Sebastian Vettel: Der Deutsche befindet sich weiter auf Rekordjagd. Auch beim Premieren-Grand-Prix vor den Toren Neu-Delhis trug sich Vettel, nach der starken Pole-Position vom Samstag, am Renntag mit seinem elften Saisontriumph als erster F1-Fahrer in die Indien-Siegerliste ein. Richtig gefährdet war die Führung des Red-Bull-Stars dabei nie. Bereits nach dem Start konnte sich der Heppenheimer absetzen. Einzig und allein bei seinen beiden Boxenstopps verlor er etwas Zeit auf Verfolger Button. Im Ziel betrug der Vorsprung nach einer konzentrierten Fahrt aber dennoch komfortable acht Sekunden. Seinen Start-Ziel-Sieg krönte Vettel im letzten Umlauf überdies noch mit der schnellsten Rennrunde - ein perfekter Abschluss für das nächste blitzsaubere Wochenende.
Jenson Button: Der McLaren-Star steuert in beeindruckender Manier in Richtung Vizetitel. Einmal mehr bewies er seine Qualitäten als erster Verfolger Vettels und brachte sein Auto sicher und gewohnt überlegt auf P2 ins Ziel. Insgesamt verlebte der Brite ein eher ruhiges Rennen. Lediglich in der Anfangsphase musste er sich mit Mark Webber auseinandersetzen, den er, wie auch Fernando Alonso, bereits in der Startphase überholt hatte. Nachdem der Australier an Button jedoch keinen Weg vorbei fand, konnte dieser recht bald sein eigenes Programm abspulen. Vettels Pace war im McLaren zwar einmal mehr nicht drin, vor den Verfolgern von Ferrari musste er sich aber nicht fürchten. Am Ende stand somit ein weiterer klarer Sieg im teaminternen Duell mit Lewis Hamilton zu Buche. Freude wollte trotzdem nicht aufkommen - Button war im Gedenken an die verunglückten Dan Wheldon und Marco Simoncelli mit Trauerflor unterwegs.
Fernando Alonso: Nachdem das Rennwochenende des Spaniers mit den unzähligen Problemen am Freitag noch so schlecht begonnen hatte, wendete sich spätestens am Sonntag alles zum Guten. Zwar stand am Ende einmal mehr die Erkenntnis, dass Ferrari von der Pace Vettels meilenweit entfernt ist - an Alonso liegt das aber wohl kaum, konnte er es obendrein noch mit Webber aufnehmen, den er am Ende mit einer guten Strategie und trotz der verhassten harten Reifen niederrang. Gegen Button war in Indien zwar nichts auszurichten, trotzdem holte der Scuderia-Star wieder einmal das Maximum aus seinem Auto heraus. In der momentanen Form ist Alonso 2012 wieder ein heißer Titelkandidat - vorausgesetzt Ferrari stellt ihm einen besseren Boliden zur Verfügung.
Mark Webber: Wo Mark Webber seine Rennen verliert, weiß man eigentlich gar nicht so genau. Das Endresultat war trotz bester Ausgangslage aber auch in Indien vergleichsweise schwach. Nach der Strafversetzung von Lewis Hamilton konnte Webber das Rennen von Startposition zwei aus aufnehmen - viele Experten erwarteten, dass ihm Teamkollege Vettel an der Spitze dann den Vortritt lassen würde, um dem 35-Jährigen in Sachen Vizetitel unter die Arme zu greifen. Die Vorzeichen für einen ersten Webber-Sieg 2011 standen also gar nicht so schlecht und wurden dennoch bereits in der ersten Runde wieder vom Tisch gewischt. Nachdem sich Button zwischen ihm und Vettel eingereiht hatte und der Red-Bull-Star mit ängstlich wirkender Linienwahl mit seinen Überholversuchen scheiterte, ging es später im Rennen auf Grund der schlechteren Boxenstrategie auch noch hinter Alonso zurück. Da halfen auch viele schnelle Zeiten und eine gute Performance in den Schlussrunden nichts mehr.
