden vor seinem Boxenstopp zeigte er seine ganze fahrerische Klasse. In Monaco von Startplatz neun auf Endrang vier mit nur 1,3 Sekunden Rückstand auf den Sieger einzulaufen ist eine unglaubliche Leistung. Gegen Hamilton fuhr er ein hartes Manöver, als er aus der Box kam.
Lewis Hamilton: Wie schon so oft in dieser Saison wird der Weltmeister von 2008 nicht zufrieden sein. Von Platz drei gestartet, wurde es nur der fünfte Endrang für den Engländer. Viel konnte er nicht dafür: Sein Team holte ihn in der Hoffnung, dass er auf den frischen Reifen Boden gutmachen kann, direkt hinter Rosberg an die Box. Doch das Gegenteil war der Fall: Alle Fahrzeuge auf frischen Reifen waren langsam, Hamilton verlor den Platz gegen Alonso, der länger draußen blieb. Dann musste er auch noch um Haaresbreite Vettel den Vortritt lassen, als dieser aus der Box kam. Freie Fahrt hatte Hamilton so gut wie nie. Mit einem späteren Boxenstopp hätte er sogar gewinnen können.
Felipe Massa: Endlich zeigte Massa die Leistung, die man von ihm erwarten kann. Das ganze Wochenende war er im Fürstentum gut unterwegs. Gerade einmal 6,1 Sekunden Rückstand auf den Sieger bedeuteten heute aber nur den sechsten Rang. Mit einem besseren Qualifying wäre wohl noch mehr drin gewesen. Für den sympathischen Brasilianer bleibt zu hoffen, dass der Knoten nun endgültig geplatzt ist und er mit dem Ferrari F2012 jetzt so zurechtkommt, dass er solche Leistungen auch auf regulären Strecken zeigen kann. Allerdings muss er an der Haltbarkeit seiner Reifen arbeiten: In den letzten Runden fiel Massa aus der Spitzengruppe merklich heraus.
Paul di Resta: Aus dem Nirwana der Startaufstellung fuhr sich der Schotte bis auf die siebte Position nach vorne. Bemerkenswert ist, dass er dabei vor Nico Hülkenberg ins Ziel kam, der ihn im Qualifying noch deutlich distanziert hatte. Die Strategie, auf dem härteren Reifen loszufahren, erwies sich als goldrichtig. Außerdem profitierte di Resta von dem Zug, der von Räikkönen aufgehalten wurde. Er konnte mit Hilfe der Strategie alle Fahrzeuge aus diesem Zug überholen und teilte sich seine Reifen gut ein. Eine ausgezeichnete Leistung des ehemaligen DTM-Piloten!
Nico Hülkenberg: Kimi Räikkönen zerstörte ihm früh die Hoffnung auf noch mehr Punkte. Doch der achte Platz ist ein gutes Resultat. Zusammen mit di Resta bescherte er Vijay Mallya ein Ergebnis, mit dem niemand bei Force India gerechnet haben dürfte. Dem Startcrash konnte er gut ausweichen, Räikkönen überholte er mit freundlicher Mithilfe von Perez. Dennoch hat das Team einen Kardinalfehler begangen, den Deutschen in derselben Runde wie Räikkönen hereinzuholen. Ohne Perez hätte Hülkenberg wahrscheinlich das ganze Rennen hinter dem Finnen festgehangen.
Kimi Räikkönen: Ein harter Arbeitstag für den Iceman, der seine Reifen mächtig ins Schwitzen gebracht hat. Er spielte heute Bremsklotz, weil seine Gummis bereits nach 20 Runden deutlich schlechter wurden. Dabei trieb er Michael Schumacher und zahlreiche andere Fahrer fast in den Wahnsinn. Der Zug, den er aufhielt, zog sich in den letzten Runden vor seinem Stopp bis hin zu Heikki Kovalainen. Jeder der Fahrer hinter ihm einschließlich des Caterham-Piloten hätten in dieser Phase schneller gekonnt. Zwar ließ sich der Weltmeister von 2007 nicht aus der Ruhe bringen, doch dies ist bereits das zweite Mal nach China, dass er heftige Reifenprobleme bekam. Daran muss er arbeiten.
Bruno Senna: Immerhin rettete er einen Punkt für Williams. Bruno Senna machte nichts wirklich falsch, konnte aber auch keine Glanzlichter setzen. Freilich war das bei Startplatz 13 auch nicht zu erwarten. Senna nutzte einige Ausfälle, um sich in der Position zu verbessern, musste aber Paul di Resta ziehen lassen, weil er zu den Fahrern im Räikkönen-Zug zählte. Insgesamt hat er einen soliden Job gemacht und sich den Punkt hart erarbeitet. An Räikkönen war in den letzten Runden kein Vorbeikommen mehr.
