Nach seiner Vertragsverlängerung 2021 startete Sebastian Vettel auch 2022 noch einmal für Aston Martin, in Abu Dhabi wird aber nun endgültig Schluss sein. Die Briten waren das fünfte Team, bei dem der vierfache Weltmeister in der Formel 1 unter Vertrag stand. Motorsport-Magazin.com blickt zurück auf alle Karriere-Stationen des Heppenheimers in der Formel 1.
Sein Debüt gab Vettel als 2006 als Testfahrer. Bei den letzten fünf Rennen der Saison fuhr er jeweils im Freien Training für das BMW Sauber Team. Den ersten Einsatz absolvierte er im Alter von 19 Jahren in Istanbul.
In die Saison 2007 startete Vettel erneut als Testfahrer für das Team. Er erhielt Trainingseinsätze beim Saisonauftakt in Australien und in Malaysia.
In Indianapolis schlug dann seine große Stunde: Als Ersatz für den in Kanada schwer verunfallten Robert Kubica ging Vettel in sein erstes Formel-1-Rennen. Er machte seine Sache mehr als gut und holte als Achter gleich einen Punkt.
Drei Rennen später saß Vettel wieder im Cockpit, allerdings in jenem von Toro Rosso. Das Team hatte sich zuvor von Scott Speed getrennt. Für den Heppenheimer war es eine Heimkehr, nachdem er bereits in seiner Jugend durch Red Bull unterstützt worden war.
Bei regnerischen Bedingungen in Fuji lag Vettel auf Podestkurs, als er mit Mark Webber kollidierte und ausschied. Das darauffolgende Rennen in Schanghai beendete er als Vierter und fuhr erstmals mit Toro Rosso in die Punkte.
Der Sieg im Italien GP 2008 überstrahlte allerdings seine bisherigen Leistungen. Im Regen fuhr er von der Pole Position einen souveränen Erfolg ein.
2009 ging es zum A-Team von Red Bull und Vettel sicherte den Bullen im strömenden Regen von China den ersten Sieg. Danach folgten drei weitere Erfolge, doch den WM-Titel musste er Jenson Button vom Sensationsteam Brawn GP überlassen.
2010 kämpfte Vettel mit Red Bull Racing erneut um die WM. Die Entscheidung fiel beim Finale in Abu Dhabi. Der Heppenheimer siegte, während Alonso lange hinter Renault-Fahrer Vitaly Petrov feststeckte und somit seine WM-Führung abgeben musste.
Vettel wurde im Alter von 23 Jahren jüngster Formel-1-Weltmeister.
Im darauffolgenden Jahr erlebte die Formel 1 eine Vettel-Dominanz. In 19 Rennen fuhr der Red-Bull-Fahrer 17 Mal auf das Podest. Elf Mal stand er ganz oben auf dem Podest.
Jenson Button, der Vizeweltmeister wurde, war hinter Vettel weit abgeschlagen. Der sicherte sich in Japan, vier Rennen vor dem Saisonende, vorzeitig den Titel.
In der Formel-1-Saison 2012 war das WM-Duell wieder spannender. Wie zwei Jahre zuvor kämpfte Vettel gegen Alonso. Vettel hatte zwar fünf Siege eingefahren und damit zwei mehr als Alonso, doch der Ferrari-Fahrer punktete konstanter.
Erneut kam es zum Showdown beim Finale. In der Anfangsphase drehte sich Vettel und musste danach eine Aufholjagd starten. Platz sechs reichte ihm, um den dritten Titel hintereinander zu feiern.
Wie in den Jahren zuvor folgte 2013 auf ein spannendes WM-Duell wieder eine deutliche Entscheidung zugunsten Vettels. In den letzten neun Rennen war er nicht zu schlagen. Beim Japan GP gewann Vettel seinen vorerst letzten Titel. Nach dem Rennen in Suzuka standen noch vier weitere Rennen auf dem Programm.
2014 war die Dominanz von Sebastian Vettel und Red Bull gebrochen. Unter dem neuen Motorenreglement geriet der Rennstall mit seinen Renault-Motoren ins Hintertreffen. Daniel Ricciardo war Vettels neuer Teamkollege, der anders als der Deutsche mehrfach siegte.
Unter diesen Voraussetzungen entschied sich Vettel, Red Bull am Ende des Jahres zu verlassen und bei Ferrari eine neue Herausforderung zu suchen.
In den ersten Jahren wirkte die Partnerschaft harmonisch. Vettel hatte mit Kimi Räikkönen einen Teamkollegen, mit dem er sich bis heute gut versteht.
2015 fuhr Vettel beim ersten Rennen in Rot Vettel auf das Podest, zwei Wochen später siegte er erstmals für die Scuderia. Das Jahr beendete er mit drei Siegen als Dritter hinter den beiden Mercedes-Fahrern und hatte Räikkönen deutlich im Griff.
2016 blieben weitere Siege aus. In der Gesamtwertung wurde er zudem von seinem ehemaligen Teamkollegen Daniel Ricciardo von Platz drei verdrängt.
Mit guten Ergebnissen bei den Auftaktrennen der Saison 2017 war das Vorjahr schnell vergessen. Bis zum Ende der Europa-Rennen führte Vettel sogar die WM-Wertung vor Lewis Hamilton an.
