Frederic Vasseur tritt am 9. Jänner 2023 die Nachfolge von Mattia Binotto an. Klares Ziel: Der erste Weltmeistertitel seit 2007. Viel Erfahrung sammelte der 54-Jährige bereits bei Renault und ab 2017 als Teamchef und Geschäftsführer bei Sauber. Offizieller Jobtitel bei seinem neuen Arbeitsgeber Ferrari: Teamchef und 'General Manager'.
Gründer Enzo Ferrari war der erste Teamchef seiner Scuderia. Jahrzehntelang zog er die Fäden in Maranello und baute sowohl die F1-Mannschaft als auch die Mythosmarke Ferrari auf. Bis Ende der Sechzigerjahre führte er fünf Fahrer (Ascari, Fangio, Hawthorne, Phil Hill und Surtees) zu sechs WM-Titeln und seine Scuderia zum Gewinn der Konstrukteurs-WM 1961 und 1964.
Anfang der Siebzigerjahre stieg der Fiat-Konzern bei Ferrari ein und Enzo begann die operativen sportlichen Belange allmählich abzutreten. Die wichtigen strategischen Entscheidungen traf er freilich bis zu seinem Tod im August 1988 höchstpersönlich.
Ab 1973 schon im Team involviert, wurde Luca di Montezemolo 1974 offiziell Sportdirektor bei Ferrari. Der Italiener verpflichtete Clay Regazzoni sowie Niki Lauda und Ferrari war nach harten Jahren wieder zurück in der Weltspitze. 1975 holte die Scuderia beide WM-Titel und Montezemolo wurde innerhalb des Fiat-Konzerns zum Chef aller Motorsport-Aktivitäten befördert.
Den Posten von Montezemolo übernahm 1976 Daniele Audetto. Aufgrund von Laudas Feuerunfall am Nürburgring verlor Ferrari zwar die Fahrer-WM, verteidigte aber den Titel bei den Konstrukteuren.
1977 übernahm Roberto Nosetto am Kommandostand, Audetto blieb als Teammanager. Trotz beider WM-Titel in diesem Jahr mussten beide mit Saisonende ihre Posten räumen, da sie in den Augen Enzo Ferraris nicht die richtige Besetzung waren.
1978 übernahm der erst 25-jährige Marco Piccinini, der als Quereinsteiger aus dem Bankenwesen in die Formel 1 kam. Piccinini wurde Enzo Ferraris rechte Hand und blieb bis zu dessen Tod 1988 in seiner Position. Trotz der langen Amtszeit fallen nur eine Fahrer-WM (Scheckter 1979) und drei Konstrukteurs-Titel (1979, '82 und '83) in diese Periode.
Mit dem Tod Ferraris versank die sportlich ohnehin im Hintertreffen befindliche Scuderia allmählich im Chaos. Fiat übernahm einen Großteil der Anteile und setzte 1989 Cesare Fiorio als neuen Teamchef ein. Ab 1990 rieb sich der Italiener in einem Machtkampf mit Alain Prost auf und musste im Juni 1991 gehen.
Nach Fiorios Ausscheiden versuchte es Ferrari mit einem Triumvirat an der Spitze, dem neben Piero Lardi Ferrari und Claudio Lombardi auch wieder Piccinini angehörte. Nach einer sieglosen Saison erfolgt allerdings ein erneuter personeller Kahlschlag, dem auch Starfahrer Prost zum Opfer fiel.
1992 wurde Luca di Montezemolo zum Ferrari-Präsidenten und ernannte Sante Ghedini zum Teamchef der F1-Mannschaft. Der Erfolg blieb aber aus und nach nur einem Jahr wurde Ghedini wieder entlassen.
Nach vielen chaotischen Jahren wurde es ab 1993 endlich ruhiger. Montezemolo verpflichtete Jean Todt. Der Franzose hatte sich seit Anfang der Achtzigerjahre als Peugeot-Sportchef in der WRC, bei der Rallye Dakar und in Le Mans einen Namen gemacht. Als sein Wunsch nach einem F1-Einstieg bei den Bossen des französischen Herstellers auf taube Ohren stieß, unterschrieb er bei Ferrari.
Kontinuierlich führte Todt Ferrari zurück an die Spitze. 1994 gab es nach über drei Jahren Wartezeit in Hockenheim durch Gerhard Berger endlich den ersten Sieg. 1996 gelang Todt sein erstes Meisterstück, als er Doppelweltmeister Michael Schumacher unter Vertrag nahm.
Weitere personelle Aufrüstung (u.a. Ross Brawn) folgte und bis zum Millennium war Ferrari wieder der tonangebende Rennstall. 1999 gewann die Scuderia die Konstrukteurs-WM, in den fünf Folgejahren räumten Ferrari und Schumacher fünf Mal das Double ab.
Mit einem weiteren Double 2007 unter Kimi Räikkönen und Felipe Massa übergab Todt nach 15 Jahren den Ferrari-Kommandostand wieder an einen Italiener: Stefano Domenicali. Dieser durfte zwar die Konstrukteurs-WM 2008 bejubeln, doch nach dem Regelumbruch 2009 ging es mit der Scuderia bergab.
Domenicali holte 2010 Fernando Alonso, der dreimal Vizeweltmeister wurde. In der Team-Wertung reichte es seither dreimal zu Rang drei und einmal zum zweiten Platz.
2014 ersetzte Luca di Montezemolo nach drei Rennen ohne Podiumsplatz Domenicali durch Marco Mattiacci. Der Italiener kommt aus dem Wirtschaftsflügel und leitete unter anderem Ferrari Nordamerika.
Marco Mattiacci kam, sah und musste wieder gehen. Nach nur acht Monaten war Schluss für ihn. Sergio Marchionne installierte stattdessen Marlboro-Mann Maurizio Arrivabene an der Spitze des Teams.
Maurizio Arrivabene hielt sich mit einer Amtszeit von 2014-2019 länger als sein Vorgänger, brachte aber auch nicht den erhofften Weltmeistertitel nach Maranello. Mit Sebastian Vettel kämpfte Ferrari 2017 und 2018 gegen Mercedes, scheiterte aber an Technik, Fahrfehlern und sich selbst. Wie Kimi Räikkönen musste Arrivabene das Team 2019 verlassen.
Mit Mattia Binotto folgte ein Revolutionär mit großen Plänen. Der ehemalige technische Direktor baute Ferrari grundlegend um. Mit Erfolg: 2020 noch Sechster in der WM, ging es kontinuierlich nach vorn. 2021 P3, 2022 im Titelkampf mit Red Bull. Zweiter in Fahrer- und Konstrukteurs-WM. Nicht genug, am Ende der Saison warf der in der Schweiz geborene Italiener das Handtuch.
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