Sebastian Vettel: Spitzenleistung ohne Fehl und Tadel: Der Doppelweltmeister bot beim Großen Preis von Japan eine Leistung à la bonne heure und fuhr so Formel-1-Sieg Nummer 24 seiner Karriere ein. Vom Start bist zur Zielflagge gab er sich keinerlei Blöße; eine schnelle Runde lies er auf die andere folgen und befand sich ergo zu keiner Zeit in der Gefahr, Rang eins abgeben zu müssen. Schon in der Qualifikation hatte er es geschafft, die Technik seines schier wiedererstarkten RB8 namens Abbey nahezu optimal zu nutzen. Der Triumph von Suzuka bereitete Vettel weitere 25 Punkte in der Gesamtwertung. Sein Abstand auf den zwar ausgefallenen, aber nach wie vor auf Rang eins liegenden Piloten Fernando Alonso beträgt damit nur noch mickrige vier Zähler.
Felipe Massa: Der Brasilianer kann durchatmen. Mit seinem ersten Podiumsplatz seit gefühlt unzähligen Jahren hat er seine Position im Kampf um das zweite Ferrari-Cockpit für das kommende Jahr mutmaßlich immens verbessert. Trotz durchwachsenen Abschneidens in der Qualifikation rehabilitierte sich der Beinahe-Weltmeister des Jahres 2008 mit dem Besten, was für die Roten an diesem Wochenende möglich war. Von Startplatz zehn losgefahren blieb Massa fehlerfrei. Mit konstantem Tempo, einer guten Strategie und kraft der Schnitzer einiger Konkurrenten machte er den Silberrang verdientermaßen klar. Um Vettel zu schlagen, fehlte dem Ferrari F2012 jedoch schlicht und ergreifend der Speed: Im Vergleich der jeweils schnellsten Rennrunden blieb Massa um 1,120 Sekunden hinter dem Heppenheimer zurück.
Kamui Kobayashi: Der Lokalmatador erntete während der Podiumsprozedur feierliche Sprechchöre der japanischen Fans - und diese hatte er sich verdient. Bravourös verteidigte er sich in den letzten Runden des Rennens gegen Jenson Button, der mit frischeren Reifen drauf und dran war, Platz drei einzunehmen. Doch "Koba" ließ sich die Butter nicht vom Brot nehmen; letzten Endes raste er mit nur rund einer halben Sekunde Vorsprung auf den McLaren-Fahrer über die Linie. Er ist erst der dritte Pilot aus dem Land der aufgehenden Sonne, der sich als Formel-1-Podestbescuher bezeichnen darf. Viel diskutiert wurde allerdings Kobayashis Startposition: So mancher Beobachter warf ihm vor, in Qualifikationssegment drei eine gelbe Flagge nicht gänzlich regelkonform beachtet zu haben.
Jenson Button: Blass, noch etwas blasser, McLaren: Zu Beginn des Japan-Wochenendes wurden die Engländer aus Woking noch als die ärgsten Rivalen von Red Bull eingeschätzt, doch diesen Erwartungen kam man nicht nach. So hatte Button sich eine schwierige Reifen-Lage erhofft, da der Umgang mit den Pneus bekanntlich seien große Stärke ist. Letztlich stellten die Gummis aber keinen allzu entscheidenden Faktor dar; Button bedankte sich in der Startphase bei der strauchelnden Gegnerschaft und schob sich aus Startreihe vier auf Rang drei nach vorne. Bäume riss er fortan allerdings keine aus, schließlich musste er sich sogar noch einem Sauber geschlagen geben. Trotz eines soliden Auftritts konnte Button nicht gänzlich überzeugen.
Lewis Hamilton: Ebenso lief es auch bei dem Weltmeister von 2008 nicht übermäßig gut. Zwar hatte der Brite Pech, in der Qualifikation durch den Dreher Kimi Räikkönens ausgebremst worden zu sein, doch selbst im Rennen machte er keine großen Sprünge. Primär haderte der Brite mit dem verkorksten Setup seinen Wagens, das zeitweilig negative Auswirkungen auf seine Reifen zu haben schien. Dass er aufgrund seines bevorstehenden Wechsels zum Werksteams von Mercedes unmotiviert gewesen sein könnte, ist hingegen eher unwahrscheinlich, freilich jedoch mitnichten auszuschließen. Der Gewinn der Weltmeisterschaft rückt für das McLaren-Gespann weiter und weiter in die Ferne.
Kimi Räikkönen: Attacke in Fernost? Fehlanzeige. Nach technischen Komplikationen in den Trainingssitzungen und seinem unglücklichen Fahrerfehler in der Qualifikation hatte der Finne mit der Vergabe der Podestplätze diesmal nicht das Geringste zu tun. Trotz der wirren Startphase verbesserte er sich unter dem Strich gerade einmal um eine einzige Position. Sein Lotus schien während des Rennens außerstande, das hohe Tempo der Spitzenautos mitgehen zu können. Dessen ungeachtet hütete sich der Routinier einmal mehr, einen Fehler zu begehen. Klug und mit kühlem Kopf hielt er sich aus sämtlichen Scharmützeln heraus und lies sich somit immerhin drei WM-Punkte vermerken. Er bleibt in Tuchfühlung zum Titel.