Sergio Perez: Trotz der letzten Startposition wären für Perez heute Punkte drin gewesen. Er verbaute sich das jedoch durch seine Einfahrt zum Boxenstopp. Da er Kimi Räikkönen vor das Auto zog, handelte er sich eine Durchfahrtsstrafe ein, die sein Schicksal besiegelte: Nun hing er rundenlang hinter Heikki Kovalainen und fest und teilte das Schicksal von Jenson Button. Nach dessen Dreher wurde Perez von Kovalainen in St. Devote in einen Dreher gezwungen. Zwar konnte er den Caterham wegen dessen beschädigten Frontflügels noch überholen, musste dann aber die Spitzengruppe überrunden lassen. Dass er vom Speed her in Monaco hätte gewinnen können, zeigt seine schnellste Rennrunde, die 1,2 Sekunden schneller als die aller anderen war. Stark war zudem sein Überholmanöver gegen Glock.
Jean-Eric Vergne: Vielleicht das größte Rätsel das Monaco-GP. Da hat sein Team ihn doch gerade auf die geniale Strategie gesetzt, ganz früh die Reifen zu wechseln. Durch den Räikkönen-Bummelzug kam er an der gesamten Gruppe bis auf Michael Schumacher vorbei, nach dessen Ausfall lag er sensationell auf Rang sieben. Doch dann machte Toro Rosso die ganze Taktik wieder zunichte: Man setzte den jungen Franzosen auf Regenreifen, was ihn aus den Punkten hinauswarf. Entweder waren seine Trockenreifen kurz vor dem Kollaps (so lautet zumindest die offizielle Version), womit sich die Strategie letztlich doch nicht ausgezahlt hätte, oder man hatte einfach einen schlechten Wetterbericht. Jedenfalls wurde die tolle fahrerische Leistung Vergnes dadurch zunichte gemacht.
Heikki Kovalainen: Der 13. Platz könnte noch ganz wichtig für Caterham werden. Zwischenzeitlich kämpfte der Finne sogar um die zwölfte Position und hielt dabei erfolgreich Jenson Button hinter sich. Nach Buttons Dreher wurde er gegen Perez sehr rabiat - sein Manöver, das den Mexikaner in St. Devote in einen Dreher zwang, wird noch untersucht. Dabei wurde aber auch sein eigener Flügel stark beschädigt. Er versuchte noch, verzweifelt die erneuten Attacken von Perez abzuwehren, musste ihn aber letztlich ziehen lassen. Mit dem neuen Flügel kam er knapp vor Timo Glock wieder auf die Strecke. Wichtig ist für Caterham, dass er den Marussia-Piloten hinter sich halten konnte, denn somit hat Caterham nun einen 13. Platz als bestes Resultat zu Buche stehen. Damit könnte Platz zehn in der Konstrukteurswertung fast sicher sein.
Timo Glock: Ohne das Frontflügel-Pech hätte heute der Odenwälder Rang 13 für Marussia geholt. Doch eine Endplatte des Frontflügels wird Marussia möglicherweise Millionen kosten, denn durch Kovalainens Extrastopp hätte man heute profitieren können. So aber musste auch Glock seinen Flügel tauschen lassen, der ohne ersichtlichen Grund in der Schwimmbard-Schikane sich seines Luftleitbleches auf der rechten Seite entledigte. Das warf ihn (also Glock, nicht den Frontflügel) zeitweise hinter seinen Teamkollegen Pic zurück, am Ende musste er Kovalainen knapp den Vortritt lassen.
Narain Karthikeyan: Er hat die Zielflagge gesehen und niemandem behindert - so in etwa könnte man das Rennen von Karthikeyan zusammenfassen. Mit Rang 15 fuhr er zudem das beste Saisonresultat für HRT ein, doch Marussia und Caterham platzierten sich noch besser. Mit einer Runde Rückstand auf den Rest des Feldes lief er im Ziel ein. Den Startunfall hat er gut umschiffen können, danach fuhr er mit dem HRT hinterher. Durch den Ausfall von de la Rosa ist seine fahrerische Leistung schwer einzuordnen, weil es keinen wirklichen Vergleichspunkt gibt. Am gesamten Wochenende war er jedoch stets ein ganzes Stück langsamer als der Spanier.
Jenson Button: Der McLaren-Pilot ruinierte sich sein Rennen im Qualifying. Natürlich war von Startplatz zwölf nicht viel möglich. Die haarige Szene mit Kobayashi am Start überstand sein McLaren unbeschadet. Danach hing er für einige Zeit im Räikkönen-Zug fest. In seinem Fall zahlte sich das längere Fahren auf den härteren Reifen nicht aus: Er fiel nach dem Boxenstopp hinter Heikki Kovalainen zurück. Das zerstörte sein Rennen endgültig. Dutzende von Runden hielt ihn der Caterham auf, auch Beschwerden am Funk konnten nichts daran ändern. Letztlich drehte er sich beim Angriff auf Kovalainen und stellte seinen McLaren frustriert ab. Fazit: Mit einem besseren Qualifying wäre das nicht passiert. Leider passiert es Button immer wieder, dass er in der Qualifikation völlig neben sich steht.
