"Lost in Translation", könnte man zu dem Wirbel sagen, den eine Aussage von Felipe Massa in einem Zeitschriften-Interview auslöste. Er hatte auf die wörtliche Frage, ob er nicht Angst habe, bei Ferrari zu einem zweiten Rubens Barrichello zu werden, wörtlich geantwortet: "Bevor ich ein Zweiter werde, höre ich lieber auf." Wobei er dabei offensichtlich eine portugiesische Formulierung wortwörtlich ins Englische übertrug, was dann aber so klag als, hätte er wirklich gemeint, "bevor ich ein zweiter Barrichello werde". Was in Brasilien einen Riesenwirbel auslöste. Massa erklärte dann, unter Mithilfe der Ferrari-Presse-Abteilung, er habe gesagt, "bevor er ein Nummer-2-Fahrer werde..." Aber auch das würde Rubens bei Ferrari ziemlich gut beschreiben...
Bruno Senna absolvierte am Sonntag zwischen Qualifying und Rennen ein paar Runden in einem alten Lotus-Renault von Ayrton Senna aus dem Jahre 1986. Die Veranstalter hatten ihn im Rahmen der verschiedenen Aktionen zum Thema "50 Jahre Ayrton Senna" darum gebeten. Lenkt das nicht ab, so kurz vor dem GP? "Ach nein, kein Problem, das sind doch sogar noch mal ein paar Runden zusätzlich..."
F1-Fahrer werden auf Schritt und Tritt verfolgt und belagert, gerade in Japan. Aber es geht auch anders: Bei der Einreise in Osaka wurde Fernando Alonso kaum beachtet. Er stand mit Ferrari-Rucksack und seiner Freundin im Arm in der Warteschlange und niemand sprach ihn an - da nahm er sich sogar die Zeit, uns aus der Ferne zu winken...
Sebastian Vettel und das Red Bull Team sicherten sich große Sympathien, als sie nach der Quali-Absage geschlossen aus der Garage hervorkamen und in der Boxengasse den tapferen japanischen Fans applaudierten, die geduldig im strömenden Regen ausgeharrt hatten. "Das haben die Leute aber auch verdient, das hier ist ein ganz spezielles Rennen mit einem ganz speziellen Publikum", sagte Vettel.
Mit etwas verstärkter Aufmerksamkeit hatte Bruno Senna in Japan gerechnet - schließlich hatte sein Onkel Ayrton hier außerhalb von Brasilien seine treueste und größte Fangemeinde. "Aber dass es so extrem werden würde, hätte ich nicht gedacht", schüttelte Bruno den Kopf, als er mit Kratzern an den Armen und Filzstiftspuren am Körper ins Fahrerlager kam. "Das war unglaublich, wie die Leute sich auf mich gestürzt haben, ich bekam wirklich fast Angst, dass was passiert, jemandem von denen oder auch mir." Eines wusste Senna danach ganz genau: "Morgen laufe ich nicht mehr runter, da nehme ich mir ein Auto..."
Die Paranoia bei einigen Personen in der Formel 1 ist inzwischen kaum noch zu überbieten: Eine deutsche Auto-Zeitschrift startete ganz harmlos eine Umfrage bei allen Teamchefs und Fahrern - zu den wichtigsten Fragen der Saison: Wer wird Weltmeister? Wer ist der beste Fahrer, wer der beste Teamchef? Wer hat das beste Auto? Und wie schätzen Sie das Comeback von Michael Schumacher ein? Ferrari weigerte sich gleich einmal, mitzumachen - und dann tauchte McLaren-Chef Martin Whitmarsh von sich aus bei Mercedes auf, um mit Norbert Haug und Ross Brawn darüber zu reden, dass er da offensichtlich Bedenken habe... Sogar beim FOTA-Meeting brachte Whitmarsh das Thema auf die Tagesordnung und forderte die Teamchefs auf, die Umfrage zu boykottieren, da sie doch nur dazu diene, Michael Schumacher zu diskreditieren. Haben die Teamchefs nichts Besseres zu tun, als eine Viertelstunde darüber zu diskutieren?