Nico Hülkenberg: Glücklich zeigte sich der GP2-Champion des Jahres 2009, als er nach Rennen auf der Monsterstrecke von Suzuka der Presse gegenübertrat. In Form von Rang sieben hatte er die Erwartungen seines Chefs Vijay Mallya neuerlich erfüllt. Weiterhin macht der Deutsche mit konstanten und fehlerlosen Leistungen im nur mittelmäßig schnellen Force-India-Boliden auf sich aufmerksam. Unauffällig sammelt er von Mal zu Mal wertvolle WM-Zähler für die Inder.
Pastor Maldonado: Eine Überraschung, die eigentlich keine sein sollte: Pastor Maldonado hat WM-Punkte sammeln können. Erstmalig seit seinem Triumph beim Großen Preis von Spanien schaffte es der 27-jährige Venezolaner, einen Platz unter den besten Zehn zu manifestieren. Als Achter gestartet, als Achter abgewinkt, holte diesmal er die Williams-Kohlen aus dem Feuer - Senna lief lediglich auf Position 14 ein. Darüber hinaus konnte er gegen Rennende gar mit einer Reihe überaus guter Rundenzeiten glänzen. Von einer Glanzleistung à la Barcelona war er allerdings neuerlich um Welten entfernt.
Mark Webber: Äußerst angefressen bezeichnete der kantige Australier Romain Grosjean als einen "first-lap nutcase", einen "Irren erster Runden", als dieser ihn unmittelbar nach dem Start von der Piste gekegelt hatte. Webbers Sonntag war fortan gelaufen; auf die Zähne biss er aber dennoch: Schlussendlich stand die neunte Gesamtposition zu Buche. Kaufen kann er sich dafür womöglich nicht viel, doch zumindest in der Gesamtwertung der Konstrukteure profitiert Red Bull vom unermüdlichen Einsatz Webbers. Mit einer guten Strategie und dem Nutzen der Leistungsmöglichkeiten seines Boliden fuhr er noch einmal zurück unter die besten Zehn.
Daniel Ricciardo: Punkt für Toro Rosso: Daniel Ricciardo belohnte sich und seine Crew für jede Menge harte Arbeit und holte mit dem zehnten Platz immerhin einen Zähler. Dabei sah es ob der durchwachsenen Startpositionen der Scuderia-Bullen anfangs nicht danach aus, als würde es für Ricciardo und Teamkollege Vergne besonders weit nach vorne gehen. Ricciardo nutzte allerdings geschickt die zahlreichen Zwischenfälle des Rennens und arbeitete sich auf diesem Wege durch das Mittelfeld. Kurz vor Ablauf der Uhr musste er sich gar noch dem Rekordweltmeister Michael Schumacher erwehren. Dies machte er jedoch bravourös und holte sich so jede Menge Lob von Team sowie Beobachtern ab.
Michael Schumacher: Für den Kerpener gab's somit nur Blech. Geschlagen wurde er allerdings nicht nur von Ricciardo, sondern vor allem von seinem Gefährt. Zum wiederholten Male gelang es Mercedes nicht, seinen Piloten ein Auto bereitzustellen, dass sicher unter die besten Zehn hätte fahren können. Schumacher selbst lieferte aber dennoch eine passable Leistung ab: Von der 23. Startposition gekommen, machte er immerhin zehn Plätze gut. Summa summarum musste er allerdings ein weiteres Wochenende verbuchen, dass nicht nach seinem Geschmack gelaufen sein dürfte.
Paul di Resta: Vom Start bis zur Zieldurchfahrt lief es beim Schotten alles andere als rund. Schon beim Losfahren sorgten Kupplungsprobleme dafür, dass er einige Positionen verlor. Im weiteren Verlaufe des Nachtmittags tat er sich sichtlich schwer, diese wieder aufzuholen. Sein Force-India-Bolide schien nicht derart optimal auf die schwierige Piste von Suzuka angepasst zu sein, wie jener von Stallkumpane Nico Hülkenberg. Dementsprechend schaffte er es nur auf den zwölften Rang - reist er mit einer Nullnummer im Rücken gen Südkorea.
Jean-Éric Vergne: Der Franzose erwischte einen guten Start, doch sein Rennen hätte durchaus erfolgreicher verlaufen können; hinter Heikki Kovalainen verlor er zu Beginn jede Menge Zeit. Hinzu kam der Ausrutscher von Rosberg: Der Mercedes-Pilot driftete direkt in Schussbahn Vergnes, woraufhin letzterer ausweichen und abbremsen musste. Dabei zogen alle anderen Autos an ihm vorbei. Ähnlich Ricciardo legte er anschließend aber eine gute Performance hin und manövrierte sich so noch auf Gesamtposition 13 nach vorne.
