Lewis Hamilton: Eine Spazierfahrt im königlichen Park brachte Hamilton den dritten Saisonsieg ein. Der McLaren-Pilot war absolut unantastbar. Vom Start weg hielt er die Spitze, arbeitete sich zwischenzeitlich an Sergio Perez vorbei, der länger draußen blieb und deshalb vor Hamilton auftauchte, und gewann schließlich kontrolliert. Gemessen an der Überlegenheit von McLaren war dies ein Pflichtsieg. Mit dem Sieg hat sich Lewis Hamilton im WM-Kampf zurückgemeldet. Sein 20. Sieg kommt zu einem guten Zeitpunkt, denn er drohte nach dem Ausfall in Spa, in der Weltmeisterschaft an Boden zu verlieren. Die Frage wird sein, ob McLaren diese Form mit nach Übersee nehmen kann.
Sergio Perez: Wieder gelang dem Mexikaner eine große Überraschung. Zum zweiten Mal wurde der Sauber-Pilot Zweiter. Wieder muss man jedoch sagen, dass wohl mehr gegangen wäre. Diesmal war Sauber im Qualifying zum langsam. Mit einem fünften oder vierten Startplatz anstelle des Zwölften hätte der Reifenflüsterer vermutlich das Rennen gewonnen. Trotzdem war die Rennperformance unglaublich und der erste Sieg könnte mit solchen Leistungen noch in dieser Saison folgen. Die zahlreichen Überholmanöver exerzierte Perez mit einer unheimlichen Abgeklärtheit vor.
Fernando Alonso: Weltmeisterlich. Der Doppelweltmeister hat wieder ein unglaubliches Rennen abgeliefert und sich nach dem katastrophalen Qualifying perfekt zurückgemeldet. Einen Gegner nach dem anderen ließ er in der Anfangsphase stehen. Die perfekte Mischung aus kontrollierter Aggressivität und nötiger Abgebrühtheit hat Alonso schnell bis auf die fünfte Position nach vorne gebracht. Den haarigen Moment in der Wiese im Kampf mit Vettel ließ er schnell hinter sich und überholte den Red Bull später unspektakulär und sauber. Den Platz von Massa bekam er geschenkt; dass er Perez nicht würde halten können, war ihm schnell klar, so dass er hier kein unnötiges Risiko einging. Wieder einmal Note 1.
Felipe Massa: Wieder hat er genau das gemacht, was er machen soll: Einen Platz hinter Alonso ins Ziel fahren. Zu Beginn sah es noch so aus, als könne der Brasilianer endlich sein erstes Podium der Saison holen. Er richtete sich auf P2 ein, musste aber Button dann doch ziehen lassen. Als dann Alonso immer näher kam, war der Speed komplett weg. Er ließ den Teamleader vorbei, fiel danach aber noch weiter zurück und konnte sich nur knapp vor Räikkönen halten. Den konnte er aber hinter sich halten und brachte das Soll fertig, genau hinter Alonso ins Ziel zu kommen. Ein anderer Pilot hätte aber möglicherweise Hamilton attackieren können.
Kimi Räikkönen: Lotus war in Monza nicht siegfähig und Räikkönen hatte keine Chance auf das Podium. Möglicherweise wäre aber gegen den schwächelnden Massa noch etwas gegangen. Im Zweikampf präsentierte er sich sehr stark, gegen Perez zeigte er einen spektakulären Konter am Ausgang der Variante della Roggia. Mit seinem fünften Platz liegt er jetzt auf Rang drei in der WM-Tabelle genau zwischen Hamilton und Vettel. Da nun wieder Strecken folgen, die dem Lotus E20 besser liegen sollten, ist er als Titelkandidat einzustufen, dürfte es dort aber gegen die starken Alonso und Hamilton schwer haben.
Michael Schumacher: Es ging nicht anders: Mercedes musste eine Zwei-Stopp-Strategie wählen. Leider war das Rennen für Schumacher ein kleines bisschen zu kurz; der vierte Rang wäre noch möglich gewesen, denn er hatte aufgrund der frischen Reifen am Ende einen guten Speed. Der 43-jährige hat im teaminternen Duell mittlerweile die Oberhand gewonnen und kommt mit dem aktuellen Mercedes sehr gut zurecht. Im ersten Stint stand er gegen Vettel und Alonso auf verlorenem Posten, was wieder einmal zeigt, dass es Mercedes an Rennspeed fehlt und die Silberpfeile ihre Startpositionen meist nicht halten können. Mit frischen Reifen kämpfte sich der Rekordweltmeister zurück und wurde Sechster.