Daniel Ricciardo: Der Australier konnte sich in Monaco nur kurz in Szene setzen. Sein Team versuchte bei ihm genau die gegenteilige Strategie von Vergne und ließ ihn sehr lange draußen. Das spülte ihn zwar zwischenzeitlich in die Punkteränge vor, doch nach seinem Stopp verschwand er im hinteren Feld bei Button und Kovalainen. Im Bereich Schwimmbad zerstörte er sich auf einem Curb die Radaufhängung und musste das Rennen an der Box aufgeben. Toro Rosso fehlte am gesamten Wochenende der Speed, um in die Punkteränge zu fahren, auch die außergewöhnlichen Strategien brachten letztlich keinen Erfolg.
Charles Pic: Bis zu seinem Ausfall hielt sich der Rookie schadlos. Den Speed von Timo Glock konnte er aber schon das ganze Wochenende nicht mitgehen. Durch den zusätzlichen Stopp seines Teamkollegen kam er zwar vor ihn, doch dann musste er das Fahrzeug mit technischen Problemen abstellen. Immerhin konnte er 64 Runden Formel 1 Fahren in Monaco genießen.
Michael Schumacher: Nach der höchst umstrittenen Kollision mit Bruno Senna in Barcelona kehrte nun das eindeutige Pech zurück. Zuerst wurde Schumacher von Grosjean getroffen, nachdem dieser mit Alonso aneinander geraten war. Das warf ihn hinter Räikkönen zurück, der sich nun für den Rekordweltmeister zum Alptraum entwickelte. Räikkönen fuhr so langsam, dass alle Möglichkeiten, noch zur Spitzengruppe aufzuschließen, im Keim erstickt wurden. An die Box konnte er nicht kommen, da Regen vorhergesagt war, der aber nie kam. Letztlich kam er dank des Boxenstopps am Iceman vorbei, fuhr sehr gute Rundenzeiten, doch dann bekam er einmal mehr technische Probleme. Mit Benzindruckproblemen musste er den Mercedes abstellen. Das Pech des Kerpeners diese Saison ist unfassbar.
Vitaly Petrov: Nur 15 Runden konnte der Russe in seinem Caterham zurücklegen, dann zwangen ihn Elektronikprobleme zur Aufgabe. Er hatte das Pech bei Caterham an diesem Wochenende gepachtet: Erst KERS-Probleme, dann eine Kollision im Startgetümmel, zuletzt die Schwierigkeiten mit der Elektronik. Schon am Ende der Safety-Car-Phase musste er ein erstes Mal an die Box kommen, nachdem er eine Berührung mit Kobayashi hatte, wenig später war sein Rennen dann früh beendet.
Kamui Kobayashi: Viel kann man dem Japaner nicht vorwerfen: Kobayashi wollte dem sich drehenden Grosjean ausweichen, doch neben ihm fuhr Button, so dass links kein Platz war. Das Hinterrad von Grosjean katapultierte den Sauber-Piloten etwa eine Cockpithöhe hoch in die Luft, bevor er auf allen Vieren wieder landete. Diese Flugeinlage verkraftete sein Sauber nicht, nach fünf Runden gab Kobayashi das Rennen endgültig auf. Vermutlich wäre er mit einem besseren Startplatz nicht in dieses Chaos geraten.
Pedro de la Rosa: Der Spanier hatte einfach Pech. Nachdem er im Qualifying sensationell Charles Pic hinter sich gelassen hatte, war sein Rennen nach wenigen Metern gelaufen. Im Startgetümmel wurde ihm der Heckflügel abgefahren, das bedeutete das Aus. Für de la Rosa ist das enttäuschend, denn er startete mit dem härteren Reifen, womit er durchaus ein gutes Resultat hätte erzielen können, da ja sowohl Glock als auch Kovalainen zusätzliche Boxenstopps einlegen mussten. Ermutigend ist für HRT der Speed, den de la Rosa im Qualifying gezeigt hatte.
Pastor Maldonado: Nach dem Triumph in Spanien erlebte der Venezolaner ein Wochenende zum Vergessen: Erst die Bestrafung wegen der Kollision mit Perez, dann ein Getriebewechsel, letzter Startplatz, Flügel beim Startunfall weg, Aus noch in der ersten Runde durch einen Fahrfehler, da er wegen des fehlenden Abtriebs auf der Vorderachse die Reifen blockierte. Da bleibt nur: Abhaken und nach vorne schauen. Den Speed für weitere Sieger hat der GP2-Meister von 2010 in jedem Fall.
Romain Grosjean: Letztlich war es sein schlechter Start, der ihn zum Spielball der Physik machte: Grosjean kollidierte zunächst leicht mit Alonso, was ihn nach links abdriften ließ, wo sich Michael Schumacher befand. Der Franzose wurde umgedreht, sein Rennen war vorbei. Es war vermutlich eines der kürzesten Rennen seiner Karriere. Dass Alonso schon fast an ihm vorbei war und Schumacher nahezu auf gleicher Höhe, zeigt, dass Grosjeans Start nicht der beste war. Das muss beim nächsten Mal besser klappen.
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