Vettel schied danach zwei Mal aus. Spektakulär war die Kollision mit Räikkönen und Max Verstappen beim Start zum Singapur GP. Hamilton punktete in den letzten Rennen konstant und gewann die WM. Vettel wurde Vize-Champion.
Auch 2018 begegneten sich Vettel und Hamilton zunächst auf Augenhöhe. Der selbstverschuldete Ausfall des Ferrari-Fahrers beim Heimrennen auf dem Hockenheimring war der Wendepunkt. In den Augen vieler Beobachter ist dies auch der Zeitpunkt, an dem die Beziehung zu Ferrari zu bröckeln begann.
Vettel rutschte beim Deutschland GP in Führung liegend ins Aus. Die Scuderia hatte ihn zuvor mit der Strategie benachteiligt und so unter Druck im Duell mit Hamilton gesetzt. Nach seinem Ausfall suchte Vettel nicht etwas beim eigenen Team Trost, sondern bei einem Gegner.
In der Pressemitteilung nach dem Rennen würdigte der damalige Teamchef Maurizio Arrivabene Vettels Leistung nicht. Er sprach lediglich von einem "großartigen Rennen", das Räikkönen gezeigt habe.
2019 spitzte sich die Situation bei den Roten weiter zu. Mit Charles Leclerc erhielt Vettel einen ambitionierten Teamkollegen. Der Monegasse war bereits in der ersten Saison bei der Scuderia konstanter und sportlich erfolgreicher als Vettel, dem einige Fehler unterliefen.
Nachdem Vettel in Russland eine Teamorder ignoriert hatte, seinen am Start überholten Teamkollegen wieder den Vortritt zu lassen, trat beim Brasilien GP der denkbar ungünstigste Fall ein. Beide Ferrari-Fahrer kollidierten und schieden aus.
Während Leclerc bereits Ende 2019 einen neuen, bis 2024 laufenden Vertrag, erhielt, schuf Ferrari keine Klarheit, was die Zukunft Vettels anbelangte. Im Frühjahr 2020 wurde wieder über vermeintliche Vertragsangebote spekuliert, die der Deutsche abgelehnt habe.
Im Mai folgte der Knall: Ferrari stellte McLaren-Pilot Carlos Sainz als Vettel-Nachfolger vor.
Beim Saisonauftakt in Österreich äußerte sich Vettel erstmals öffentlich. Er sagte, es habe nie ein konkretes Angebot gegeben. Er sei überrascht über die Entscheidung gewesen, im kommenden Jahr nicht mehr Teil des Teams zu sein. In der Ferrari-Pressemitteilung wurde hingegen verkündet, dass Ferrari und Vettel gemeinsam entschieden hätten, den Vertrag nicht zu verlängern.
Die sportlichen Erfolge bleiben in diesem Jahr aus. Vettels bestes Saisonergebnis war zunächst Platz sechs in Ungarn. Beim Ferrari-Heimspiel in Monza schied er mit einem Bremsdefekt aus.
Beim Regenrennen in der Türkei zeigte der Deutsche aber noch einmal seine Klasse und pilotierte den Ferrari ein letztes Mal als Dritter auf das Podest.
Am 10. September 2020 wurde bekannt, dass Sebastian Vettel 2021 bei Aston Martin Sergio Perez ersetztem wird und somit neuer Teamkollege von Lance Stroll wird.
Neben Stroll konnte Vettel nach anfänglichen Eingewöhnungsschwierigkeiten letztlich überzeugen, herausragende Ergebnisse waren mit einem nur unregelmäßig Top-10-fähigen Paket allerdings selten drin. Ein Podium in Baku war das klare Highlight, ein zweites in Budapest wurde wegen einer zu geringen Restmenge an Benzin annulliert.
Am 16. September bestätigte Aston Martin, dass Vettel auch 2022 für das britische Team an den Start gehen wird. Teamkollege blieb wenig überraschend Lance Stroll, Sohn des Teambesitzers.
Kurz vor der Sommerpause verkündete Vettel am 28.07.2022 sein Karriereende in der Formel 1. Auf seinem neuen Instagram-Account sprach der Vierfach-Weltmeister in schwarz-weiß über die Beweggründe seiner Entscheidung - hauptsächlich wolle der Odenwälder mehr Zeit mit seiner Familie verbringen und das schnelle Leben der Formel 1 hinter sich lassen.
Nachdem der Rücktritt bekannt war, schien Vettel befreiter auffahren zu können. Aston Martin legte eine deutlich bessere zweite Saisonhälfte hin. Das Highlight war die Rückkehr zum Japan-Grand-Prix. Auf seiner Lieblingsstrecke in Suzuka glänzte Vettel im Regen mit einem mutigen frühen Reifenwechsel. Am Ende stand mit Platz sechs das beste Saisonresultat.
In Abu Dhabi verabschiedet sich Vettel also nun von Aston Martin und der Formel 1. Die Fans werden ihn vermissen. Überall auf seiner Abschiedstournee waren Dankesbekundungen und Grußbotschaften an den vierfachen Weltmeister zu sehen. Da kam auch bei dem sonst so reflektierten Vettel manchmal etwas Wehmut auf. Auch Motorsport-Magazin.com verabschiedet sich von einem großen Champion: Danke Seb!
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