Michael Schumacher: Der Rekordweltmeister zeigte in Greater Noida eine starke Vorstellung und fuhr vom elften Startrang auf den fünften Platz im Ziel vor. Bereits nach wenigen Metern lag Schumacher direkt hinter Teamkollege Nico Rosberg auf P8. Dort blieb er auch eine ganze Zeit lang und schonte seine Reifen. Beim zweiten und letzten Stopp zahlte sich das dann aus. Der Kerpener blieb fünf Runden länger auf der Strecke als sein jüngerer Kontrahent und konnte so den Sprung vorbei schaffen. Da sich in der Zwischenzeit auch Massa und Hamilton aus der Spitzengruppe verabschiedet hatten, konnte Schumacher am Ende eine gute Punkteausbeute von der Indien-Premiere mitnehmen.
Nico Rosberg: Der Wiesbadener war mit seinem Rennen ob der spät an Stallgefährte Schumacher verlorenen Position nicht vollends zufrieden. Was hilft die starke Qualifying-Performance, wenn im Grand Prix auf Grund der verschiedenen Strategien aller Vorteil nichtig ist, dachte sich wohl auch Rosberg. Am Start hatte der Mercedes-Star seine Position noch gehalten und fuhr danach die gleichen Zeiten wie Schumacher. Der letzte Boxenstopp des Wahl-Monegassen lief allerdings nicht so perfekt ab - zusammen mit dem Zeitverlust, den er einbüßte, weil Schumacher länger auf den weichen Reifen fahren konnte, war das zu viel, um seine Position zu halten. Im letzten Stint konnte er die Zeiten des Teamkollegen auf den harten und im Vergleich schon älteren Pneus nicht mehr ganz mitgehen. P6 war am Ende ansehnlich - aber in Indien hatte der Silberpfeil-Pilot eben nur die zweitbeste Strategie.
Lewis Hamilton: Dem Briten fehlt zur Zeit die Leichtigkeit. Nachdem Hamilton mittlerweile damit angefangen hat, Fehler einzuräumen - vor Monaten noch undenkbar - hatten die neutralen Beobachter eigentlich auch eine stark damit zusammenhängende Verbesserung des McLaren-Stars erwartet. In Indien war jedoch das Gegenteil der Fall. Mit dem unachtsamen Ignorieren gelber Flaggen im Training, machte sich Hamilton auf Grund der folgenden Rückversetzung in der Startaufstellung bereits früh seine Siegchancen in Indien zunichte. Somit stand statt dem zweiten Rang, am Ende nur Startplatz fünf zu Buche. Dass er im Rennen dann hinter Felipe Massa zurückfiel, ließ bei vielen Zuschauer bereits früh eine gewisse Vorahnung aufkommen - es kam, wie es kommen musste: Die beiden Streithähne gerieten erneut aneinander. Hamiltons Rolle ist dabei einmal mehr mit einem äußerst optimistischen Überholverhalten beschrieben. Dass er keine Strafe dafür bekam, verwunderte ihn nach dem Rennen sogar selbst. Der im Anschluss an die Kollision anstehende Wechsel des Frontflügels hatte sein Rennen aber ohnehin schon genug ruiniert. P7 war daher das schwache Endergebnis.
Jaime Alguersuari: Den Grundstein für die nächste tolle Punktefahrt, legte der sich in den letzten Wochen in starker Form präsentierende Spanier, bereits mit dem Einzug in Q3 am Samstag. Auch wenn er am Start hinter Bruno Senna zurückfiel, war die Pace des Autos besser, als die der unmittelbaren Konkurrenz. Der Brasilianer war somit schnell wieder leichte Beute und unter dem Strich galt das auch für Adrian Sutil. Den nach seinem Malheur weit zurückgefallenen Hamilton, konnte Alguersuari zwar nicht lange aufhalten - Toro Rosso gab in Indien unter den Mittelfeldteams aber erneut den Ton an und holte in der WM-Wertung gut auf. Für ein spannendes Finale dürfte somit gesorgt sein.
Adrian Sutil: Mit Platz neun machte der Deutsche die Heimpremiere seines Foce-India-Teams doch noch zu einem gelungenen Auftritt. Zwar hatte sich Teamchef Vijay Mallya vorab ein Podium erhofft, doch die Formel 1 ist eben kein Wunschkonzert. Immerhin sicherte man im Kampf um den wichtigen sechsten Platz in der Team-WM weitere wertvolle Punkte und konnte auch im Vergleich zu Verfolger Sauber wieder einen Zähler Vorsprung hinzugewinnen. Zur Belohnung gab es für Sutil vor dem begeisterten Publikum dann auch noch ein Treffen mit Bollywood-Legende Shah Rukh Khan, der mit einem Filmplakat auf der Fahrzeugnase des Force India für sein aktuelles Kinoabenteuer warb.
