2022 findet das 51. Formel-1-Rennen auf kanadischem Boden statt. Den ersten Großen Preis von Kanada hat der Australier Jack Brabham 1967 für sich entschieden. Insgesamt ist es ihm in seiner Karriere dreimal gelungen, die Fahrerweltmeisterschaft zu gewinnen (1959, 1960 und 1966). Wegen seiner tiefschwarzen Haare wurde er von seinen Kollegen und der Presse auch "Black Jack" genannt. Auf dem Bild oben ist er beim Pilotieren des Boliden zu sehen, mit dem er auch den ersten Großen Preis von Kanada einfahren konnte: der Brabham BT24.
Der Kanada-GP wird an diesem Wochenende bereits zum 41-Mal auf dem Circuit Gilles-Villeneuve ausgetragen. Der Rundkurs, der sich um die künstliche Flussinsel Île Notre-Dame, die in der kanadischen Provinz Quebec gelegen ist, schlängelt, steht damit auf einer Stufe mit dem berühmten Nürburgring, auf dem bis dato ebenso viele Formel-1-Rennen ausgetragen wurden. Lediglich Spa-Francorchamps (54), Silverstone (56), Monaco (68) und Monza (71) können noch mehr vorweisen.
Lewis Hamilton hat 2019 den bislang letzten Kanada-GP auf dem ersten Platz beendet, da das Event seitdem coronabedingt ausfallen musste. Damit konnte der Brite seit 2007 sieben von zwölf in Montreal ausgetragenen Rennen gewinnen. Die einzigen vier Fahrer aus dem aktuellen Grid, die jemals einen Kanada-GP für sich entscheiden konnten, sind Lewis Hamilton, Sebastian Vettel, Fernando Alonso und Daniel Ricciardo. Außerdem konnten seit 2007 lediglich drei Fahrer die Pole-Position für sich entscheiden: Lewis Hamilton, Sebastian Vettel and Nico Rosberg.
Die vergangenen fünf Rennen wurden alle aus der ersten Reihe gewonnen, wobei Red Bull seit Beginn der Hybrid-Ära nie von ganz vorne starten durfte. Ihre beste Qualifying-Platzierung seitdem waren zwei dritte Startplätze 2014 und 2018. Seit die "Hybridpower" für zusätzlichen Vortrieb sorgt, kommt es in Kanada im Durschnitt zu 27 Überholmanövern pro Rennen. Damit bewegt sich die Rennstrecke in dieser Kategorie im unteren Drittel aller Rundkurse im Kalender. Drei Viertel aller Positionsverschiebungen ereignen sich außerdem in DRS-Zonen.
Der 13. Sieg für Ferrari in Montreal würde das Team aus Maranello auf eine Stufe mit McLaren bringen. Der britische Traditionsrennstall hält mit dieser Zahl nämlich aktuell den Rekord. Und in Sachen Pole-Positions könnte Ferrari an diesem Wochenende sogar noch einen drauflegen. Gelänge es ihnen, das neunte Mal aus der ersten Reihe zu starten, ließen sie damit Williams und McLaren hinter sich.
Die Zeichen für ein Rennen ohne längere Unterbrechungen stehen statistisch gesehen sehr gut. Seit 2010 kam das Safety-Car erst bei vier Gelegenheiten auf die Strecke und die rote Fahne wurde sogar nur ein einziges Mal geschwenkt. Und zwar während des chaotischen Rennens 2011, das Jenson Button mit einem Überholmanöver in der allerletzten Rennrunde gegen Sebastian Vettel für sich entscheiden konnte.
Interessant ist auch, was mancher Formel-1-Pilot mit jungen bzw. nicht mehr ganz so jungen Jahren schon alles anhäufen konnte. Max Verstappen, der 2015 mit gerade einmal 17 Jahren in die Formel 1 gekommen ist, fährt an diesem Wochenende bereits seinen 150. Grand Prix. Auf der anderen Seite des Altersspektrums im aktuellen Fahrerlager würde Fernando Alonso am Sonntag die 2.000-Punkte-Schallmauer durchbrechen, falls es ihm gelingt, das Rennen unter den besten acht zu beenden.