Bruno Senna: Dem Brasilianer schient das Pech an den Reifen zu kleben. Abermals wurden die Bemühungen des Neffen Ayrton Sennas nicht belohnt - Rang 14 für Bruno. Neben einem Zwischenfall mit Jean-Éric Vergne war das große Problem bei Williams beziehungsweise Senna die Temperatur in den Vorderreifen. Diese seit konstant zu niedrig gewesen, was ein permanentes Untersteuern zur Folge gehabt habe. Bereits im gestrigen Qualifying beklagten die britischen Techniker dasselbe Problem.
Heikki Kovalainen: Rang 15 für den Finnen: Mehr war nicht möglich. Dankend nahm der Anwärter auf ein Mittelfeld-Cockpit die Geschenke der Gegner an, doch aus eigener Kraft war man bei Caterham neuerlich nicht nahe genug an der Konkurrenz dran. Kovalainen erfüllte indessen aber wieder sein soll: Er lies sämtliche Gegner der neueren Teams hinter sich.
Timo Glock: Der Marussia-Pilot freute sich im Anschluss an das Rennen über die gute Pace seines Wagens, immerhin konnte er Caterham-Kokurrent Vitaly Petrov hinter sich behalten. Feststellen musste er allerdings einmal mehr den großen Nachteil, nicht mit dem Energierückgewinnungssystem KERS bewaffnet zu sein. Dazu beklagte der Mann aus dem Odenwald, zum wiederholten Male fünf bis sechs Zehntelsekunden pro Runde im ersten Stint verloren zu haben. Was dies bedingt, wolle man nun herausfinden.
Vitaly Petrov: Ärger beim Russen: Nicht nur, dass ihn sein Stallkumpane geschlagen hat, auch ein Marussia-Renner landete vor ihm. Lob gab es hingegen für die Pneus, die sich nach Aussage beider Caterham-Fahrer gut verhalten hätten. Petrov musste im weiteren Verlaufe des Rennen den einen Defekt an seinem KERS beklagen; dieser hat ihm einiges an Zeit gekostet.
Pedro de la Rosa: Business as usual bei HRT: Neuerlich bildete das Team das Schlusslicht des Feldes, obwohl de la Rosa nur zirka sechs Sekunden Rückstand auf seinen Vordermann hatte. Der Spanier verlebte ein weitestgehend ereignisloses Rennen und lies sich letzten Endes die Position 18 notieren.
Romain Grosjean: Mittlerweile schon beinahe traditionell bekleckerte sich der Genfer auch beim Start des Suzuka-Rennens mit jeder Menge Rempel-Ruhm. Diesmal das Opfer: Mark Webber. Nachdem Grosjean bereits für Monza aufgrund gefährlicher Fahrweise gesperrt wurde, könnte es neuerlich Ärger für den Franzosen geben. Zwar nahm er das Rennen nach einer Stop-and-go-Strafe wieder auf, doch kurz vor Schluss holte die Crew seinen Wagen in die Box - vermutlich aus taktischen Gründen.
Sergio Pérez: Gut angefangen, abrupt aufgehört: Der zukünftige McLaren-Starter legte anfangs eine vielversprechende Leistung auf den Asphalt von Suzuka. Als er jedoch etwas übermotiviert Kimi Räikkönen attackierte, schmiss er seinen Sauber ins Kiesbett. Der Mexikaner konnte sich nicht mehr auf die Piste zurückbugsieren und schied somit verfrüht aus. Ärgerlich für Sauber, denn Pérez lag wie sein Teamkollege Kobayashi auf Punktekurs.
Narain Karthikeyan: Ende in Runde 32: Nach anfänglich durchaus passabler Fahrt beendete Karthikeyan das Rennen vorzeitig, und zwar aus Sicherheitsgründen. Was das Problem war, ist bislang noch nicht geklärt.
Charles Pic: Ebenfalls aufgeben musste Charles Pic. Ein Problem mit dem Motor zwang die Marussia-Crew dazu, verfrüht das Handtuch zu werfen. So habe die Maschine bedenklich viel Luft gezogen. Um zu vermeiden, dass der Motor gänzlich kaputtgeht, stellte Pic den Wagen ab. Wenngleich er nicht lange mittun konnte, habe er seine ersten Erfahrungen auf dieser technisch sehr anspruchsvollen Strecke genossen.
Fernando Alonso: Pech für den Punktehamster: Alonso ist durch seinen Ausfall und den Sieg Sebastian Vettels in Suzuka wieder unter Druck in der Gesamtwertung. Der Heppenheimer liegt nun lediglich vier Punkte hinter dem Spanier, der aufgrund einer Berührung am Start mit dem Auto von Kimi Räikkönen ausschied.
Nico Rosberg: Frust schob auch Nico Rosberg. Der China-Gewinner kam ebenfalls nicht über Runde eins hinaus. Auch er wurde am Start durch die Kollisionen aus dem Rennen gerissen. Sauer war er vor allem auf Grosjean. Nach Meinung Rosbergs sollten die Verantwortlichen noch einmal über das Verhalten des Franzosens nachdenken. Schließlich habe dieser nicht nur sein Rennen zerstört, sondern auch das einiger anderer Piloten.
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