Sergio Perez: Der Mexikaner machte im Rennen noch das Beste aus seiner Strafversetzung für das Missachten gelber Flaggen am Freitag. Mit einem ganz frühen ersten Boxenstopp entledigte er sich der Pflicht, abermals auf der harten Reifenmischung fahren zu müssen. So gelang eine starke Aufholjagd, die schlussendlich immerhin in einem Punktgewinn mündete - möglicherweie auch auf Grund göttlicher Hilfe durch einen einheimischen Guru, der vor dem Rennen die Sauber-Boliden gesegnet hatte.
Vitaly Petrov: Den Russen traf bei der Indien-Premiere die Strafversetzung, die er sich für die Kollision mit Michael Schumacher in Korea eingehandelt hatte, hart. Sein Rennen war über weite Teile genauso unspektakulär, wie der langsame und beschwerliche Weg nach vorne mühsam. Für einen Aufreger sorgte Petrov zu Rennmitte mit einem ganz wilden Quersteher, den er allerdings mit beeindruckender Fahrzeugbeherrschung wieder abfangen konnte. Am Schluss wurde es dann noch einmal knapp mit Perez, die Punkte blieben dem engagierten Lotus-Renault-Piloten letztendlich aber verwehrt.
Bruno Senna: Lange Zeit sah Senna, der sich zwischenzeitlich sogar vor den Toro-Rosso-Piloten positioniert hatte, wie ein Punktekandidat aus - aufmerksame Beobachter hatten jedoch erkannt, dass dem Brasilianer bis kurz vor Rennende der Einsatz der harten Reifenmischung fehlte. Die Folge war ein kurzer Splash-and-Dash-Stopp zwei Runden vor Schluss. Senna fiel dadurch noch auf P12 zurück - erneut keine WM-Zähler für den 28-Jährigen.
Paul di Resta: Der riskante Start auf den harten Reifen war mit der Hoffnung auf eine frühe Safety-Car-Phase verbunden - diese blieb jedoch aus. Daraus resultierte eine missglückte Drei-Stopp-Strategie, die definitiv nicht aufging. Das Team setzte in Sachen Taktik voll auf Sicherheit, um beim so wichtigen Heimspiel wenigstens einen Boliden fix in die Punkteränge zu bringen. Der Leidtragende war: Paul di Resta.
Heikki Kovalainen: Der Finne hatte einen guten Start und konnte sich im weiteren Rennverlauf sogar kurzzeitig auf P10 vorschieben. Auf weichen Reifen und mit dem immer leerer werdenden Tank waren zur großen Freude bei Team Lotus sogar teilweise die Rundenzeiten von Kontrahent Senna drin. Auf den harten Reifen ließ die Performance dann jedoch nach. Alles in allem ein gutes Wochenende für den Finnen, der lediglich zu bemängeln hatte, dass das Verhalten der Konkurrenz von HRT unter geschwnkten blauen Flaggen ärgerlich gewesen sei.
Rubens Barrichello: Der Routinier war gleich in der ersten Kurve in die Startkollision verwickelt und fuhr dabei zu allem Überfluss auch noch seinem Teamkollegen Pastor Maldonado ins Heck. Dabei beschädigte er sich seinen Frontflügel, wodurch sein Rennen eigentlich schon ruiniert war. Das Team änderte dann die Strategie, um nur noch einen weiteren Stopp machen zu müssen. Punkte waren so aber trotzdem nicht mehr drin.
Jerome d'Ambrosio: Mit der Strategie machte der Belgier in Indien alles richtig - in Bezug auf die nicht vorhandene Pace seines schwachen Virgin half das aber auch nichts. Ebenso hatte der Rookie Probleme im Umgang mit den Reifen. Dass er am Ende trotzdem beide HRT und einen Lotus schlagen konnte, war somit eine starke Leistung.
