Sebastian Vettels Ferrari-Karriere endet mit dem heutigen Großen Preis von Abu Dhabi. Auf dem Yas Marina Circuit fährt der vierfache Weltmeister heute sein 118. und damit letztes Rennen für die Scuderia. Am 12. Mai 2020 hatte Ferrari die Trennung zum Jahresende verkündet. Den ersehnten WM-Titel auf den Spuren Michael Schumachers konnte Vettel in fünf Jahren zwar nicht erreichen, doch in der ewigen Bestenliste der Scuderia hat er sich nach Siegen hinter Schumacher und Niki Lauda als dritterfolgreichster Pilot etabliert. Ein Rückblick auf alle seine Siege in rot - 14 mal "Grazie ragazzi, grande lavoro, forza Ferrari!"
Eine Bilderstrecke von Markus Steinrisser
1 - Malaysia 2015: Sowohl Vettel als auch Ferrari hatten eine schwierige Saison 2014 hinter sich - umso größer war die Überraschung, als sie schon im zweiten gemeinsamen Rennen in Kuala Lumpur 2015 ganz oben auf dem Podium standen. In einer Hitzeschlacht besiegten sie die in der Turbo-Hybrid-Ära bis dahin so dominanten Mercedes von Lewis Hamilton und Nico Rosberg. "Ich bin sprachlos", so Vettel danach. "Viel hat sich über den Winter verändert, und das Team hat mich fantastisch willkommen geheißen. Die Fans. Ich habe erst zwei Rennen gefahren, aber die Atmosphäre ist großartig."
2 - Ungarn 2015: Nicht in jedem Rennen war die neue Partnerschaft Ferrari-Vettel siegfähig. Also dauerte es bis Ungarn, doch da lief es endlich wieder in die richtige Richtung. Am Start ging Vettel von Platz drei kommend in Führung, und verteidigte diese bis zum Schluss, während hinter ihm das Chaos regierte.
3 - Singapur 2015: Der als Singapur-Spezialist bekannte Vettel machte seinem Namen unter den Flutlichtern alle Ehre, und fuhr gleich am Samstag seine erste Pole für die Scuderia ein. Überhaupt die erste Ferrari-Pole seit 2012. Im Rennen ging es so weiter, Vettel führte jede Runde bis ins Ziel an. Ärger gab es nur, als Ferrari-Mechaniker beim Feiern nach dem Rennen die Parc-Ferme-Absperrung überrannten, um zu Vettel zu gelangen. Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene schickte dem betroffenen Streckenpersonal einen Entschuldigungsbrief.
4 - Australien 2017: Das zweite Jahr wurde zur ersten Bewährungsprobe für die Beziehung Vettel-Ferrari, 2016 schlossen sie ohne gemeinsamen Sieg ab. Doch mit den neuen Regeln 2017 kam die Wende: Der SF70 war endlich ein Siegerauto, vielleicht sogar ein WM-Auto. Beim ersten GP des Jahres meldete Vettel gleich seine Ambitionen an und besiegte den Mercedes-Piloten Hamilton in Melbourne, womit Ferrari und Vettel die WM anführten.
5 - Bahrain 2017: Der nächste Sieg ließ nicht lange auf sich warten, Vettel und Ferrari setzten sich auch beim dritten Rennen der Saison gegen die Mercedes-Konkurrenten Hamilton und Valtteri Bottas durch. Erstmals sah es tatsächlich nach einem WM-Kampf zwischen Ferrari und Mercedes aus.
6 - Monaco 2017: Im sechsten Rennen des Jahres feierte Vettel seinen dritten Sieg, diesmal aber war nicht Mercedes der Gegner. Kimi Räikkönen führte vom Start weg das Rennen an, aber Vettel - klar der Nummer-eins-Fahrer des Teams - bekam die bessere Strategie zugestanden und überholte Räikkönen dank eines späteren Boxenstopps.