Mit Lance Stroll und Nicholas Latifi im Starterfeld wäre das der erste Kanada-GP seit 1969 mit mehr als einem Kanadier, der am Rennen teilnimmt. Ansonsten gilt es für die beiden allerdings eher, ihre jeweilige Qualifying-Pechsträhne zu beenden. Sollte Latifi bei seinem Heimrennen in Q1 ausscheiden, würde er seinen persönlichen Negativ-Rekord in dieser Kategorie auf 17 erhöhen. Das letzte Mal als er ganze 16-mal in Folge in Q1 ausgeschieden ist, war zwischen Silverstone 2020 und Bahrain 2021. Und sollte Lance Stroll es nicht über das erste Qualifying-Segment hinausschaffen, würde er Jarno Trulli von Platz acht der ewigen Rangliste der Fahrer überholen, die am häufigsten in Q1 ausgeschieden sind, seit das Format 2006 eingeführt wurde.
Charles Leclerc hat hingegen gerade einen richtigen Qualifying-Lauf. Sollte er an diesem Wochenende die Pole-Position erneut für sich entscheiden können, wäre er in der langen Geschichte der Formel 1 erst der 15. Fahrer, der ganze fünf Mal hintereinander von P1 startet. Sollte es ihm dann aber wieder nicht gelingen, nach dem Rennen ganz oben auf dem Treppchen zu stehen, wäre dies das erste Mal seit 2002. Damals konnte nämlich Juan Pablo Montoya keines von fünf aufeinanderfolgenden Rennen, in die er von ganz vorne gestartet war, gewinnen. Ansonsten ist an dieser Stelle nur noch Niki Lauda zu nennen. Auch er fuhr 1975 fünf Pole-Positions hintereinander ein, konnte aber keinen der Grand Prix mit nach Hause nehmen.
Lewis Hamilton hätte (theoretisch) die Möglichkeit, so einige Rekorde aufzustellen. Würde er gewinnen, würde er mit 8 Siegen auf einer Rennstrecke erneut den aktuellen Rekord einstellen. Neben Michael Schumacher, dem dieses Kunststück in Magny Cours gelungen ist, kann nämlich nur Lewis Hamilton selbst so eine beeindruckende Zahl in dieser Kategorie vorweisen. In Silverstone und auf dem Hungaroring stand er jeweils auch schon 8-mal auf dem Siegespodest. Darüber hinaus könnte er auch Schumachers Rekord mit Blick auf die meisten Poles in Kanada übertrumpfen. Dem Deutschen gelang es insgesamt 6-mal, von ganz vorne ins Rennen starten zu dürfen. Und mit einem Rennsieg in der Saison 2022 würde er gleich zwei weitere Bestmarken auf einmal setzen: die meisten Formel-1-Saisons mit mindesten einem Sieg (16) und die längste Zeitspanne zwischen dem ersten und dem letzten Grand-Prix-Sieg (15 Jahre). Und gelänge ihm demnächst gar ein weiterer Hattrick - was aktuell allerdings äußerst unwahrscheinlich erscheint - wäre er der zweite Fahrer nach Michael Schumacher, dem diese Glanztat ganze 20-mal gelungen ist.
Eine Murmeltier- oder auch Möwen-Unfallstatistik konnten wir leider nicht für euch ausfindig machen. Es bleibt aber zu hoffen, dass die Tiere in diesem Jahr etwas mehr Respektabstand zu den Rennboliden halten, die mit mehreren hundert km/h ihr Kreise ziehen als in der Vergangenheit - den Mechanikern, den Fahrern und nicht zuletzt den Tieren selbst zuliebe.
Solche Zwischenfälle gehen aber nicht immer traurig aus. 2016 kam es beim Kanada GP zum Beispiel zu einer in erster Linie kuriosen Szene zwischen Sebastian Vettel und einem Möwen-Paar - und zwar in der Highspeed-Kurve 1. "Da saßen mitten im Scheitelpunkt diese beiden Möwen, und sie machten keinerlei Anstalten, ihren Platz preiszugeben. Ich fliege da im vollem Karacho heran, die hocken völlig entspannt dort. Vielleicht sollte jemand versuchen, dieses Pärchen einzufangen. Sie könnten alles widerlegen, was wir über diese Tiere wissen. Es war unglaublich." Am Ende fuhr der Tierfreund natürlich einen kleinen Bogen um das wagemutige Wildvogel-Paar - auch wenn ihn das vielleicht etwas Zeit kostete.
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