Haas startet ins neue Formel-1-Jahr! Das jüngste Team im Feld absolviert am Freitag als erstes Team den Saison-Launch. In seiner bislang acht-jährigen Geschichte bot der Rennstall des amerikanischen Unternehmers Gene Haas gerne mal ganz großes Kino, mit tatkräftiger Unterstützung von Ex-Teamchef Günther Steiner, sowie von Fahrern wie Romain Grosjean, Mick Schumacher oder Nikita Mazepin. Ein Blick zurück auf die Highlights.
Punkte & Abschussrampe beim Debüt
Haas schlug 2016 beim Saisonauftakt in Australien förmlich wie eine Bombe ein. Mit einem sensationellen sechsten Platz sorgte Romain Grosjean gleich einmal für die ersten Punkte im ersten Rennen (ein fünfter Platz in Bahrain sollte folgen). Teamkollege Esteban Gutierrez stellte sicher, dass auch das zweite Auto einen großen TV-Auftritt kam - indem er als Abschussrampe für Fernando Alonsos mehrfachen Überschlag fungierte.
Kopier-Krise
Nicht alle Teams im Formel-1-Mittelfeld erfreuten sich allerdings an Haas' schnellem Erfolg (fünf Punkteankünfte in zehn Rennen). Der Grund: Eigentümer Gene Haas hatte sich für den Einstieg das kostengünstige neue F1-Kundenmodell erwählt, und kaufte fast alles, was er konnte, vom Motorenpartner Ferrari ein. Die direkte Konkurrenz hielt das für fragwürdig. Erst recht, nachdem Haas 2018 mit einem Auto antrat, das teilweise das viertschnellste im Feld war. Und verdächtig wie der Vorjahres-Ferrari aussah. Sämtliche Klagen über "Ferraris B-Team" verliefen jedoch stets im Sand.
Crash-Kid Grosjean?
Loyal gegenüber Haas war vor allem einer: Romain Grosjean. Er war von Anfang an dabei, und sorgte für einige von Haas' absoluten Highlights, wie die Punkte beim Debüt, oder auch das bisher beste Teamergebnis. Und doch bleibt er der Formel 1 vor allem für bizarre Unfälle in Erinnerung. Allen voran Baku 2017: Hier crashte Grosjean hinter dem Safety Car, gefolgt von dem mittlerweile legendärem Funkspruch seines Renningenieurs: "Ich denke, Ericsson hat uns abgeschossen." Ohne dass Sauber-Pilot Marcus Ericsson auch nur in der Nähe gewesen wäre.
Wankers statt Rockstars
Berühmt wurde Haas 2018: Für die Netflix-Dokuserie 'Drive to survive' wurden die Amerikaner, und allen voran Teamchef Günther Steiner, zu den großen Stars. Das Highlight kam beim ersten Rennen, als die Boxencrew innerhalb von zwei Runden zwei Boxenstopps verbockte und ein Top-Ergebnis in ein Doppel-Aus verwandelten.
Die Kameras fingen danach ein heute legendäres Telefonat zwischen Steiner und Teameigner Gene Haas ein: "Wenn wir vier und fünf holen, sehen wir wie verdammte Rockstars aus. Jetzt sind wir ein Haufen verdammter Schwachköpfe. Ein Haufen verdammter Clowns." (im Original: "If we finish fourth and fifth, we fucking look like rockstars. Now we are a fucking bunch of wankers. A bunch of fucking clowns.")
Grosjean vs. Magnussen - die ewige Krise
Umso öfter Ziel von Steiners Schimpftiraden waren seine beiden Fahrer Romain Grosjean und Kevin Magnussen. Die beiden bemühten sich stets zu versichern, dass sie abseits der Strecke gute Freunde seien - auf der Strecke war davon aber nie viel zu sehen. 2019 eskalierte das Duell gleich mehrmals - und in einer Saison, in der Punkte schwer zu holen waren, wurde das schnell teuer.
Als die beiden sich in Silverstone in der ersten Runde ins Gehege kamen, gab es die nächste Netflix-Eskalation. Nachdem ein frustrierter Steiner ihnen hinter verschlossener Tür die Leviten gelesen hatte, knallte Magnussen die Tür zu. Worauf Steiner den Sager "He does not fucksmash my door" vom Stapel ließ. Trotzdem wurden beide Fahrer nur wenige Wochen später um ein Jahr verlängert.