7 - Ungarn 2017: In Ungarn feierte Vettel den vierten Sieg des Jahres, wieder mit Schützenhilfe von Kimi Räikkönen. Von der Pole aus gestartet, begann Vettel schon früh im Rennen Probleme mit der Lenkung zu bemerken. Trotzdem schafften er und Räikkönen es, gemeinsam die Mercedes von Bottas und Hamilton abzuwehren und den nächsten Ferrari-Doppelsieg einzufahren.
8 - Brasilien 2017: Eine von Pleiten, Pech und Pannen gezeichnete zweite Saisonhälfte machte dann jedoch Vettels Titelhoffnungen zunichte. Erst beim vorletzten GP der Saison fanden er und Ferrari wieder zu alter Form zurück. Vettel rang Bottas am Start nieder und kontrollierte von da an das Rennen, sein fünfter Sieg des Jahres.
9 - Australien 2018: Der Auftakt des nächsten Jahres war erneut vielversprechend, diesmal allerdings mit etwas Glück. Hamilton und Vettel duellierten sich in der Frühphase des Rennens, dann luchste Ferrari ihm dank Risiko-Strategie die Führung ab. Die gab Vettel bis ins Ziel nicht mehr ab und meldete für 2018 erneut gerechtferigte WM-Ambitionen an.
10 - Bahrain 2018: Die unterstrichen Vettel und Ferrari gleich beim nächsten Rennen in Bahrain. Obwohl ein Unfall beim Boxenstopp von Räikkönen Vettel dazu zwang, das Rennen mit nur einem Stopp zu Ende zu fahren, schaffte er es, mit diesen Uralt-Reifen den mit frischen Reifen ausgestatteten Valtteri Bottas bis ins Ziel abzuwehren. Sicher eines seiner besten Rennen mit Ferrari.
11 - Kanada 2018: Deutlich weniger aufregend gestaltete sich Vettels Sieg in Kanada. Von der Pole aus führte er jede Runde. Sogar zwei Runden mehr als eigentlich nötig - die letzten beiden Runden wurden nicht gewertet, weil die Zielflagge zu früh geschwenkt wurde. Für Vettel kein Unterschied, er gewann klar vor Valtteri Bottas.
12 - Großbritannien 2018: Der nächste Sieg folgte gleich in Silverstone, beim Heim-GP des WM-Kontrahenten Hamilton schlug Vettel wieder zu. Mit frischeren Reifen dank eines späten Boxenstopps unter Safety Car kassierte er den Mercedes von Valtteri Bottas und baute seine WM-Führung weiter aus.
13 - Belgien 2018: Nach einem enttäuschenden, selbst verschuldeten Ausfall in Deutschland holten Vettel und Ferrari nach der Sommerpause zum Gegenschlag aus. Nachdem im Vorjahr noch Hamilton Vettel beim Start geschlagen hatte, drehten sich die Rollen: Vettel rang Hamilton nieder und verteidigte seine Führung bis ins Ziel. Leider sollte es der letzte Sieg des Jahres bleiben - in den kommenden Wochen versiegte Vettels WM-Challenge.
Kanada 2019: Offiziell kein Sieg - aber wer Vettel oder Ferrari fragt, dem wird sicher erklärt: Es war einer. Nach dem Start von der Pole sah sich Vettel konstant hohem Druck durch Lewis Hamilton ausgesetzt, machte schließlich einen Fehler, rutschte in der Schikane durch die Wiese, kam direkt vor Hamilton wieder auf die Strecke. Die Stewards urteilten "gefährliches Zurückkommen", belegten Vettel mit fünf Strafsekunden. Damit überquerte der Ferrari zwar mit Hamilton im Schlepptau die Linie als Erster, wurde aber als Zweiter gewertet. Ein stinksaurer Vettel wollte zuerst die Siegerehrung boykottieren, tauschte dann im Parc Ferme die Positionsschilder.
14 - Singapur 2019: Auf seinen einzigen echten Sieg musste Vettel 2019 bis Singapur warten. Ferrari hatte kein WM-Auto gebaut, und intern übte der neue Teamkollege Charles Leclerc starken Druck aus. Aber Singapur, das kann Vettel - zum fünften Mal gewann er auf dem Stadtkurs, holte sich dank besserem Boxenstopp-Timing Platz eins von Leclerc.
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