Ein Rennwochenende für Zahlenfreunde und Statistikfreaks war der Große Preis von Ungarn 2021 der Formel 1. Im Qualifying zog Lewis Hamilton erneut mit einem Rekord von Michael Schumacher und Ayrton Senna gleich, im Rennen verpasste der Champion das Kunststück, Legende Schumi sogar zu übertrumpfen. Stattdessen sicherte sich Fernando Alonso einen neuen Formel-1-Rekord, während Esteban Ocon lieber auch eine Legende jagte. Großer Jubel auch bei Williams und George Russell, die Flüche und Dürreperioden zugleich beendeten. MSM-Redakteur Jonas Fehling führt durch die spannendsten Stats vom Hungaroring.
Lewis Hamilton stellte im Qualifying einen Rekord von gleich drei Legenden des Sports zugleich ein. Mit seiner achten Pole Position auf dem Hungaroring zog der Brite mit Michael Schumacher, Ayrton Senna und sich selbst gleich. Schumacher gelang dieses Kunststück in Suzuka, Senna in Imola und Hamilton schon zuvor in Melbourne.
Sonderlich gut poliert Hamilton seine Pole-Statistik 2021 allerdings nicht gerade auf. Erstmals seit sieben Rennen schaffte es der Brite wieder auf den ersten Startplatz und ergatterte erst seine dritte Pole des Jahres. Noch dramatischer läuft es für Teamkollege Valtteri Bottas. In Ungarn schaffte es der Finne nach Portugal überhaupt erst zum zweiten Mal in die erste Startreihe. Glück brauchte das allerdings nicht ...
Nach seiner 101. Karriere-Pole verpasste Hamilton im Rennen dafür den nächsten Meilenstein seiner Karriere. Der 100. Sieg des Briten lässt weiter auf sich warten. Das freut auch alle Fans von Michael Schumacher. Der zweite Rekordweltmeister der Formel 1 behält damit gemeinsam mit Hamilton seinen Rekord für die meisten Siege auf einer Strecke. Achtmal gewann Schumi in Magny-Cours (Bild), Hamilton je achtmal in Silverstone und auf dem Hungaroring. Immerhin reichte Hamilton sein zweiter Platz, um erstmals seit dem Spanien-GP Anfang Mai wieder die WM-Führung an sich zu reißen.
Historisch und numerisch spannend ging es auch bei Alpine zu. Der Sieg durch Esteban Ocon war der erste unter dem neuem Namen jenes Teams, das bereits als Benetton, Renault und Lotus jubeln durfte.
Esteban Ocon war nicht nur der 111. Sieger in der Formel 1, sondern auch der erste Franzose seit Alain Prost in Österreich 1983, der in einem französischen Auto mit französischem Motor gewinnen konnte. Nach Pierre Gasly im Vorjahr folgte auf zuvor 24 Jahre ohne Franzosen-Sieg nun gleich der nächste Streich.
Gasly selbst hätte ohne das Pech am Start - aus den Top-6, zum achten Mal im elften Saisonrennen! - gut und gerne auch selbst gewinnen können. Stattdessen musste sich der Franzose mit der erst zweiten schnellsten Rennrunde der Teamgeschichte von AlphaTauri - egal unter welchem Namen, von Minardi über Toro Rosso bis AT - zufriedengeben. Die andere erzielte Daniil Kvyat in Spanien 2016. Damals hatte der Russe dennoch alles andere als Grund, zu jubeln ...
Auch wenig Grund zur Freude gab es in Ungarn für Ferrari. Erstmals seit zwölf Jahren stand auf dem Hungaroring kein Ferrari in den ersten drei Startreihen.
Umso größere Freude herrschte bei Williams: Zum ersten Mal seit Lance Stroll und Sergey Sirotkin in Monza 2018 brachte das Team wieder zwei Autos in die Top-10. Nach 1428 Tagen punktete Williams zudem wieder zweistellig. 2017 liefen Lance Stroll und Felipe Massa in Monza auf den Plätzen sieben und acht ein - genauso wie Nicholas Latifi und George Russell in Ungarn, zumindest nach der Disqualifikation von Sebastian Vettel.
Nicholas Latifi holte mit Platz sieben seine ersten Karrierepunkte und das beste Einzelergebnis für Williams seit Felipe Massa in Brasilien 2017 (ebenfalls P7). George Russell erzielte bei seinem 48. Start für Williams seine ersten Zähler für das Team. Ein mehr als versöhnliches Ende nach dem ersten Q1 aus des Jahres.
Keine Zähler holte dagegen Lando Norris - erstmals seit 15 Rennen in Folge. Ein Glück: Den McLaren-Rekord für Punktankünfte in Serie hielt der Brite bereits vor der Bremspedal-Suche eines gewissen Valtteri Bottas.
Immerhin einen Punkt gab es dank der Disqualifikation Vettels noch für Kimi Räikkönen. Der Finne konnte sich allerdings eher über ein endlich wieder besseres Qualifying freuen. Mit P13 war es sogar das beste Resultat des Finnen der gesamten Saison. Zumindest fast: Wie Räikkönen seinen eigenen Renningenieur nach Glückwünschen korrigierte, war der Finne im Sprint von Silverstone zumindest exakt genauso gut. Kein klassisches Zeittraining allerdings ...
Einen Rekord wie sie sonst nur Räikkönen (längste Spanne sowohl zwischen zwei Poles und zwei Siegen) sicherte sich in Ungarn unterdessen Fernando Alonso. Erstmals seit sieben Jahren und fünf Tagen führte der Spanier wieder ein Rennen an. Zuletzt war Alonso das 2014 gelungen, auch in Ungarn. Dazwischen lagen 137 Grands Prix - für Alonso waren es wegen seiner Auszeit allerdings weniger. Vorheriger Rekordhalter: Sergio Perez mit sechs Jahren, vier Monaten und 24 Tagen von Österreich 2014 bis Türkei 2020.
Zum Abschluss sicherte sich auch der gesamte Sport noch einen Rekord. Lewis Hamilton allein im Grid beim Re-Start war die einsamste Startaufstellung der Sportgeschichte - und die einsamste seit dem berühmten Rennen von Indianapolis 2005. Damals bogen sämtliche Michelin-Teams ebenfalls in der Einführungsrunde in die Boxengasse ab - nicht, um von Intermediates auf Slicks zu wechseln, sondern um aus Sicherheitsgründen aufzugeben.
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