Nico Rosberg: In Anbetracht seines Starts war der siebte Rang nur zwei Sekunden hinter Michael Schumacher noch ein gutes Ergebnis für den Wiesbadener. In der ersten Runde kam er überhaupt nicht vom Fleck und verlor viele Positionen. Nach und nach kämpfte er sich zurück, musste aber wegen seiner Zwei-Stopp-Strategie viele Autos mehrmals überholen. Das tat er jedoch mit Entschlossenheit und viel mehr war nach der ersten Runde für ihn nicht mehr drin. Die schnellste Runde ist eher darauf zurückzuführen, dass er als letzter gestoppt hat und damit die frischsten Reifen hatte, doch zeigt dies, dass seine Rennpace mit leerem Tank durchaus anständig gewesen ist.
Paul di Resta: Für den Schotten lief das Rennen durchschnittlich. Nach der viertschnellsten Zeit im Qualifying (die aber aufgrund des Getriebewechsels nur für den neunten Startplatz gut war) war die Rennperformance zwar nicht schlecht, doch man hätte nach der Quali-Vorstellung schon etwas mehr erwarten können. Für di Resta lief es auf den mittleren Reifen im ersten Stint schlecht, als die harten drauf kamen und er endlich einen guten Speed fand, war es schon zu spät. Gerade in Anbetracht des zweiten Platzes von Sergio Perez wird die achte Position niemanden bei Force India zufriedenstellen.
Kamui Kobayashi: Wenn der Teamkollege auf Rang zwei fährt und man selber nur Neunter wird, kann man nicht zufrieden sein. Kobayashi stand komplett im Schatten von Perez und konnte den Reifenvorteil seines Sauber C31 nicht nutzen. "Aus irgendwelchen Gründen war ich nicht schnell genug", konstatierte er. Im Gegensatz zu Perez musste der Japaner auf dem weichen Reifen starten, hatte aber im zweiten Abschnitt auf den harten Pneus eher Probleme, als dass er hinten heraus deren Haltbarkeitsvorteil hätte ausspielen können. Ein enttäuschendes Rennen macht sein Pech in Spa-Francorchamps noch ärgerlicher.
Bruno Senna: Mit viel Glück staubte Senna noch einen Punkt ab, weil Daniel Ricciardo in der letzten Kurve vermutlich der Sprit ausging. Doch wieder war es Senna und nicht Maldonado, der für Williams punktete. Dass es überhaupt zu einem Punkt reichte, ist schon erstaunlich, denn Williams war völlig weg von der Pace. Doch es zeigt, dass Bruno Senna an diesem Wochenende das Maximum herausgeholt hat. Damit dürfte er sein Cockpit, das viele noch immer als bedroht ansehen, ein wenig gefestigt haben. Dennoch benötigt er unbedingt mal ein richtiges Top-Resultat. Ob ihm das gelingt, hängt aber vor allem vom Auto ab. Williams muss dafür sorgen, dass die Monza-Pace ein Ausreißer nach unten war.
Pastor Maldonado: Das Positive zuerst, auch wenn es so mancher kaum glauben mag: Maldonado hat es geschafft, ein Rennen ohne Feindberührung hinter sich zu bringen. Dennoch muss man am Ende sagen, dass er enttäuscht sein wird. Er wurde von seinem Teamkollegen, den er in Sachen Speed das ganze Jahr über eigentlich im Griff hatte, besiegt. Am Ende war es zwar nur eine halbe Sekunde, die ihn von Senna und einem Punkt trennte, doch musste er sich geschlagen geben. Durch seine Strafversetzung im Qualifying und keinen überragenden Start war er zu weit zurück, um noch in die Punkteränge vorzufahren. Er wird heilfroh sein, endlich diese Strecke hinter sich zu haben, auf der Williams das schlechteste Rennen der Saison ablieferte.