Rich Energy
2019 konnte Haas erstmals einen echten Hauptsponsor vorweisen - mit dem Energy Drink Rich Energy. Was mit hübscher neuer Lackierung begann, ging aber schnell den Bach runter. Niemand wusste, ob Rich Energy überhaupt existierte. Dann wurde das Unternehmen wegen Logo-Diebstahls vor Gericht verurteilt, ab Monaco fuhr Haas ohne dem Logo.
Dann kündigte Rich-Energy-Eigentümer William Storey plötzlich über Twitter den Deal auf, dann doch nicht, ein Hin und Her begann, im Hintergrund wohl mit Rechtsstreit zwischen Storey und dem Rest von Rich Energy. Haas hielt sich aus dem Chaos so lange wie möglich heraus, bis man am 9. September einvernehmlich das abstruse Partnerschafts-Verhältnis löste. Anschließend fuhr Haas wieder ohne Hauptsponsor.
Abschied in Flammen
Nach vier gemeinsamen Jahren wurde das Fahrerduo Grosjean/Magnussen 2020 schließlich verabschiedet. Grosjeans Abgang war allerdings ein dramatischer: Beim Bahrain-GP - es hätte sein drittletzter Haas-GP werden sollen - crashte er in der ersten Runde. Es war ein Feuerunfall, wie ihn die Formel 1 seit Jahren nicht mehr gesehen hatte. Grosjean entkam dem Inferno mit Verbrennungen, konnte aber seine letzten beiden Haas-Rennen nicht mehr antreten. Damit absolvierte er 98 GPs für Haas - die 100 wird ihm wohl verwehrt bleiben.
Schumacher & der Skandal-Partner Haas eröffnete die Saison 2021 mit einer neuen Fahrerpaarung: Grosjean und Magnussen machten Mick Schumacher und Nikita Mazepin Platz. Während Schumacher als Ferrari-Junior, F2-Meister und Sohn des siebenfachen Weltmeisters für positive Schlagzeilen sorgte, fiel Mazepin innerhalb einer Woche sofort negativ auf: Auf einem Instagram-Video war zu sehen, wie er eine Frau begrabschte. Skandal und Shitstorm folgten auf dem Fuß. Als Mazepin von Saisonbeginn an auch noch mit der Formel 1 überfordert schien, pacemäßig nicht mithalten konnte und sich viele Fehler leistete, wurde der wohlhabende Russe zur Hass-Figur der F1-Fangemeinschaft schlechthin.
Ukraine-Krieg
Die Causa Mazepin wurde Haas 2022 zum Verhängnis. Während die Formel 1 ihre Testfahrten in Barcelona absolvierte, begann der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine. Ungünstig natürlich, wenn man zu diesem Zeitpunkt von einem russischen Konzern mit Putin-Kontakten gesponsert wird, der Sohn des Konzern-Eigentümers als Paydriver im Cockpit sitzt und das Auto wie eine fahrende Russland-Flagge designt ist. Wenige Tage später verlor Haas seinen Hauptsponsor, legte seine Lackierung ab und setzte Mazepin vor die Tür. Trostpflaster: Nachfolger Magnussen schlug von Anfang an ein und das Team erlebte zum Saisonstart mit den neuen Regeln eine Renaissance.
Steiner vs. Mick
Für Mick Schumacher war das Kapitel Haas auch nach dem Ende der Saison 2022 erledigt. Eine Reihe von Unfällen kosteten dem Deutschen sein Cockpit. Die mangelnde Rückendeckung und regelmäßige Kritik durch Günther Steiner wurde dem damaligen Teamboss ebenfalls angekreidet. Das Verhältnis zwischen Fahrer und Teamchef lag bald am Boden. 2023 wurde Mick durch Nico Hülkenberg ersetzt.
Steiner raus
Letztendlich hielt aber auch Günther Steiner nur noch ein Jahr bei Haas durch. Nach einer enttäuschenden Saison 2023 mit dem letzten Platz in der Team-WM wurde der Wegbereiter der Mannschaft von Boss Gene Haas vor die Tür gesetzt. Ob nur sportliche Gründe dahintersteckten ist unklar, Gerüchte sprachen schon zuvor von einem Streit zwischen Haas und Steiner. Ab 2024 fungiert Ayao Komatsu als Teamchef beim Rennstall aus Kannapolis.
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