Narain Karthikeyan: Der stolze Inder zeigte beim Heimspiel seine bisher wohl beste Performance in der Formel 1. Nach einem starken Start leistete er sich im maßlos unterlegenen HRT keine eigenen Fehler und konnte mit einer konzentrierten Fahrt sogar seinen talentierten Teamkollegen Daniel Ricciardo hinter sich lassen. Eine tolle Leistung vom Lokalmatador, der mit P17 seinen Einsatz bei der Heimpremiere absolut rechtfertigte.
Daniel Ricciardo: Der Red-Bull-Rookie hatte in Indien nicht gerade sein stärkstes Wochenende. Im Rennen lief es bereits am Start nicht gut. Einem leichten Formanstieg zu Rennmitte, folgten dann erneute Probleme im zweiten Stint. Der Australier berichtete nach dem Rennen von einem komischen Gefühl an der Front des Autos. Die 30 Sekunden Rückstand auf Teamkollege Karthikeyan sahen im Ziel aber trotzdem nicht besonders gut aus.
Jarno Trulli: Der Italiener erlebte in Greater Noida kein gutes Rennen. Zuerst hatte er noch einen guten Start - bereits in der zweiten Kurve drehte ihn jedoch ein HRT um. Dabei zog er sich einen Reifenschaden zu. Der lange Weg zurück an die Box kostete dementsprechend viel Zeit. Da sich der Routinier bei dem Crash auch den Unterboden beschädigt hatte, klagte er im restlichen Rennen über Balance-Probleme. An eine Aufholjagd war so nicht mehr zu denken.
Felipe Massa: Kein gutes Wochenende für den Brasilianer. Nach dem Crash im Zeittraining schob sich der Ferrari-Pilot nach dem Start auf P5 vor. Dann kam von hinten jedoch einmal mehr Lewis Hamilton. Dass Massa für die am ehesten als Rennunfall zu beurteilende Kollision mit dem McLaren-Piloten eine Strafe kassierte, war viel zu hart und eine überzogene Maßnahme der Rennleitung. Ferrari versuchte danach zu retten, was zu retten war - Aufsehen erregte der Scuderia-Pilot in der Folge auch mit einem sehr flexiblen Frontflügel, der im Windschatten der Konkurrenten flatterte und Funken sprühen ließ. Bei seinem Ausscheiden in Runde 34 half das jedoch auch nichts mehr - wie bereits im Qualifying, war Massa zu hart über die Kerbs geräubert und hatte sich die Aufhängung zerstört. Klarer Fahrfehler des Brasilianers.
Sebastien Buemi: Der Schweizer hatte das Glück vor den Toren Neu-Delhis nicht gerade auf seiner Seite. Zwar freute er sich über den erneuten Formanstieg seines Teams in Indien - in Punkte konnte er diesen jedoch nicht ummünzen. Bereits innerhalb der Top-8 liegend, zwang ihn ein Motorschaden zur vorzeitigen Aufgabe.
Pastor Maldonado: Der Rookie freute sich zu Beginn über eine starke Pace und auch die Reifen an seinem Boliden arbeiteten gut. Bereits in der 14. Runde schied der unglückliche Williams-Pilot dann jedoch mit einem Getriebeschaden aus. Die genaue Ursache des Problems sei bis dato noch unbekannt.
Timo Glock: Auf Grund fliegender Teile, bremste der Deutsche in der ersten Kurve nach dem Start früh. Dann zog jedoch der Sauber von Kamui Kobayashi auf seine Linie und Glock konnte nicht mehr ausweichen. Nach der Kollision der beiden Kontrahenten war der Frontflügel des Hessen beschädigt. Beim anschließenden Stopp konnte dann auch ein Rad nicht mehr ordnungsgemäß befestigt werden, da die ganze linke Fahrzeugseite zerstört war. So machte es keinen Sinn mehr weiterzufahren und Glock musste früh aufgeben.
Kamui Kobayashi: Der Japaner wurde bereits am Start von Timo Glock getroffen. Dabei wurde sein Kühler beschädigt. Auf Grund des anschließenden Ölverlusts, einem Feuer im Heckbereich und starker Rauchentwicklung, blieb ihm nichts anderes übrig, als den C30 bereits nach zwei Kurven wieder abzustellen. Für den Japaner war der enttäuschende Auftritt in Indien bereits das siebte Rennen ohne Punkte in Folge.
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