Daniel Ricciardo: Der Australier war bis zur letzten Kurve der einzige Bulle, der kein Pech zu haben schien. Doch das Red-Bull-Desaster schlug sich dann doch noch auf ihn durch: "Ich gab Gas, um aus der Parabolica heraus zu beschleunigen. Aber es ist nichts passiert", sagte er enttäuscht. Ihm war der Sprit ausgegangen. Bis dahin zeigte er ein tolles Rennen und lieferte sich ein sehenswertes Duell mit Felipe Massa, als dieser gerade gestoppt hatte. Dafür fuhr er Sebastian Vettel vor das Auto, als die Situation unübersichtlich wurde, was vermutlich bei Dr. Helmut Marko nicht gut angekommen sein wird. Doch insgesamt war seine Leistung sehr gut.
Jerome d'Ambrosio: Natürlich durfte man keine Wunder von d'Ambrosio bei dessen ersten Renneinsatz 2012 erwarten. Doch für ein Stammcockpit hat sich nicht empfohlen. Eine derartige Chance bekommt man nur einmal in mehreren Jahren und diese hat er eindeutig nicht genutzt. 45 Sekunden Rückstand auf Kimi Räikkönen sind einfach zu viel, um sich für irgendein Team zu empfehlen. Der Belgier hat nichts falsch gemacht, konnte aber auch keine Glanzlichter setzen. Zu seiner Ehrenrettung muss aber gesagt werden, dass er ein KERS-Problem hatte.
Heikki Kovalainen: Weiterhin fährt Caterham im Niemandsland zwischen den hinteren Mittelfeldteams und den beiden anderen kleinen Teams. Kovalainen hat den Teamkollegen geschlagen und im Rahmen seiner Möglichkeiten das Beste herausgeholt. Groß glänzen kann man im Caterham einfach nicht und der Finne würde sich vermutlich selber wünschen, wieder den Anschluss ans Mittelfeld zu schaffen. Dieses ist jedoch seit der Steigerung von Toro Rosso in weite Ferne gerückt.
Vitaly Petrov: Wieder kam Petrov hinter Kovalainen ins Ziel. Der Finne ist für den Russen einfach nicht zu bezwingen, auch wenn es diesmal äußerst knapp endete. Die völlig zu Recht aufkommenden Gerüchte, dass der Russe 2013 ersetzt werden könnte, scheinen ihn aber nicht zu besseren Leistungen anzustacheln. Sicherlich fährt er nicht schlecht, aber in der derzeitigen Form könnte Petrov durch ein ganzes Dutzend Fahrer ersetzt werden, die vermutlich dieselben Leistungen bringen würden. Da auch die Sponsoren das Interesse verloren zu haben scheinen, wird es eng für Petrov.
Charles Pic: Schon wieder hat Pic seinen erfahreneren Teamkollegen Timo Glock geschlagen, auch wenn bei diesem der Frontflügel beschädigt war. Der Franzose zeigt bei Marussia exzellente Leistungen und hat auch in Monza bewiesen, dass er in die Formel 1 gehört. Viel mehr als er gezeigt hat, war mit dem Marussia nicht drin und wer Timo Glock mehrfach schlägt, ist sicherlich aus dem richtigen Holz geschnitzt. Dass sein Team die Strategie kurzerhand von einem Stopp auf deren zwei änderte, macht seine Performance noch beeindruckender. Für Pic bleibt zu hoffen, dass die Teamchefs ihm mehr Aufmerksamkeit schenken als die meisten Medien.
Timo Glock: Eigentlich will sich Timo Glock, dessen Vertrag mit Marussia Ende 2012 ausläuft, mit guten Leistungen bei stärkeren Teams empfehlen. Doch Charles Pic macht ihm mehr zu schaffen, als ihm wohl lieb sein wird. Glock hatte Pech in der Startrunde, als ihm Vitaly Petrov in Turn 2 ins Auto fuhr und seinen Frontflügel beschädigte. Dadurch musste er früher als geplant an die Box kommen und den Flügel tauschen lassen. Aufgrund des defekten Flügels verlor er in den ersten zu viel an Boden, um noch etwas reißen zu können.
Pedro de la Rosa: Bei seinem 100. Grand Prix konnte Pedro de la Rosa seinen Teamkollegen schlagen, nachdem er im Qualifying die erste Saisonniederlage ausgerechnet beim Jubiläum hinnehmen musste. Er war mit seinem Rennen aber sehr zufrieden, auch wenn es auf dem ersten Reifensatz nicht gut lief. Dennoch gelang es ihm, Karthikeyan zu überholen und den 18. Platz nach Hause zu fahren. Für Singapur hat HRT ein Update angekündigt; man darf gespannt sein, ob das reicht, um Marussia wieder zu attackieren.