Angesichts sinkenden Zuschauerzahlen in Suzuka starteten die Organisatoren schon im letzten Jahr eine Umfrage, was sich denn die Fans an Qualitätsverbesserung wünschen würden. Interessant, dass da zum Beispiel "reine Damen-Tribünen" herauskamen. Die "Ladies Grandstands" gab es dann tatsächlich dieses Jahr - genauso wie spezielle Tribünen für Hobbyfotografen, die dort mit ihren langen Rohren hantieren konnten, ohne andere Fans zu stören.
Nur einmal am ganzen Wochenende war Mark Webber wirklich schneller als Sebastian Vettel. Als es am Sonntagabend darum ging, aus dem Fahrerlager abzuhauen. Webber sprang sehr bald in einen Helikopter, weil er unbedingt noch einen Abendflieger nach Australien bekommen wollte. Vettel hatte dagegen alle Zeit der Welt - er macht ja zwischen Japan und Korea in Asien Urlaub - als Sieger.
Adrian Sutil hatte am Donnerstag noch seinen Freund Lewis Hamilton zum WM-Favoriten erklärt: "Weil der jetzt gerade zwei Fehler hinter sich hat und keine mehr machen wird." Als Hamilton dann Freitag früh sein Auto ziemlich zerstörte, musste Sutil ein bisschen zurückrudern. "Aber so kenne ich ihn eigentlich gar nicht, dass ihm mehrere Patzer hintereinander passieren. Jetzt nach dem dritten ist aber ganz bestimmt Schluss..."
Es war einfach nicht das Wochenende des Lewis Hamilton. Erst der Unfall im 1. Freien Training, die lange Reparaturpause, die ihn fast das gesamte 2. Training kostete, danach der Getriebewechsel wegen der Nachwirkungen der Singapur-Kollision mit Mark Webber und das neuerliche Getriebeproblem im Rennen. Und dann auch noch das: Während Fernando Alonso bei der Fahrerparade in einem Ferrari und die Red-Bull-Fahrer in Rolls Royces kutschiert wurden, musste er mit einer dreirädrigen Messerschmitt KR175 aus den 50er Jahren Vorlieb nehmen...
Mangels Hauptsponsor bot die Startaustellung in Suzuka ein erstaunliches Bild: Keine Grid Girls, keine Startnummernschilder, keine Flaggen neben den Autos - es sah ein bisschen aus wie bei irgendeinem Provinzrennen der unteren Kategorien. Zumindest was die Girls angeht, könnte Ex-Testfahrer Andre Lotterer, der ja seit einiger Zeit in Japan unterwegs ist, aushelfen: "Ich müsste nächstes Jahr nur meine ganzen Ex-Freundinnen einladen, dann kriegen wir schon 24 zusammen."
Heikki Kovalainen nützte den Samstagabend zu einer zusätzlichen Trainingseinheit in einem japanischen Fitnessstudio - schließlich hatte er ja tagsüber nicht viel zu tun. Besonders faszinierte den Finnen eine japanische Kampfsport-Gruppe. "Vielleicht sollte ich da mitmachen?", fragte er sich. Es war wohl besser, dass er es nicht getan hat...
Timo Glock war schon beim Mittagessen (tolle Sushi und Tempura bei Virgin) klar, dass "das mit dem Qualifying wohl nichts mehr wird". So bemühte er sich auch gar nicht erst, während der ewigen Verschiebungen so zu tun, als könnte da noch was kommen - und stürzte sich lieber mit seinem Teamkollegen Lucas di Grassi in eine aufregende Pokerpartie.
Was tut die Formel 1, wenn sie vom Regen still gelegt wird? Jedenfalls nicht die Füße hochlegen. Stattdessen erschufen die Teams die irrwitzigsten Papierschiffchen - Red Bull bastelte mit Dosen, Mercedes mit Flaschen und Lotus mit Papier. Einen Sieger gab es nicht, aber viel Humor, wie Christian Horner bewies: "Adrian hat sein Boot mit einem flexiblen Unterboden gebaut."
diese Formel 1 Bilderserie