Narain Karthikeyan: Der Jubiläums-Höhenflug von de la Rosa ging zu Lasten Karthikeyans, der seinen Teamkollegen im Qualifying erstmals hinter sich lassen konnte. Dass er zurückfiel, war vor allem auf eine Berührung in der ersten Schikane mit einem Kontrahenten zurückzuführen. Das einzige Teil, das in Turn 1 auf der Strecke blieb, stammte vom Frontflügel des Inders. Der Wechsel der Nase beim Boxenstopp warf Karthikeyan wieder hinter de la Rosa zurück, kontern konnte er nicht mehr. Dennoch war er an diesem Wochenende näher am Spanier dran als bei vielen anderen Rennen.
Mark Webber: Ein glanzloses Rennen des Australiers endete mit einem Ausfall. Dieser war die letzte einer ganzen Reihe von Enttäuschungen für Webber an diesem Wochenende. Er kam überhaupt nicht in Tritt und musste Vettel überholen lassen, obwohl dieser bereits eine Durchfahrtsstrafe abgesessen hatte. Möglicherweise ist für Mark Webber heute der WM-Zug abgefahren. Will er noch eine Rolle in der Vergabe um den Titel spielen, müsste er jetzt mehrere Rennen hintereinander gewinnen. Von seiner Form, wie er sie beispielsweise in Silverstone hatte, war der 36-jährige heute meilenweit entfernt.
Nico Hülkenberg: Der 25-jährige aus Emmerich hatte an diesem Wochenende die Seuche gebucht. Nachdem er im Qualifying wegen mangelndem Benzindruck keine Runde fahren konnte und vom letzten Startplatz ins Rennen ging, hatte er in diesem ab dem ersten Meter Bremsprobleme. "Ich hatte ein langes Bremspedal und musste ziemlich kämpfen, hinzu kamen am Ende Vibrationen, so dass es ein Sicherheitsrisiko wurde und wir uns entschlossen haben, zu stoppen", erklärte er den Grund für das Abstellen des Fahrzeugs kurz vor Schluss. Da bleibt nur: Abhaken und nach vorne schauen.
Sebastian Vettel: Der zweite Ausfall der Saison ist für den amtierenden Weltmeister ein herber Rückschlag in der Weltmeisterschaft. Dennoch werden die deutschen Boulevardmedien vermutlich eher die Durchfahrtsstrafe aufbauschen, die Vettel für sein hartes Duell mit Alonso aufgebrummt bekam. Nur so viel dazu: Auch die Redaktion von Motorsport-Magazin.com ist sich uneinig, ob Vettel nun weniger Platz gelassen hat als Alonso im Vorjahr. Die Situation polarisiert, so viel ist klar. Fahrerisch hat Vettel bis dahin ein brillantes Rennen abgeliefert und mit dem auf der Geraden hoffnungslos unterlegenen Red Bull eine fantastische Leistung gezeigt. Trotz der Durchfahrtsstrafe lag er schon wieder vor Mark Webber, als die Lichtmaschine streikte.
Jenson Button: Zweifellos ist Button einer der größten Pechvögel des Italien-GP. Mit einer defekten Benzinpumpe war für den Weltmeister von 2009 nach 31 Runden Schluss. Bis dahin lag er aussichtsreich auf Podiumskurs und hätte sich vermutlich mit Sergio Perez ein schönes Duell um den zweiten Platz liefern können. Die Siegchancen verlor er bereits am Start, als er den zweiten Platz an Felipe Massa verlor und fast den gesamten ersten Stint brauchte, um endlich am Ferrari vorbei zu kommen. Danach standen die Zeichen auf McLaren-Doppelsieg, doch dann musste Button den MP4-27 abstellen.
Jean-Eric Vergne: Neben dem Duell zwischen Vettel und Alonso sorgte Vergne für die zweite Schrecksekunde des Rennens, als ihm bei 340 km/h die hintere Radaufhängung brach und er vom Kerb in der ersten Schikane zum Abheben gezwungen wurde. Er überstand die Seitwärtsflugeinlage unverletzt, beklagte sich aber über Schmerzen im Rücken aufgrund der harten Landung. Sein Ausfall war der Auftakt zum Totaldesaster der Red-Bull-Teams in Monza.
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